Zeche Haniel

von Fritz Pamp

Die im Stadtgebiet von Bottrop liegende Zeche Franz Haniel gehörte zur Gutehoffnungshütte (GHH) und zählte deshalb allgemein zu den Oberhausener Schachtanlagen. Der Chronist geht noch einen Schritt weiter und betrachtet sie hier wegen der engen Verbindungen zur Zeche Jacobi als Osterfelder Betrieb in Schlaglichtern etwas genauer.

Vorstand und Aufsichtsrat der GHH beschlossen 1920, das dem Unternehmen gehörende Grubenfeld Neu Oberhausen durch die Doppelschachtanlage Franz Haniel zu erschließen. Als Namenspatron wählten sie den 1916 verstorbenen Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Franz Haniel den Jüngeren (1842 – 1916), einen Enkel des Gründungsgewerken der Hüttengewerkschaft Jacobi Haniel und Huyssen (JH&H) Franz Haniel. Eine von dem Berliner Bildhauer Professor Georg Kolbe geschaffene Bronze-Büste, die als Leihgabe der Familie Haniel auf dem Zechenplatz steht, erinnert an den Namensgeber.

In Bottrop besaß die Gesellschaft den Gutshof Fernewald, der 125 ha Ackerland, Wiesen und Weiden bewirtschaftete. Als günstigsten Standort der Tagesanlagen des neuen Bergwerks ermittelte der Markscheider einen an der Grenze zu Sterkrade und Osterfeld gelegenen Teil dieses Areals.

Mehrere Kernbohrungen auf dem Gelände trafen lockere und wasserführende Gebirgsschichten an. Diese Bohrergebnisse führten zu der Entscheidung, die geplanten Schächte bis 180 m Teufe im Gefrierverfahren niederzubringen und mit gußeisernen Tübbingen auszubauen. Noch im Jahre 1920 begannen Baukolonnen, die provisorischen Tagesanlagen zu errichten. Parallel dazu lief das Bohren und Verrohren der 175 m tiefen Gefrierlöcher. Die Kälteerzeugungsanlage nahm am 21. Juni 1921 den Betrieb auf. Im Herbst war der Frostkörper soweit aufgebaut, daß am 31. Oktober 1921 damit begonnen werden konnte, den Schacht Franz Haniel 1 mit einem Durchmesser von 6 m zu teufen.

Die Arbeiten, die die Schachtbaufirma Haniel & Lueg ausführte, gingen zügig und ohne nennenswerte Schwierigkeiten vonstatten. Im Mai 1922 erreichte der Schacht die 180-m-Marke und damit auch das Ende des Tübbing-Ausbaus. Die Kälteanlage stand nun für den Schacht Franz Haniel 2 zur Verfügung.
Die Schachthauer setzten die Teufarbeiten mit guten Leistungen fort. Sie bauten den Schacht bis zu der geplanten Endteufe von 458 m mit Ziegelmauerwerk aus. Die Mannschaft beendete am 7. März 1923 die Teufarbeiten. Als nächstes Projekt nahm sie die Füllörter für die 1. (352 m-) Sohle und die 2. (428 m-) Sohle in Angriff. Auf der 2. Sohle stellten Bergleute der Zeche Jacobi 1924 die erste Verbindung zwischen den beiden Schachtanlagen her.

Die von Schacht 1 umgesetzten Kältemaschinen für den 85 m nordöstlich mit 6,5 m Durchmesser geplanten Schacht Franz Haniel 2 wurden am 16. Dezember 1922 eingeschaltet. Das Einfrieren dauerte wegen der starken Grundwasserströmung bis Ende September 1923. Am 1. Oktober lief der Teufbetrieb an. Auch hier gab es keine Probleme. Die Schachthauer bauten am 15. Mai 1924 bei 182 m den letzten Tübbing ein. Die Kältemaschinen wurden stillgesetzt und der natürliche Auftauprozeß im Gefrierteil begann.

Die Spezialisten trafen im weiteren Verlauf ihrer Arbeiten in 334 m Teufe das Karbon an und erreichten am 21. Juli 1925 die geplante Endteufe von 556 m. Anschließend setzten sie , wie in Schacht 1 , die 1. Sohle und die 2. Sohle aus und verbanden die Füllörter miteinander.

 

Der Zusammenbruch des Schachtes Franz Haniel 2

Als im Frühjahr 1925 wieder normale Gebirgstemperaturen herrschten, zeigten sich die Tübbing-Säulen in beiden Schächten völlig dicht und unbeschädigt. An diesem Zustand änderte sich bis zum Eintritt der Katastrophe nichts.

Am 25. September 1925 brachen beim Ziehen der Gefrierrohre am Schacht Franz Haniel 2 in einer Teufe von 75 m plötzlich einige Tübbing-Segmente. Durch die immer größer werdende Bruchstelle ergossen sich gewaltige Wasser und Schlammassen in die Grube. Das Wasser stieg im Schacht unaufhörlich an und strömte schließlich durch die oben erwähnte Verbindungsstrecke zur Zeche Jacobi. Hier soffen alle Grubenbaue unterhalb der 2. Sohle ab. Aus Sicherheitsgründen legte die Bergbehörde den gesamten Untertagebetrieb still. Nur mit großer Mühe konnten die Bergleute verhindern, daß das Wasser auch die Zeche Vondern überschwemmte.

Einen Tag später bildete sich plötzlich ein riesiger Krater von 50 m Durchmesser um den Unglücksschacht, und das hölzerne Schachtgerüst versank zusammen mit den umliegenden Gebäuden und Maschinen in der Tiefe. Am Kraterrand brachen immer wieder große Schollen ab und im Erdboden zeigten sich tiefe Risse. Deshalb fürchteten die Fachleute, daß auch der Schacht Franz Haniel 1, der bis dahin noch völlig in Ordnung war, in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Der Leiter des Preußischen Bergreviers Oberhausen, Erster Bergrat Koepe, schrieb in seinem „Endgültigen Bericht über den Schachteinsturz Franz Haniel 2“ an das Oberbergamt in Dortmund am 19. Februar 1926 unter anderem:

In dieser äußerst bedenklichen Lage meldete ein oben im Fördergerüst des Schachtes 1 aufgestellter Beobachtungsposten gegen 12 Uhr mittags, daß sich im Einsturztrichter des Schachtes 2 ein Wasserspiegel zeigte, womit als sicher angenommen werden konnte, daß die in den Schacht gestürzten Holz- und Eisenmassen diesen am Füllort der 428 m – Sohle verstopft und dadurch die zufließenden Schwimmsandmassen zum Halten gebracht hatten. Das aufgehende Wasser stieg im Schachttrichter langsam bis zur Höhe des Grundwasserspiegels und entsprechend ließ der Zufluß durch den Verbindungsquerschlag nach der Schachtanlage Jacobi allmählich nach und hörte nach kurzer Zeit fast gänzlich auf.

Durch diesen glücklichen Umstand war der Schacht Franz Haniel 1 außer Gefahr und auch Jacobi schien gerettet zu sein, denn die Grubenwehr konnte auf der 2. Sohle einen druckfesten Damm setzen. Danach durften die Betriebe oberhalb der 2. Sohle belegt werden. Menschen kamen bei der Katastrophe nicht zu Schaden.

Abschließend stellte Bergrat Koepe im oben angeführten Bericht fest:

Da sich also alle Mutmaßungen über die Ursachen des Schwimmsandeinbruches als wenig stichhaltig bezw. als irrig erwiesen haben, so komme ich in Übereinstimmung mit den technischen Vertretern der Werksverwaltung und der ausführenden Schachtbaufirma Haniel & Lueg, die an der Untersuchung der Schachtkatastrophe von Anfang an teilgenommen und sich in anerkennenswerter Weise um eine restlose, möglichst einwandfreie Aufklärung des Schachteinbruchs gewissenhaft bemüht haben, zu dem eingangs ausführlich begründeten Ergebnis, daß die Beschädigung des eisernen Schachtausbaus höchst wahrscheinlich durch eine ungleichmäßige Druckbeanspruchung der Tübbingsäule in den Schwimmsandschichten hervorgerufen ist, die ihrerseits vermutlich mit dem Ziehen der Gefrierrohre in einem ursächlichen Zusammenhang steht.

 

Der Neubeginn mit Unterbrechungen

Die GHH wollte den verunglückten Schacht so schnell wie möglich an gleicher Stelle neu abteufen. Deshalb ließ sie den verfüllten Einsturztrichter mit einer Eisenbetonplatte abdecken. Diese sollte als Fundament für die neue Abteufanlage dienen. Im Jahre 1928 , der Abteufturm war gerade fertiggeworden , ließ die GHH die weiteren Arbeiten wegen der Wirtschaftskrise einstellen.

1936 erwachte die Anlage zu neuem Leben. Die Vorbereitungsarbeiten erwiesen sich als äußerst schwierig und zeitaufwendig. Parallel dazu erhielt die Baustelle auch noch zur besseren Materialversorgung über die Zeche Jacobi einen Anschluß an das Werksbahnnetz.

Am 15. Februar 1939 begannen die Schachthauer der Firma Haniel & Lueg zum zweiten Male, den Schacht Franz Haniel 2 abzuteufen. Dabei kamen alle Maschinen und Ausrüstungen wieder zum Vorschein, die 1925 in den Fluten versunken waren.

Gleichzeitig liefen auch die Arbeiten im Schacht Franz Haniel 1 wieder an. Er bekam zuerst aus Sicherheitsgründen eine zweite Tübbingsäule; dadurch verringerte sich der Schachtdurchmesser in diesem Bereich auf 5,25 m. Anschließend wurde der Schacht dann tiefergeteuft.

Während des Zweiten Weltkrieges (1939 – 1945) machten die Arbeiten nur geringe Fortschritte, weil Fachleute und Material fehlten. Als die Aktivitäten 1944 ganz zum Erliegen kamen, hatten beide Schächte die vorgesehene Endteufe von 600 m erreicht und die Anschlüsse für die 3. (557 m-) Sohle waren fertiggestellt.

Nach Kriegsende änderte sich der Facharbeiter- und Materialmangel nicht. Der Aufschwung kam zwar mit der Währungsreform 1948, aber da mußte die GHH vordringlich in die anderen Betriebe investieren. Mittel zur Fertigstellung der Zeche Franz Haniel standen erst 1951 zur Verfügung.

Im Frühjahr liefen die Arbeiten im Tagesbetrieb, in den Schächten und unter Tage mit „Hochdruck“ an, denn die neue Anlage sollte wegen der guten Absatzchancen für die Kohle so schnell wie möglich die Förderung aufnehmen. Dieses Mal ging alles nach Plan. Und am 2. Mai 1952 war es dann endlich so weit: Im Schacht Franz Haniel 2 kamen die ersten Kohlen aus einem schachtnahen Abbaubetrieb zutage. Die Rohförderung wurde mit der Werksbahn zur Zeche Jacobi transportiert und dort aufbereitet. Eine eigene Wäsche bekam die Schachtanlage auch in Zukunft nicht.

Am Jahresende beschäftigte die Zeche Franz Haniel 840 Mann und wies eine Förderung von 67 000 t aus. In den folgenden Jahren stiegen die Belegschaftszahlen und die Förderung stetig an. 1955 verdienten bereits 2 200 Menschen auf Franz Haniel ihr Brot; die Förderung lag bei 705 000 t/a. Vier Jahre später (1959) erreichte die Schachtanlage mit 3 212 Mitarbeitern ihre Maximalförderung von 1,42 Mill. t/a. Die Gewinnungsbetriebe liefen in den Flözen der Flammkohlen-, Gasflammkohlen- und der Gaskohlengruppe. Schrämmaschinen und Kohlenhobel erleichterten den Bergleuten die Arbeit.

Auf der 3. (557 m-) Sohle wurde die zweite Verbindung zur Zeche Jacobi fertiggestellt.

Das Kraftwerk Franz Haniel

Im Jahre 1953 betrieb die Bergbau AG Neue Hoffnung, eine Nachfolgegesellschaft der GHH, die Kraftwerke Sterkrade und Osterfeld, die in den Kesselhäusern überwiegend schwer absetzbare Ballastkohle und Mittelgut verfeuerten. Deshalb produzierten sie den Dampf und damit auch Druckluft und vor allem elektrische Energie sehr kostengünstig. Wegen der stetig steigenden Förderung auf den Zechen Osterfeld, Jacobi und Franz Haniel zeichnete es sich jedoch ab, daß beide Versorgungsbetriebe in absehbarer Zeit die benötigte Energie nicht mehr mit der erforderlichen Sicherheit liefern konnten. Deshalb beschlossen Vorstand und Aufsichtsrat, auf der Schachtanlage Franz Haniel ein weiteres Kraftwerk zu bauen und einen Teil der dort geförderten Flammkohle, die sich gut als Kesselkohle eignete, unaufbereitet zu verstromen. Der größte Teil der Förderung sollte wie bisher über die Schiene zur Wäsche Jacobi transportiert werden. Die Planung sah eine installierte elektrische Leistung von 47 Megawatt und einen Turboverdichter für die Erzeugung von 80 000 Nm³/h Druckluft vor.

Noch im selben Jahr, also 1953, erfolgte der erste Spatenstich. Die Bauarbeiten verliefen zügig und ohne Komplikationen.

Zum Jahresende 1954 stand das Projekt kurz vor der Fertigstellung. Überall beschäftigten sich die Monteure mit den Restarbeiten, und die Prüfingenieure der Lieferfirmen und des TÜV suchten nach Schwachstellen und Sicherheitsrisiken, damit diese noch vor der Inbetriebnahme beseitigt werden konnten.

Der Chronist, der als Elektrolehrling ein klein wenig zum Gelingen beigetragen hatte, war Zeuge, als Bergassessor Klaus Haniel am 20. Januar 1955 auf das berühmte Knöpfchen drückte, und das Kraftwerk Franz Haniel zum ersten Male Dampf, Druckluft und elektrischem Strom in die entsprechenden Netze speiste.

Jeder der drei von einer zentralen Warte gesteuerten Schmelzkammerkessel erzeugte in der Stunde 125 Tonnen Dampf mit 80 bar und 510° C. Dafür brauchte er rund 10 Tonnen Kohle und 135 Tonnen Wasser. Etwa ein Drittel des eingesetzten Speisewassers war in Ionen-Austauschern vollentsalztes Brunnenwasser, das mit dem Kon-densat gemischt über die Niederdruckvorwärmer den Speisewasser Entgasungsbehältern zugeführt wurde. Die Speisepumpen drückten das Wasser von hier aus durch die Hochdruckvorwärmer in die Kessel. Drei Elektrofilter auf dem Dach des Kesselhauses reinigten die Rauchgase und gaben sie über kurze Schornsteine an die Atmosphäre ab. Erst mehr als 15 Jahre später, 1972, wurde aus Umweltschutzgründen ein 160 m hoher Kamin gebaut.

Der in der 21 MW Vorschaltmaschine oder bei Bedarf auch in einer Reduzierstation auf 17,5 bar entspannte Dampf speiste danach eine 26 MW-Kondensationsmaschine, einen Turbokompressor für 80 000 Nm³/h Niederdruckluft, der ebenfalls auf Kondensation arbeitete, sowie die Fördermaschinen und die sonstigen Dampfverbraucher auf der Zeche Franz Haniel.

Außerdem versorgte die neue Anlage das Bergwerk Jacobi über eine 4 km lange Rohrleitung mit Dampf. Die alten Kesselhäuser auf beiden Zechen hatten ausgedient und sollten später abgerissen werden.

Wegen eines Kabelbrandes unterhalb der Schaltwarte mußte das Kraftwerk am 31. Januar wieder außer Betrieb genommen werden. Zum Glück standen die alten Kesselhäuser noch

Die Feuerwehr bekam den Brand schnell unter Kontrolle, trotzdem richtete er einen solchen Schaden an, daß es Wochen oder sogar Monate dauern konnte, alle Kabel auszuwechseln. Solange sollte zumindest die Kesselanlage aber unter keinen Umständen stillstehen. In dieser Situation wurde Improvisation groß geschrieben, und weil alle , auch der Lehrling , an vielen Tagen „doppelt“ machten, standen die Kessel mit örtlichen Steuerständen am 28. Februar wieder unter Dampf.

In den folgenden Monaten verschwanden nach und nach alle Provisorien und Anfang November wurde das Kraftwerk zum zweiten Male angefahren.

Größere Zwischenfälle gab es in Zukunft nicht mehr.

Nach der Stillegung des Kraftwerkes Osterfeld am 24. Februar 1977 versorgte das Kraftwerk Franz Haniel auch die Zeche und Kokerei Osterfeld mit Dampf. Die Rohrleitung erreichte jetzt eine Gesamtlänge von 7,4 km.

Ab 1. Juli 1978, als auch das Kraftwerk Sterkrade den Betrieb eingestellt hatte, übernahm das Kraftwerk Franz Haniel die Druckluftversorgung der Bergwerke Osterfeld und Prosper-Haniel. Aus diesem Grunde wurde die Drucklufterzeugungsanlage um zwei Verdichter mit je 80 000 m³/h erweitert. Die neuen Maschinen erhielten Elektroantriebe. Seit diesem Jahr (1978) verfeuerten zwei der drei Dampferzeuger neben Kohle auch Grubengas.

Das Kraftwerk Franz Haniel erzeugte in den 34 Jahren bis zur Stillegung am 29. November 1988 aus 7,15 Mill. Tonnen Kohle und 238 Millionen Kubikmetern Gas 9,2 Milliarden Kilowattstunden elektrischen Strom und eine nicht bekannte Menge Druckluft und Prozeßdampf.

Der Kamin wurde am 2. Dezember 1990 um 15.00 Uhr gesprengt. 160 wohldosierte Sprengladungen sorgten dafür, daß der Koloß in sich zusammenfiel, ohne die angrenzenden Gebäude zu gefährden.

Nach diesem im Zusammenhang dargestellten Lebenslauf des Kraftwerks möchte der Chronist den geneigten Leser zu den Ereignissen auf der Schachtanlage zurückführen.

Zunächst kam es auch hier zu einem Besitzerwechsel, denn die Zeche Franz Haniel gehörte seit 1952 mit allen ehemaligen GHH-Zechen zu der aus der Entflechtung entstandenen Bergbau AG Neue Hoffnung, die 1959 ihrerseits von der Hüttenwerke Oberhausen AG übernommen wurde.

 

Das Verbundbergwerk Jacobi/Franz Haniel

Am 1. Januar 1965 hob die Hüttenwerke Oberhausen AG, Abteilung Bergbau, das Verbundbergwerk Jacobi/Franz Haniel aus der Taufe. Das 36,3 km² große Grubenfeld lag im Grenzbereich der Städte Oberhausen und Bottrop. Jacobi und Franz Haniel blieben selbständige Betriebsführerabteilungen mit einer Gesamtbelegschaft von 4 547 Mann.

Die beiden Baufelder waren auf der 2. Sohle, der 3. Sohle und der 5. Sohle miteinander verbunden. Außerdem gab es seit 1964 einen Frischwetteranschluß an den Nordschacht des Bergwerks Osterfeld. Um die Bewetterung noch weiter zu verbessern, übernahm Jacobi/Franz Haniel 1967 den Schacht Rheinbaben 5 der stillgelegten Zeche Möller/Rheinbaben als Frischwetterschacht für das Ostfeld Franz Haniel. Die Abwetter dieses Feldes wurden aufgrund eines Vertrages mit der Zeche Prosper über den Schacht Prosper 9 in Kirchhellen-Grafenwald abgeführt.

Die Betriebsabteilung Jacobi baute weiterhin in den Flözen der Gaskohle und der Fettkohle, während Franz Haniel Flammkohle, Gasflammkohle und Gaskohle förderte. Die Abbaubetriebspunkte lagen auf Jacobi zwischen der 3. Sohle und der 5. Sohle. Auf Franz Haniel ging der Abbau zwischen der 1. Sohle und der 3. Sohle um.

Ein Teil der Hanielförderung wurde am Schacht Franz Haniel 2 gezogen, abgesiebt und durch einen Brecher in maximal 120 mm große Stücke zerkleinert. Die dabei anfallende Rohfeinkohle unter 10 mm Körnung kam über Gummibänder als Brennstoff in das Kraftwerk, der Rest mit Talbot Wagen zur Aufbereitung nach Jacobi. Die Kohlen von der 3. Sohle wurden im Rahmen des Förderverbundes in einem Blindschacht zur 5. Sohle Jacobi abgewendelt und dort gefördert.

1965 betrieb Jacobi/Franz Haniel 11 Streben mit einer durchschnittlichen Länge von 200 Metern. Jeder Betrieb lieferte täglich im Mittel 740 Tonnen Kohle und rückte dabei mehr als 2 m vor. Die Streckenauffahrung erfolgte meist konventionell durch Bohr- und Sprengarbeit, für das Laden des Haufwerks standen Wurfschaufellader, Seitenkipplader oder Schrapper zur Verfügung. Wenn Flözmächtigkeit und Geologie stimmten, kam auch die Streckenvortriebsmaschine Continuous Miner zum Einsatz, die nur Kohle schneiden konnte.

Im Juni 1965 erreichte das Verbundbergwerk erstmals eine Untertageleistung von 3 t/MS, und am Ende des ersten Betriebsjahres wies es mit einer Belegschaft von 4 547 Mann eine Förderung von 2,44 Mill. t aus. Das blieb auch bis zur Stillegung die Maximalförderung.

Im Jahre 1969 wechselte das Bergwerk Jacobi/Franz Haniel noch einmal den Besitzer: es kam zur Ruhrkohle AG (RAG). Diese beschloß im Rahmen eines Gesamtanpas-sungsplanes, die Betriebsabteilung Jacobi zum 31. März 1974 stillzulegen und die Betriebsabteilung Franz Haniel mit den Prosper-Schachtanlagen zu einem neuen Verbund mit dem Namen Prosper-Haniel zusammenzufassen.

Einsatz einer Streckenvollschnittmaschine auf dem Bergwerk Prosper-Haniel

Planungen, die Ende der 1970er Jahre erstellt wurden, sahen für das Bergwerk Prosper-Haniel die 6. Sohle als erste gemeinsame Sohle in 1 000 m Teufe vor. Bis 1983 sollten von den projektierten 17 Streckenkilometern 8 km erstellt werden. In dieser kurzen Zeit ließ sich das gesteckte Ziel mit der konventionellen Technik, also mit Bohr- und Sprengarbeit, nicht erreichen. Deshalb fiel die Entscheidung, eine Streckenvollschnittmaschine (SVM) einzusetzen. Diese nahm im September 1980 den Betrieb auf. Sie schnitt ein kreisrundes Streckenprofil mit 6 m Durchmesser aus dem vollen Gestein und erreichte Vortriebsgeschwindigkeiten von 24 m/d.

Bis zum Jahre 1998 bohrte die SVM, durch Planungsänderungen bedingt, nicht 17 km sondern fast 35 km Strecken. Vor dem Zechentor Franz Haniel erinnert ein zweiteiliges Denkmal an diese nicht alltägliche Leistung.

Der Förderberg Prosper

Das spektakulärste Projekt im gesamten Ruhrgebiet war Mitte der 1980er Jahre der „Förderberg Prosper„. Auf dem Bergwerk Prosper-Haniel plante man nämlich zur Vereinfachung des Förderweges und damit zur Kostenoptimierung, das bis zu 250 m mäch-tige Deckgebirge mit einem Schrägschacht zu durchdringen und die gesamte Förderung auf einem Gurtförderer aus 786 m Teufe zu heben und in der Wäsche Prosper II aufzubereiten.

Die Pfeile kennzeichnen den alten Förderweg: Die Rohkohle wird von der 6.Sohle zur 5.Sohle Prosper III gehoben. Hier gelangen in Schacht 6 etwa 25% der Förderung nach übertage. Der Rest wird von der 6.Sohle Prosper II in Schacht 8 gefördert.

Einen solchen Grubenbau hatte es im Ruhrbergbau bis dahin noch nicht gegeben.

Die Markscheiderei erarbeitete viele Varianten zur Trassenführung des Förderberges, die Entscheidung fiel schließlich für eine 3 653 m lange, gradlinige Verbindung, die die Höhendifferenz von 786 m mit 12,6° Ansteigen überwindet. Die beim Teufen der Schächte Prosper 2Prosper 3 und Prosper 8 gewonnenen Aufschlüsse des Deckgebirges und die Ergebnisse von sechs Untersuchungsbohrungen auf der geplanten Trasse ließen den Schluß zu, daß das Vorhaben geologisch möglich war. Auf dieser Basis entschieden die Verantwortlichen mit Blick auf eine schnelle Fertigstellung, den Berg im Gegenortbetrieb ,also von zwei Ansatzpunkten aus, aufzufahren. Auf der 5. Sohle sollte die bewährte SVM und übertage bis zum Karbon eine Teilschnittmaschine (TSM) zum Einsatz kommen.

Mit einer Teilschnittmaschine vom Typ Roboter fuhren die Bergleute den Förderbergim Deckgebirge auf. Der bewegliche Fräskopf schneidet den Streckenquerschnitt profilgenau aus. Sprengarbeit ist nicht erforderlich.

Im Januar 1985 lief das Projekt übertage an. In einer Startstrecke, die aus einer offenen Baugrube entwickelt wurde, begann eine für den Sondereinsatz angepaßte TSM vom Typ Roboter im Mai mit der Auffahrung des Berges. Die Arbeiten verliefen zügig und ohne nennenswerten Komplikationen. Bereits am 6. Januar 1986 erreichte die Mannschaft das Karbon. Sie hatte mehr als 1000 m Strecke mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von fast 8 m/d aufgefahren. Aus Sicherheitsgründen verlängerte der Roboter die Strecke noch um rund 140 m, dann wurde er zerlegt und zutage transportiert. Als letzte Arbeit erweiterte die Vortriebsmannschaft die Strecke auf 5 m Länge zu einer Demontagekammer für die SVM. Denn diese Maschine, die ebenfalls für den Einsatz im Berg umgebaut worden war, arbeitete seit dem 2. September 1985 parallel zur Roboterauffahrung im Gegenort. Auch an diesem Betriebspunkt lief der Vortrieb reibungslos: Ende Februar 1986, also ein halbes Jahr nach dem Start, hatte die Maschine 2 215 m Berg aufgefahren und das mit durchschnittlich 19,60 m/d. An einem Tag rückte die Ortsbrust sogar 30 m vor!

Am 3. März 1986 konnten alle Beteiligten jubeln, denn der Bohrkopf der VSM traf in fast 280 m Teufe die Roboterstrecke punktgenau. Damit war im Ruhrgebiet der erste Schrägschacht durch das Deckgebirge glücklich vollendet.

Es gab mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Fachmann, der solche Leistungen für möglich gehalten hatte.

Auch das für den Förderberg benötigte Fördersystem wurde bis dahin im deutschen Bergbau noch nicht ausgeführt.

Die Förderaufgabe lautete:

  • Hubhöhe 780 m
  • Länge des Gurtförderers 3 750 m
  • Aufwärtsförderung 1 800 t/h Rohkohle im Obertrumm
  • Abwärtsförderung 1 000 t/h Waschberge im Untertrumm

Daraus ergaben sich für den Gurtförderer folgende Auslegungsdaten:

  • Stahlseilfördergurt 72 Stahlseile 12,5 mm Durchmesser
  • Gurtlänge 7 520 m
  • Gurtbreite 1 400 mm
  • Gurtqualität St 7 500 (Bruchkraft = 750 kg/mm Gurtbreite)
  • Gurtdicke 34,5 mm
  • Gurtgewicht 107 kg/m
  • Geschwindigkeit 5,5 m/s

Antrieb 2 Drehstromsynchronmotoren mit je 3 100 kW als Eintrommel-Kopfantrieb

Am 3. November 1986 feierte das Bergwerk Prosper-Haniel mit zahlreichen Gästen die Inbetriebnahme des Förderberges. Ruhrbischof Dr. Franz Hengsbach schaltete die Bandanlage um 15.30 Uhr offiziell ein.

Seitdem kommt die gesamte Förderung des Bergwerks Prosper-Haniel über diese Bandstraße zutage; weitere Gurtförderer transportieren sie zur Aufbereitung Prosper II, die in unmittelbarer Nähe liegt.

Die Waschberge gelangen auf dem Untergurt des Bergbandes wieder in die Grube und auf der 5. Sohle über eine 2,7 km lange Bandstraße zum Schacht Franz Haniel 2. Hier werden sie gefördert und mit großen Muldenkippern auf die Halde gefahren.

Insgesamt ersetzte die neue Anlage neben dem Tagesbetrieb Prosper III vier Tagesschächte, mehr als 20 km Hauptstrecken und den Bergetransport über die Straße. Sie brachte für das Bergwerk Prosper-Haniel eine deutliche Senkung der Betriebskosten, weil sich Förderung und Aufbereitung auf den Standort Prosper II konzentrierten. Besonders die Personal- und Energiekosten verringerten sich erheblich.

Der Förderberg lief bisher beinahe störungsfrei. Allerdings wurden die Antriebstrommel und der Fördergurt planmäßig ausgewechselt.

Über den Gurtwechsel berichtete Hans-Peter Hähn im Mitarbeitermagazin Steinkohle Heft 7/2000:

Bergwerk Prosper-Haniel: Erfolgreicher Wechsel des Förderbergbandes
Der stärkste Gurt der Welt war schwach geworden

Kohle rauf und Berge runter: Im Laufe von knapp 14 Jahren hat der Gurt im Förderberg des Bergwerks Prosper-Haniel fast 100 Millionen Tonnen Rohkohle aus der Grube und 40 Millionen Tonnen Berge in die Grube gefördert. Jetzt war der stärkste Gurt der Welt schwach geworden und musste ausgewechselt werden.

Der Gurt, seinerzeit aus 21 Teilen verbunden, war in die Jahre gekommen. Von den ursprünglich 21 Verbindungen hatten 18 bereits nach und nach erneuert werden müssen. Der Stahlseil-Fördergurt zeigte förderbedingte Oberflächenschäden wie Deckplattenabrieb und Einrisse. Durch den hohen Feuchtigkeitsgehalt der in die Grube zurück transportierten Berge drang Feuchtigkeit durch die Einrisse zu den Stahlseilen vor, die korrodierten. Die Zugkraft war nicht mehr gewährleistet und immer häufiger kam es zu Gurtschäden, die einen Wechsel unumgänglich machten.

Der neue Gurt ist ein Zwillingsbruder seines Vorgängers, ebenfalls hergestellt bei der Firma Phoenix in Hamburg. Er ist 7520 Meter lang, 1400 Millimeter breit, 34,5 Milli-meter dick und 800 Tonnen schwer

Nach der Kontrolle durch das Zentrale Prüfwesen der DSK lieferte die Firma den Gurt in 19 Wickeln mit je 403 Meter Länge, 4,30 Meter Durchmesser und 43 Tonnen Ge-wicht an. Die Teile wurden bereits über Tage durch Vulkanisieren verbunden und der komplette Gurt an einem Stück zwischengelagert. Aus diesem Gurtlager wurde der neue Gurt mit Hilfe des alten Gurtes eingezogen

Fünf Tage waren für das in der Welt einmalige Projekt vom ersten Schnitt bis zum Probelauf angesetzt. Mit 250 Mannschichten wurde es in diesem Zeitraum auch erfolgreich abgeschlossen. Dabei wurden für den eigentlichen Wechselvorgang lediglich 48 Stunden bis zur Herstellung der Endlosverbindung benötigt

 

Der Papstbesuch auf der Schachtanlage Franz Haniel

Im Januar 1987 wurde bekannt, daß Papst Johannes Paul II beabsichtigt, auf seiner Deutschlandreise im Mai Bottrop zu besuchen und auf der Schachtanlage Franz Haniel eine Rede zu halten. Dieses historische Ereignis warf natürlich auf dem Bergwerk Prosper-Haniel seine Schatten voraus. Eine Veranstaltung mit vielen prominenten Gästen und den erwarteten 25 000 Besuchern mußte sorgfältig geplant und vorbereitet werden.

In der Ausbildungswerkstatt des Bergwerks stellten Lehrlinge aus Rundstahl eine 250 Kilogramm schwere Plastik der Heiligen Barbara her und brachten sie neben den Symbolen Schlägel und Eisen an der Außenwand des Wagenumlaufs an. Außerdem bauten sie aus Spurlatten ein 15 m hohes Kreuz, das Ruhrbischof Dr. Franz Hengsbach am Karfreitag 1987 auf dem Zechenplatz einweihte. Von einer erhöhten, überdachten Tribüne aus sollte der Heilige Vater zu seinen Zuhörern sprechen. Die Verantwortlichen stellten am Morgen des 2. Mai erleichtert fest, daß alle Vorbereitungsarbeiten pünktlich beendet waren.

Der hohe Gast und die Besucher konnten kommen.

Die Ruhr-Nachrichten berichteten in ihrer Ausgabe vom 4. Mai 1987 ausführlich über den Papstbesuch.

Fast 10 000 erlebten den Heiligen Vater
Prosper-Haniel sah eine Begegnung von imponierender Ernsthaftigkeit

Papst: Danke für diesen Besuch !
Samstag, 2. Mai 1987, 11.25 Uhr.

Aus dem wolkenumhangenen Himmel über Prosper-Haniel lösen sich sechs schwere Hubschrauber, bilden vor der Halde in ihrer Formation ein erschlagendes Bild. Prä-zise drehen sie bei, fünf von ihnen landen zentimetergenau auf ihren Kreuzen, rund 100 Meter vom Fördergerüst, die Rotoren laufen aus. Die etwa 10 000 Menschen auf dem Zechenplatz schweigen, urplötzlich. Es ist still wie in einer Kirche. Der Hauch des Einmaligen nimmt sie alle gefangen. Der sechste der schweren Sikorski dreht unterdessen noch eine Platzrunde, setzt sich dann mitten zwischen die anderen.

Es ist 11.29 Uhr: Papst Johannes Paul II. betritt Bottroper Boden.

Der erste Bürger unserer Stadt hat die Ehre, ihn zu begrüßen. Ernst Wilczok verneigt sich ebenso vor dem Heiligen Vater wie Dechant Reinhard Busbach, Hanns Ketteler, Bernhard Schürmann, Winfried Fockenberg und Ehrengäste aus dem Revier.

Ein paar Worte, dann besteigt der Papst gemeinsam mit Bischof Franz Hengsbach den umgebauten Geländewagen mit dem Sichtglaskasten, winkt sanft den an der kurzen Wegstrecke stehenden Menschen zu, segnet sie. Viele klatschen Beifall, einige winken mit großen weißen Tüchern, ein paar lassen den Papst hochleben. Zum Jubeln stehen die meisten viel zu weit hinten, getrennt durch die 2 000 Sitzplätze für Ehrengäste von Johannes Paul II.

Nach der Eintragung ins Goldene Buch gilt der erste Gruß des katholischen Oberhirten der Knappen-Kapelle. Jeden der Musiker beehrt der Papst mit Handschlag. Auf der Hälfte des 5,10 Meter hohen Podiums tritt er dann den Berufsgruppen entgegen.

Sorgen und Nöte

Der Bottroper Walter Wittling spricht für die Bergleute, Dr. Herbert Gienow für die Stahlindustrie, Rudolf Specks legt Anliegen der chemischen Betriebe offen, Christoph Pieper repräsentiert Unternehmer und mittelständische Firmen und Stadtdirektor Norbert Wallmann überbringt dem Papst die Botschaft der Freiberufler und des öffentlichen Dienstes.

Sie alle umreißen in ihren Statements die Sorgen und Nöte, in denen sich unsere Region befindet, sie stellen Leistungswillen und Leistungskraft der Menschen heraus und bitten den Heiligen Vater um Unterstützung. Bitten ihn, der Welt immer wieder klar zu machen, daß der Mensch und nichts als der Mensch das Maß aller Forschung, Entwicklung, Technik und Wirtschaft zu sein habe.

Der Papst nimmt diesen Gedanken auf. Er setzt ihn klar und unmißverständlich um in seiner Rede, die, von heftigen Regenschauern begleitet, rund 40 Minuten dauert. Am Schluß steht der Segen, den tausende, die trotz der mißlichen Wetterverhältnisse ausgeharrt haben, stehend empfangen. Mit einem Dankeschön für die Einladung nach Bottrop verläßt der Papst die Hoch-Tribüne.

Wer eine Feier erwartet hat, die zu Herzen geht, die den Papst im Mittelpunkt von Jubel und Hochrufen erlebt, wird enttäuscht. Der Zechenplatz ist kein sakraler Raum. Selbst die Stimmen der 700 Chormitglieder verlieren sich in der Weite zwischen Fördergerüst und Kaue. Der Besuch des Heiligen Vaters in Bottrop ist nicht die Zelebrierung eines feierlichen Hochamtes, auf Prosper-Haniel findet die Begegnung mit der Arbeitswelt statt, mit ihren Menschen, aber auch mit ihren Maschinen. Die Wucht des Fördergerüstes, dessen Räder sich während der ganzen Veranstaltung unablässig drehen, die Nebel des aus den Antriebsmaschinen entweichenden Dampfes, die weiter hinten ruhende Halde dokumentieren: Auch während der Heilige Vater hier weilt, wird da unten im Berg weiter gearbeitet. Moderator Kronzucker schon im Vorprogramm: „Diese imponierende Szenerie ist ein prächtiger Ausdruck der Kulturlandschaft an der Ruhr.“

Als der Papst wieder zurückfährt zu seinem Hubschrauber, da durchbrechen die Menschen die Barrieren. Von den hinteren Stehplätzen kämpfen sie sich vor zu den Flugmaschinen, um einen letzten Blick auf Johannes Paul II. zu ergattern. Moderator Kronzucker fallen nur ein paar platte Banalitäten ein. Niemand hört mehr darauf.

Die Botschaft

„Ihr sollt meine Zeugen sein!“ steht als Abschiedsbotschaft des Papstes auf der riesigen Multivisionswand. Damit meint er nicht nur die, die am Samstag dabei waren und eine in ihrer engagierten Ernsthaftigkeit imponierende Begegnung miterlebten.

(widu)

Im überörtlichen Teil der Ruhr-Nachrichten berichtete Michael Fritsch am 4. Mai 1987:

Beeindruckende Ansprache vor Bottroper Zeche
Der Papst hat sich mit der Region identifiziert

Die Kulisse mit dem Förderturm im Hintergrund, dem Holzkreuz aus Spurlatten und dem selbstgefertigten Barbara-Relief war beeindruckend, ein passenderer Ort für den Empfang kaum vorstellbar, doch von erwartungsfroher Atmosphäre – geschweige denn Begeisterung – war wenig zu spüren: Das „Papstfieber“ in Bottrop hielt sich spürbar in Grenzen.

Ob es ausschließlich das Wetter war, das keine rechte Stimmung aufkommen ließ wird letztlich nicht zu klären sein, ist aber eher unwahrscheinlich. Schon bevor der fürchter-liche Regen einsetzte, der dann einen Großteil der Besucher vertrieb, hatte das Vorpro-gramm die Gläubigen nicht so recht erwärmen können.

Zwar gab sich Domkapellmeister Karl Linke redlich Mühe, der wartenden Menge das Händelsche „Halleluja“ beizubringen, doch stellte sich dieser Versuch als ein weitgehend vergebliches Unterfangen heraus. Einen Heiterkeitserfolg landete der Dirigent, als es bei der Abstimmung mit der Kapelle nicht klappte: „Wir kommen in Teufels Küche“, beschwor er, an die Musiker gewandt, kurz vor Eintreffen des Papstes dessen härtesten Gegenspieler.

ZDF-Mann Dieter Kronzucker, der das Vorprogramm moderierte, hatte auch schon einmal eine besseres Händchen als am Samstag, als er die Bottroper vor „ihrem“ Pütt Prosper-Haniel mit einem beherzt deplazierten „Grüß Gott“ willkommen hieß und später auf dem Landeplatz den Papst auszumachen versuchte, der sich zu dieser Zeit mit seinem Helikopter noch in der Luft befand.

Ganz im Gegensatz zum ungemütlichen Äußeren stand die Ansprache des Heiligen Vaters, als „Botschaft an die arbeitende Bevölkerung des Ruhrgebiets“ angekündigt. „Er hat sich in einzigartiger Weise mit unserer Region identifiziert“, resümierte der Essener Domkapitular Franz Grave in einer ersten Bilanz diese Rede, und diesen Eindruck hatte nicht nur er.

Johannes Paul II. zeigte sich wohlinformiert über die aktuelle Situation bei Kohle und Stahl im Revier. Er blieb darüberhinaus bei der Auslegung der katholischen Soziallehre, die er vor einigen Jahren mit seiner Enzyklika „Laborem exercens“ fortgeschrieben hatte, nicht im Unverbindlichen, sondern ging „ins Eingemachte“.

Dabei appellierte er an Arbeitgeber und -nehmer gleichermaßen, in solidarischer Weise Lösungsmöglichkeiten für den Abbau der Arbeitslosigkeit zu entwickeln. Indirekt forderte das katholische Kirchenoberhaupt zu kürzerer Arbeitszeit auf, indem er es als einen Skandal bezeichnete, wenn die zu Verfügung stehende Arbeit nicht gerecht verteilt wird. Indirekt verurteilte er die Unternehmen, die ihren Gewinn nicht dazu verwenden, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Direkt verurteilte er Politiker und Entscheidungsträger, die die Arbeitslosigkeit einfach hinnehmen und dabei ihr Vertrauen allein auf den Marktmechanismus setzen.

Auch in die aktuelle Flexibilisierungsdiskussion griff der Heilige Vater ein, indem er unmißverständlich klarstellte, daß der Sonntag als „Urfeiertag“ auch in Zukunft geschützt werden müsse. Mit einem klaren Wink an die Abtreibungsbeschlüsse verschiedener Gewerkschaften forderte er diese auf, Christen einen sicheren Raum zu geben und alles zu unterlassen, was sie ausgrenzt.

Am weitesten wagte sich der Papst zweifelsohne in der Frage der Mitbestimmung vor. Da das Prinzip des Vorranges der Arbeit vor dem Kapital, wie es bereits in „Laborem exercens“ beschrieben ist, anzuerkennen ist, so der Papst, müsse die Frage des Miteigentums des Arbeiters an Produktionsmitteln noch weiterentwickelt werden.

In der Bottroper Lokalausgabe konnte man weiter lesen:

Zufriedene Polizei
Papstbesuch verlief ohne Zwischenfall

„Absolute Ruhe“ herrschte beim Papstbesuch aus Sicht der Polizei. Bereits die morgendliche Verkehrslage wurde von der Einsatzleitung als „unter normal“ bezeichnet. 1500 Sicherheitskräfte von Polizei und Bundesgrenzschutz waren auf und um Prosper-Haniel im Einsatz. Drei Hundertschaften hatte der Bundesgrenzschutz Lübeck entsandt, weitere Hundertschaften kamen aus Bremen, Köln und Bork, ein technischer Zug war aus Wuppertal zum Veranstaltungsgelände befohlen worden. Die Diensthundstaffel vom Regierungspräsidium Münster war ebenso mit von der Partie wie Reiterstaffeln aus Dortmund, Bochum und Recklinghausen.

Die Beamten kontrollierten an den Eingangssperren nicht nur peinlich genau die Ein-laßkarten, zahlreiche Besucher mußten ihre Taschen öffnen oder das Innere ihrer Mäntel vorzeigen. Geräumige Fotokoffer weckten besonders das Interesse der Beamten. Auf den Dächern aller Werksgebäude waren Beamte postiert, die das Treiben auf dem Gelände wachsam aus luftiger Höhe beobachteten. Als einige Schaulustige plötzlich auf der Halde hinter dem Förderturm auftauchten, wurden auch dorthin schnell ein Mannschaftswagen sowie eine Reiterstaffel geschickt.

Bei der Einsatzleitung herrschte schon während der Rede des Papstes große Gelassenheit. Schließlich gab es keinen einzigen Zwischenfall zu vermelden. In aller Frühe hatte man einen „Sprengstoffhund“ über das Gelände geschickt, der allerdings nichts Verdächtiges hatte erschnüffeln können. Der befürchtete Besuch Oberhausener Skin-Heads blieb ebenfalls aus.

Für die Polizeibeamten, die bereits seit den frühen Morgenstunden im Einsatz waren, endete die Veranstaltung mit einem großen Erbsensuppen-Essen.

Unter der Überschrift „Am Rande“ hielt die Zeitung für die Nachwelt fest:

Obwohl das Veranstaltungsgelände noch reichlich Platz für weitere Besucher geboten hätte, ließen die Beamten an den Eingangssperren nicht mit sich reden. Wer noch Karten übrig hatte, fand dafür an den Eingängen schnell Abnehmer. Viele Gäste mußten dennoch unverrichteter Dinge den Veranstaltungsort verlassen, denn ohne Karte drang niemand bis an den Ort des Geschehens vor. Noch während der Heilige Vater seine Ansprache hielt, wurden die ersten Sperren schon wieder demontiert. Auf Kartenkontrollen wurde zu diesem Zeitpunkt schon weitgehend verzichtet.

***

Beinahe hätte die Veranstaltung ohne die musikalische Begleitung der Chöre stattfinden müssen, denn Beamte des Bundesgrenzschutzes hielten anfänglich zahlreiche Sängerinnen und Sänger an den Sperren fest: Sie hatten weder Eintrittskarten noch einen gesonderten Ausweis.

***

Papst Johannes Paul II. nahm bei seinem Besuch nicht nur Geschenke entgegen, er überreichte auch welche. Unter anderem erhielten Ernst Wilczok, Winfried Fockenberg, Dechant Busbach und Bernd Schürmann die vergoldete „päpstliche“ Medaille, die anläßlich des zweiten Deutschlandbesuches geprägt wurde.

***

Während in „Block 1“ in den ersten Reihen im bestuhlten Bereich die hohen geistlichen Würdenträger ihre Plätze einnahmen, fanden auf den ersten Stühlen in „Block 2“ die geladenen Gäste aus Politik ihren Platz: Blüm, Süßmuth und Ost kamen zuerst, es folgten Krumsiek, Brunn und Biedenkopf. Als letzter der Schar erschien Ministerpräsident Johannes Rau. In den vorderen Blöcken saßen außerdem Honoratioren aus Handel, Wirtschaft, mehrere Oberbürgermeister der Nachbarstädte und zahlreiche Ratsherren aus Bottrop. Diese Gäste wurden bei einsetzendem starken Regen auch recht bald mit rot-weißen, großen Schirmen versorgt. Auf den Eintrittskarten der „normalen“ Besucher stand: Schirme bitte zu Hause lassen.

***

Nach der Veranstaltung gingen die Aufräumarbeiten sehr rasch über die Bühne. Schon gegen 14 Uhr war das Gelände fast wieder sauber, die linke Hälfte der Stühle schon zusammengeklappt und gestapelt. Neben den Technikern von Funk und Fernsehen waren die Bediensteten der Bottroper Post, die in einem Sonderpostamt ihre Arbeit versahen, wohl die letzten, die das Schachtgelände verließen.

***

Zum Abschluß seines Besuches auf der Schachtanlage Prosper-Haniel spendete Johannes Paul II den Gläubigen seinen päpstlichen Segen.

Gegen 13.00 Uhr startete die Hubschrauberstaffel zum Rückflug nach Essen.

Ein Jahr später, im Juni 1988, ernannte Papst Johannes Paul II. Bergwerksdirektor Hanns Ketteler und den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der RAG-Gesamtbetriebsräte Klaus Hüls zu Rittern des Gregorius-Ordens. Der Papst honorierte mit dieser Auszeichnung ihren besonderen Einsatz bei seinem Besuch auf der Schachtanlage Franz Haniel.


Zeittafel der Zeche Franz Haniel

 

1920 beschließt die GHH, die Doppelschachtanlage Franz Haniel zu bauen. Die Schächte sollen bis 180 m Teufe mit dem Gefrierverfahren niedergebracht und mit Tübbingen ausgebaut werden.Die provisorischen Tagesanlagen werden errichtet.
21.06.1921 beginnt der Gefrierprozeß für den Schacht Franz Haniel 1.
31.10.1921 nehmen Schachthauer der Firma Haniel & Lueg die Teufarbeiten am Schacht 1 auf.
Mai 1922 erreicht der Schacht 1 eine Teufe von 180 m. Hier endet der Tübbingausbau. Die Kälteerzeuger werden zum Schacht 2 umgesetzt. Das Gebirge taut langsam auf.
16.12.1922 gehen die Kältemaschinen am Schacht Franz Haniel 2 wieder in Betrieb.
07.03.1923 werden die Arbeiten in Schacht 1 bei der geplanten Endteufe von 458 m eingestellt.
01.10.1923 läuft der Teufbetrieb in Schacht 2 an.
1924 im Schacht Franz Haniel 1 wird in 428 m Teufe die 2. Sohle ausgesetzt und ein Durchschlag mit einer von der Zeche Jacobi aus aufgefahrenen Strecke hergestellt.
15.05.1924 bauen die Schachthauer im Schacht 2 bei 182 m den letzten Tübbing ein.Die Kältemaschinen werden abgeschaltet, der Auftauprozeß beginnt.
21.07.1925 erreicht der Schacht Franz Haniel 2 die geplante Endteufe von 556 m.
August 1925 stellen die Schachthauer im Niveau der 2. Sohle eine Verbindung zwischen den Schächten Franz Haniel 1 und Franz Haniel 2 her.
25.09.1925 dringt beim Wiedergewinnen der Gefrierrohre durch einen geborstenen Tübbingring Wasser und Schlamm in den Schacht Franz Haniel 2 ein. Der Schacht geht völlig zu Bruch.
1928 ist der Einsturztrichter verfüllt. Ein neues Abteufgerüst wird errichtet. Wegen der Wirtschaftskrise stellt die GHH alle Arbeiten ein.
1936 nimmt die GHH das Projekt Zeche Franz Haniel erneut in Angriff.
1939 beginnen die Teufarbeiten für den Schacht Franz Haniel 2 zum zweiten Male.
1944 kommen die Arbeiten nochmals zum Erliegen.
1951 laufen die Aktivitäten auf der Zeche wieder an.
02.05.1952 geht die Zeche Franz Haniel in Betrieb.
20.01.1955 nimmt das Kraftwerk Franz Haniel den Betrieb auf.
1959 erreicht die Schachtanlage mit 3 212 Mitarbeitern ihre Maximalförderung von 1,42 Mill. t/a.Auf der 3. Sohle wird eine Verbindung zur Zeche Jacobi fertiggestellt.
01.01.1965 entsteht das Verbundbergwerk Jacobi/Franz Haniel.
31.03.1974 muß die Betriebsabteilung Jacobi die Tore schließen. Franz Haniel bildet mit den Prosper-Zechen das Bergwerk Prosper-Haniel.
03.11.1986 geht der Förderberg Prosper in Betrieb.
02.05.1987 besucht Papst Johannes Paul II. die Schachtanlage Franz Haniel.
29.11.1988 wird das Kraftwerk Franz Haniel stillgelegt.
02.12.1990 fällt der 160 m hohe Kamin des Kraftwerks einer Sprengung zum Opfer.


Zeittafel

1903 Die GHH will das Steinkohlenfeld Neu Oberhausen durch eine neue Schachtanlage erschließen.
1904

Die Gewerkschaft des Steinkohlenbergwerks Neu Oberhausen bekommt den Auftrag, die Jacobi-Schächte zu planen und später auch zu betreiben.

1905

Die GHH kauft im Norden Osterfelds ein 220 ha großes Grundstück aus dem Besitz des Grafen von Westerholt für den Bau der neuen Zeche und einer Siedlung.

1910

Der Aufschluß des Feldes Neu Oberhausen beginnt von der Zeche Vondern aus. An der Waldstraße (heute Im Fuhlenbrock) werden die provisorischen Tagesanlagen gebaut.

1911

Die Werksbahnverbindung mit der Zeche Osterfeld ist fertiggestellt. Auf der Trasse befindet sich heute der Rad und Wanderweg zur OLGA. Der königl. Revierbeamte beim Bergrevier Oberhausen genehmigt den Betriebsplan für das Steinkohlenbergwerk Neu – Oberhausen (Jacobischächte). Im Dezember beginnen die Gefrierarbeiten für den ersten Schacht.

1912

Am 26. Januar teilt die GHH das Grubenfeld Neu Oberhausen in die Felder Neu Oberhausen mit 38,6 km² und Jacobi mit 6,6 km². Die neu gegründete Gewerkschaft des Steinkohlenbergwerks Jacobi übernimmt die Aufgaben der Gewerkschaft Neu Oberhausen. Am 29. Februar beginnen die Teufarbeiten für den ersten Schacht (Schacht 2). Im Juli folgt der erste Spatenstich für den Schacht Jacobi 1. Der Kugel-Hochbehälter mit 450 m3 Inhalt und der Kamin für die Kesselanlage sind fertiggestellt.

1913

Am 16. August nimmt die Zeche im Schacht 2 die Förderung mit den Abteufmaschinen auf. Die endgültigen Maschinen gehen im November in Betrieb. Belegschaft: 546 Mann Förderung: 58 396 t

1915 Belegschaft: 1 050 Mann Förderung: 477 000 t
1917

Die Gewerkschaft des Steinkohlenbergwerks Jacobi löst sich auf. Das Vermögen und alle Verbindlichkeiten gehen auf die GHH über.

1918 Im Juni erzeugt die Kokerei den ersten Koks und gewinnt dabei Benzol und Ammoniak.
1920

Seit August haben Druckluftlokomotiven die Pferde in der Grube abgelöst. Belegschaft: 1 715 Mann Förderung: 366 000 t

1921

Die Streckenauffahrung nach Franz Haniel beginnt. Die ersten Stahlstempel werden im Streb eingesetzt.

1924
Die 2. Sohle wird mit dem Schacht Franz Haniel 1 durchschlägig. In der Gewinnung ersetzen Abbauhämmer und Schrämmaschinen die Keilhauen.
1925

Der Blasversatz wird eingeführt. Am 25. September 1925 führt ein Wassereinbruch zur Betriebseinstellung. Belegschaft: 2 558 Mann Förderung: 681 000 t

1930 Belegschaft: 2 430 Mann Förderung: 789 000 t
1932

Am 1. Februar kommt es zum Verbund mit der Zeche Vondern. Der Tagesbetrieb Vondern und die Kokerei werden stillgelegt.

1934 steigt die Jahresförderung erstmalig über 1 Mill. Tonnen.
1935

Musikbegeisterte Belegschaftsmitglieder gründen eine Bergkapelle. Belegschaft: 2 283 Mann Förderung: 1 245 000 t

1937 Die Zeche erreicht mit durchschnittlich 5500 t/d die Planzahlen von 1912.
1939

Die Tagesförderung steigt auf fast 6 000 t. Im Schacht 1 wird eine Gestellförderung eingebaut.

1940 Belegschaft: 3 471 Mann Förderung: 1 791 000 t/a = 5 835 t/d
1943

Die Zeche weist mit 5 328 Belegschaftsmitgliedern ihre Maximalförderung von 2 054 970 t aus.

1945 Belegschaft: 3 150 Mann Förderung: 605 000 t
1949 Die GHH läßt an der Heinrichstraße und an der Hanielstraße 13 „Schwedenhäuser“ bauen.
1950

Zwischen 1950 und 1952 wird die Aufbereitung umgebaut. Belegschaft: 5 051 Mann Förderung: 1 820 000 t

1951 kommen die ersten Löbbe-Hobel-Anlagen zum Einsatz.
1954 Im Schacht 1 wird die zweite Förderung eingebaut.
1955

Das Kraftwerk Haniel übernimmt die Dampfversorgung. Die Kesselhäuser gehen außer Betrieb und werden 1956 abgerissen. Belegschaft: 4 648 Mann Förderung: 1 803 000 t

1956

Ein Neubau neben dem Verwaltungsgebäude 2 nimmt die Büros der Werksfürsorge und die Bücherei auf. In der Verlängerung der Hugostraße entstehen Holzhäuser für 20 Bergarbeiterfamilien und der Parkplatz für die Belegschaft wird gebaut. Für die Belegschaft stehen CO-Filter-Selbstretter zur Verfügung. Der Schacht Vondern 1 bekommt einen neuen Lüfter.

1957 Aus Italien und Jugoslawien kommen die ersten Gastarbeiter.
1960

Die Grubenwarte ist fertiggestellt. Belegschaft: 3 528 Mann Förderung: 1 249 000 t

1961

Am 22. August geht im südwestlichen Trum des Schachtes Jacobi 1 die neue Skipförderung in Betrieb. Auf der 5. Sohle wird ein Akkulok-Betrieb eingerichtet.

1964

Am 9. Februar nimmt der neue Grubenlüfter den Betrieb auf. Belegschaft: 2 812 Mann Förderung: 1 055 000 t

1965

Am 1. Januar beginnt der Verbund mit der Zeche Franz Haniel. Die Vondern – Schächte werden verfüllt. Am 28. Juli fordert ein Grubenbrand zwei Todesopfer. Belegschaft: 4 547 Mann Förderung: 2 447 089 t

1967

Das Bergwerk übernimmt den Schacht Rheinbaben 5 der Zeche Möller Rheinbaben als Frischwetterschacht für das Ostfeld von Franz Haniel.

1970 Belegschaft: 3 690 Mann Förderung: 2 226 000 t
1973 Belegschaft: 3 433 Mann Förderung: 1 926 000 t
1974

Am 31. März wird die Betriebsabteilung Jacobi stillgelegt. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden Endtiefen von 890,4 m erreicht und insgesamt 78.000.000 Tonnen Kohle gefördert. Die Kokerei arbeitet im „Inselbetrieb“ weiter. Am 1. April beginnen die Raubarbeiten.

1975

Am 29. September findet nach Beendigung der Raubarbeiten die letzte Seilfahrt an Schacht 2 statt.

1978

Zwischen Oktober und Dezember werden die Schächte verfüllt. Im Dezember beginnen die Demontage- und Abbrucharbeiten der Tagesanlagen.

1979

Am 6. Juli 1979 reißen Planierraupen das Seilscheibengerüst des Schachtes Jacobi 2 zu Boden, am 30. Juli 1979 folgt das Gerüst des Schachtes Jacobi 1. Kurz darauf werden die Verwaltungsgebäude und das Pförtnerhaus abgebrochen.

1981 Am 12. Juni Sprengung des Wasserturms.
1984

Die Kokerei stellt am 30. Juni den Betrieb ein. Die Abbrucharbeiten beginnen.

1986 Die Abbrucharbeiten sind abgeschlossen.
1996

Übernahme der Flächen durch den Kommunalverband Ruhrgebiet und Beginn der Planung der Golf und Sportanlage Jacobi.

1999

Fertigstellung der Sportanlage durch die Stadt Bottrop. Bau des Rad und Wanderweges zur OLGA ( ehemalige Zeche Osterfeld ) durch den Kommunalverband Ruhrgebiet.

2000

Fertigstellung der Golfanlage und der Modernisierung des Parkplatzes. Baubeginn des Rad und Wanderweges zur Zeche Prosper Haniel und Anschluß an die Kirchellener Heide durch den Kommunalverband Ruhrgebiet.

2001 Der Golfplatz geht in Betrieb.


Fördermenge

Jahr
Kohle in t
Koks in t
Belegschaft
1913
58 000
546
1915
417 000
1 310
1918
366 000
139 000
1 280
1925
681 000
211 000
2 655
1930
789 000
204 000
2 430
1935
1 245 000
150 000
2 283
1940
1 781 000
?
3 294
1945
605 000
169 000
3 150
1950
1 820 000
492 000
5 300
1955
1 803 000
862 000
4 910
1960
1 248 000
669 000
3 800
1965
2 447 000
828 000
5 031
1970
2 226 000
1 219 000
3 620
1974
432 000
1 225 000
513
1975
1 221 000
405
1980
981 000
412
1984
342 000
370

 

 


Grubenbrand

Der Grubenbrand auf der Zeche Jacobi

Am 28. Juli 1965 brach nachmittags in der Bandstrecke des Reviers 15 im Flöz Hugo am Blindschacht 5-5-9 ein Brand aus. Er konnte von der Mannschaft nicht gelöscht werden, weil er sich in Windeseile in Wetterrichtung über den Blindschacht bis zur 4. Sohle ausbreitete. Der Blindschacht brannte völlig aus, die Förderseile rissen ab, Korb und Gegengewicht stürzten in den Sumpf. Selbst die Grubenwehr bekam den Brand nicht mehr unter Kontrolle. Es war ihr auch nicht möglich, zwei vermißte Bergleute zu erreichen, die in einer Raubstrecke im Flöz Matthias 2, oberhalb des Flözes Hugo, an 5-5-9 gearbeitet hatten.

Um die Grubenwehrtrupps nicht zu gefährden, wurde die Suche nach den Vermißten abends eingestellt, nachdem feststand, daß sie das Unglück nicht überlebt haben konnten. Die Einsatzleitung beschloß, das Brandfeld großräumig abzudämmen. Die nicht zur Brandbekämpfung eingesetzte Belegschaft wurde nach Franz Haniel verlegt.

Es waren elf Grubenwehrtrupps im Einsatz – davon zwei der Berufswehr Prosper – um acht Branddämme zu bauen. Die vier Dämme auf der Einziehseite wurden am Freitag, dem 30. Juli 1965, geschlossen. Danach ging die Rauchentwicklung am Lüfteraustritt schlagartig zurück. Am nächsten Tag unternahm ein Grubenwehrtrupp einen weiteren Versuch, die Toten zu bergen. Er erreichte wegen eines Streckenbruchs und der großen Hitze nicht einmal den Blindschacht 5-5-9.

Die Grubenwehr stellte am folgenden Wochenende auch die restlichen vier Dämme fertig. Damit lag fast das halbe Grubenfeld mit 3 Hobelbetrieben, die eine Förderkapazität von 2 000 Tagestonnen hatten, hinter den Dämmen.

Am 2. August gab die Gesellschaft folgende Pressemitteilung heraus:

Der Grubenbrand auf der Zeche Jacobi befindet sich unter Kontrolle. Die Entscheidung, ob und wann die Förderung wieder aufgenommen wird, kann frühestens in der kommenden Nacht gefällt werden. An eine Bergung der im abgedämmten Bereich liegenden tödlich verunglückten Bergleute ist einstweilen nicht zu denken. Angaben über die Brandursache können noch nicht gemacht werden.

Am Dienstag, dem 3. August 1965, wurden die Betriebe im zugänglichen Teil des Grubenfeldes wieder belegt. Zur Sicherheit schrieb die Bergbehörde eine kontinuierliche Überwachung der einziehenden Wetterströme durch CO-Meßgeräte vor.

In den folgenden Monaten verkleinerte die Grubenwehr die abgedämmten Feldesteile, indem sie die Dämme auf der Frischwetterseite umsetzte. Gleichzeitig begann die Reparatur der freiwerdenden Grubenbaue.

Am 16. Mai 1966 war auch der Blindschacht 5-5-9 soweit durchgebaut, daß ein Trupp der Grubenwehr Jacobi das Flöz Matthias 2 erreichen konnte. Bei einem sofort angesetzten Erkundungsvorstoß in die Raubstrecke wurden die Leichen der beiden vermißten Bergleute gefunden und im Laufe des Nachmittags geborgen.


Konsum

Aus: Blick ins Werk 4/1967

Wer in Oberhausen kennt sie nicht? Die VA-Läden, 24 an der Zahl, davon allein acht Supermärkte, VA-Märkte! Verstreut über das ganze Stadtgebiet, in den Stadtkernen von Alt-Oberhausen, Sterkrade und Osterfeld ebenso wie in den Wohnbezirken, und hier vor allem. Aber wer weiß schon, daß die VA mit einem Umsatz von rund 30 Millionen DM im letzten Jahr das größte Lebensmittel-Filialunternehmen Oberhausens überhaupt ist ?

Erster GHH-Konsum vor hundert Jahren eröffnet

VA steht für Verkaufsanstalten Oberhausen GmbH“. Und wir haben in Blick ins Werk“ in den letzten Jahren immer wieder neu errichtete oder umgestaltete VA-Läden vorgestellt. Denn die Verkaufsanstalten“ gibt es unter dieser Bezeichnung offiziell zwar erst seit 14 Jahren. Aber sie sind im Grunde nichts anderes als der alte Hütten-Konsum, die Verkaufsanstalten der Gutehoffnungshütte. Die erste dieser Konsum-Anstalten wurde vor genau hundert Jahren, am 8. Februar 1867, eröffnet

Es war Anfang des Jahres 1867, als sich die Leitung der JH&H, einer Vorgängerin der Gutehoffnungshütte, mit einigen Kaufleuten zusammensetzte und beschloß, den Consum-Verein Gute Hoffnung“ zu gründen. Natürlich gab es schon Läden damals und den Wochenmarkt, wo man all das einkaufen konnte, was man zum täglichen Leben brauchte. Aber zu welchen Preisen! Diese Preise sollte der Konsum-Verein brechen. Seine Waren sollten preiswert sein. Und sie waren es.

In einer Reihe sozialer Einrichtungen

Nun war diese Einrichtung, die jetzt ihr hundertjähriges Bestehen begeht, in der Geschichte der GHH nichts sonderlich Neues. Sie reiht sich ein in die Einrichtungen und Maßnahmen, die sich bis in die Anfänge der Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel & Huyssen“ (JH&H). 1808 wurde die Hüttengewerkschaft gegründet. Seit dieser Zeit sind in unserem Archiv die Geschäftsbücher erhalten. Und schon 1809 finden wir darin Ausgaben zur Versorgung kranker Arbeiter verzeichnet. Wenn Not am Mann war, griff die Hütte“ ein. So gab es 1818 für die Arbeiter der Hüttengewerkschaft in Sterkrade eine Brod- und Speiseanstalt“, 1846 beim Walzwerk Oberhausen eine Speiseanstalt zur Linderung der durch die Teuerung verursachten Notlage“. Es waren die Jahre der großen Teuerung“, die Jahre 1845, 1846, 1847. Die werkseigene Kornmühle in Sterkrade lieferte Roggen- und Buchweizenmehl zum Einkaufspreis. Zum Einkaufspreis gab es auch Schwarzbrot, Kartoffeln, Butter und Speck. Und die Speiseanstalt sorgte gegen geringes Entgelt für ein kräftiges Mittag- und Abendessen“: das bedeutete damals: bis ½ Kilogramm Fleisch und dazu eine gehörige Portion Schwarzbrot. Auch die damalige Schiffswerft in Ruhrort versorgte im Krisenjahr 1847 ihre Arbeiter mit Suppen – eine Einrichtung übrigens, die später von der Gemeinde Ruhrort zur Verpflegung der Arbeitslosen nachgeahmt wurde. 200 Scheffel, das sind l00 Tonnen, Roggen wurden damals – gegen Ende der Teuerung – von der Hütte“ zu Broten von je 14 Pfund verbacken und an die Hüttenarbeiter und an Arme ausgegeben. Die Arbeiterunterstützungskasse, die erstmals 1832 erwähnt wird, und die erste werkseigene Wohnsiedlung von 1844 sollen hier nur kurz genannt sein. Sie passen eigentlich nicht hierhin – aber sie gehören mit zu dem Hintergrund, gegen den man die Entstehung des ConsumVereins“ sehen muß.

Die rasch anwachsende Industrie, die große Zahl der Menschen, die in dieses Gebiet hineinströmten, sie schafften soziale Probleme, die gelöst werden mußten. Und sie wurden gelöst, schon sehr früh, wie wir gesehen haben. Sie wurden gelöst von dem Unternehmen, lange bevor die Gemeinde, bevor der Staat die notwendigen Einrichtungen schuf.

Die GHH wuchs, die Zahl der Beschäftigten stieg, und mit ihr die Zahl der Konsum-Läden.

Standen die Geschäfte zunächst allen offen, so mußten sie kraft Gesetzes 1896 den Verkauf auf die Werksangehörigen einschränken. Das blieb so bis 1939 als bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mit den Lebensmittelkarten und der damit verbundenen freien Einkaufswahl die Geschäfte wieder jedermann zugänglich wurden.

Verkaufsanstalten Oberhausen GmbH

Den wesentlichsten Einschnitt in der hundertjährigen Geschichte des GHH-Konsums aber brachte das Ende des Zweiten Weltkrieges. Die GHH mußte auf Anordnung der Siegermächte entflochten werden. Hüttenwerk und Bergbau wurden aus dem Unternehmen ausgegliedert. Aus dem GHH-Konsum wurde die Verkaufsanstalten Oberhausen GmbH“, an der HOAG – in ihr sind Hütte und Bergbau zusammengefaßt – und GHH als Gesellschafter beteiligt sind.

Heute erinnert kaum noch etwas an den Consum-Verein“ von damals. Anstelle der kleinen Läden mit Schalterausgabe sind lichtdurchflutete Selbstbedienungsläden getreten. Aber damals wie heute ist das Warenangebot nicht auf Lebensmittel beschränkt – heute allerdings mit einem Sortiment von 1200 Artikeln in den Läden, von 2500 Artikeln in den VA-Märkten. Und ein weiteres hat sich nicht geändert in den hundert Jahren: der Leitsatz, den Kunden gute Ware preiswert anzubieten – ein Leitsatz, der auch über dem jetzt beginnenden neuen Jahrhundert der Verkaufsanstalten stehen wird.

 

Ergänzung

Die WAZ berichtete am 8.9.1984:

Im Oberhausener Einzelhandel hat es eine wichtige Veränderung gegeben. Mit dem 1. September 1984 ist mit der VA-Supermarkt GmbH das größte Filialunternehmen als eigenständige Firma aus dem Oberhausener Wirtschaftsleben verschwunden. Die Firma Karl Koch GmbH aus Langenfeld hat die 30 Verbraucher- und Supermärkte so wie 6 Baumärkte der bisherigen Tochtergesellschaft der Thyssen Handelsunion übernommen.


Hugo Jacobi

Aus: Blick ins Werk 6/1959

Am 28. November waren es l25 Jahre her, daß Hugo Jacobi geboren wurde. Wer war, woher kam dieser Mann, der zu den Großen gehört in der Geschichte der GHH?

Das Urteil des Urgroßvaters

Sein Urgroßvater, Heinrich Daniel Jacobi, war aus Mitteldeutschland, aus Eisleben, zum deutschen Westen gekommen, hatte die Sayner Eisenhütte bei Koblenz gebaut und auch die Saarbrücker Steinkohlenbergwerke verbessert: alles in allem ein in seinem Fach hoch angesehener Mann. So holte man ihn als Gutachter mal nach hier und mal nach dort, und gegen Ende des 18. Jahrhunderts rief man ihn auch einmal nach Essen: man wollte sein Urteil hören über den Eisenstein, den man auf der Lipperheide gefunden hatte. Sein Urteil gab dem Raseneisen eine gute Zensur: 1791 baute sein Sohn Gottlob in den Niederungen der Emscher die Hütte Neu Essen“.

Gottlob Jacobi blieb im Lande, wurde Inspektor auf Neu-Essen“ und auch auf der Hütte St. Antony“, und 1808 schloß er mit seinen Schwägern Franz und Gerhard Haniel die beiden Hütten mit der Sterkrader Hütte Gute Hoffnung“ zusammen zur Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel & Huyssen“. Jacobi allein besaß die notwendigen hüttenmännischen Kenntnisse; so übernahm er die Direktion des Werkes.

Aufstieg unter dem Großvater

Unter Gottlob Jacobis Leitung erlebte das junge Unternehmen seinen ersten Aufstieg. Nach seinem Tode im Jahre 1823 übernahm Wilhelm Lueg, der als Lehrer und Erzieher in Jacobis Haus gekommen war, die Leitung des Unternehmens.

August Jacobi, der Sohn von Gottlob Jacobi, war zu jener Zeit Hütteninspektor auf St. Antony“. Hier wurde am 28. November 1834 Hugo Jacobi geboren. Noch drehte sich unter dem Fenster seines Geburtszimmers das alte Wasserrad, noch stand der alte Holzkohlen-Hochofen dieser ältesten der drei Stammhütten, dieser ältesten Hütte des Ruhrgebiets von 1758.

Harte Jugendjahre

Vieles hat sich in 100, 150 Jahren geändert. Aber heute wie damals gibt es dort den alten Hüttenteich, in dem sich die hohen Bäume widerspiegeln. Hier wuchs Hugo Jacobi auf. Hierhin zog es ihn auch später, als er längst in Sterkrade wohnte: jeden Sommersonntag kam er mit seiner Familie zum Teich, in den Garten, in das Wäldchen, ja fing wohl auch selbst die Forellen in den damals noch klaren Wassern für seinen Mittagtisch. Doch bis es dahin kam, hatte er eine harte Schule durchgemacht.

Als Hugo Jacobi acht Jahre alt war, starb sein Vater; auch seine sechs Geschwister waren zu jener Zeit noch unmündig. Deshalb hieß es so bald wie möglich in die Arbeit! Nach der Schulzeit in Sterkrade und Schermbeck an der Lippe ging es hinein in den Betrieb: auf Gute Hoffnung“ in Sterkrade. Von 1850 bis 1852 besuchte er die Provinzialgewerbeschule in Hagen; anschließend: an den Zeichentisch, auch diesmal auf Gute Hoffnung“.

Neue Heimat: Sterkrade

Sterkrade wurde zu seiner Heimat. Nach seinem Maschinenbau-Studium in Karlsruhe kehrte er 1856 wieder nach Sterkrade zurück, wurde Ingenieur, später Oberingenieur, schließlich 1873 – als das Unternehmen in die Gutehoffnungshütte, Actienverein für Bergbau und Hüttenbetrieb“ umgewandelt wurde – Mitglied des Vorstandes und Leiter aller Sterkrader Betriebe und der Schiffswerft in Ruhrort.

Brückenbauwerkstatt und Kettenschmiede, Stahlformgießerei und eine neue Eisengießerei, eine zweite Brückenbauwerkstatt und schließlich das Preßwerk entstanden auf seine Initiative. Hammerwerk und Maschinenwerkstatt wurden von ihm neu eingerichtet, ja im Grunde lag beim Maschinenbau immer noch sein Hauptinteresse.

Pionier des Maschinenbaus

1890 war Hugo Jacobi unter den Gründern des Westdeutschen Maschinenbau Verbandes, des Vorläufers des Vereins Deutscher Maschinenbau-Anstalten; er führte selbst den Vorsitz im ersten Verband und war Stellvertreter des Vorsitzenden im zweiten Verein. Zu seinem 80. Geburtstag verleiht ihm die Technische Hochschule Aachen für seine hervorragenden Verdienste um die Entwicklung des Großmaschinenbaues für Berg- und Hüttenwesen“ die Würde eines Dr. Ing. e. h.

Arbeit in Fachverbänden

Doch war Hugo Jacobi nie einseitig. Er war der Gründer des Ruhrorter Dampfkessel-Überwachungsvereins und auch sein erster Vorsitzender. Er wirkte mit bei der Gründung des Vereins deutscher Brücken- und Eisenbaufabrikanten ebenso wie im Verein deutscher Eisenhüttenleute. Dort hatte den Vorsitz Carl Lueg, ebenfalls Mitglied des Vorstandes der Gutehoffnungshütte, der Mann, der sich besondere Verdienste nicht nur um die GHH-Eisenhütte Oberhausen, sondern auch um das gesamte deutsche Eisenhüttenwesen erworben hatte.

Hugo Jacobi ging zum Jahreswechsel 1904/05 im Alter von 70 Jahren in den Ruhestand. Die Sterkrader Zeitung berichtete in der Ausgabe vom 31.12.1904 über die offizielle Verabschiedung des 1. Beigeordneten der Gemeinde Sterkrade, die am 29. Dezember in der Tonhalle stattfand :

Der warmen, herzlichen, liebevollen Anteilnahme, welche sich seitens der Bürgerschaft dem Direktor der Gutehoffnungshütte, Herrn Kommerzienrat Hugo Jacobi, bei seinem Übertritt in den Ruhestand und seinem Scheiden von Sterkrade zuwendet, der Anerkennung seines rastlosen Strebens in der Erfüllung der verantwortungsvollen Pflichten seines hohen Amtes als 1. Beigeordneter der Gemeinde Sterkrade gab gestern abend eine Abschiedsfeier, verbunden mit einem Mahl in der Tonhalle, welches von Seiten der Gemeindevertretung veranstaltet war, beredten Ausdruck. Von der allgemeinen Wertschätzung des Scheidenden zeugte auch der Besuch dieser Veranstaltung. Es nahmen an dem Festessen die Mitglieder des Gemeinderats, die Kommunalbeamten, die Vertreter der ev. und kath. Geistlichkeit, Beamte der Hütte und viele Bürger, im ganzen etwa 120 Personen teil…

Auf dieser Veranstaltung ernannte Bürgermeister Boto von Trotha Kommerzienrat Hugo Jacobi zum Ehrenmitglied des Gemeinderats.

Die Belegschaft der GHH verabschiedete sich am 31. Dezember von ihren Chef. Die Sterkrader Zeitung schrieb am 2. Januar 1905:

Hatte am verflossenen Donnerstag die Bürgerschaft sich durch ein Festessen von dem Leiter der Gutehoffnungshütte, Herrn Kommerzienrat Jacobi in seiner Eigenschaft als 1. Beigeordneter unseres Ortes verabschiedet, so nahmen am Sylvesterabend die Meister, Monteure und Arbeiter sämtlicher Abteilungen des hiesigen Werkes von ihrem von hier scheidenden obersten Chef Abschied.

Zu diesem Zwecke nahm ein Fackelzug, welcher wohl beinahe 2000 Fackelträger zählte, in der Dorstenstraße Aufstellung. Pünktlich zur festgesetzten Zeit – 6.30 Uhr – setzte er sich in Bewegung. Voran schritt die hiesige Feuerwehrkapelle. Es folgten hierauf die Meister, Monteure und Arbeiter der Bauabteilung des Werkes, dann das Portier- und Wächterpersonal, die Abteilungen Hammerschmiede, Maschinenbau, Brückenbau, Stahlgießerei, Eisengießerei und Modellschreinerei. Ein aus Arbeitern der Hütte gebildeter Sängerchor gliederte sich dem stattlichen Zuge an, welcher von drei Musikkorps begleitet wurde. An der Villa des Herrn Direktors, wo ein Transparent den Abschiednehmenden Lebewohl“ entbot, empfing sie der Scheidende vor dem Gartenportal. Daselbst nahm auch der Arbeiter-Sängerchor Aufstellung und stimmte dann das weihevolle Lied An der Heimat halte fest“ an.

Hierauf nahm der älteste Betriebschef der Gutehoffnungshütte, Herr Flesch, das Wort. …

Nachdem er darauf hingewiesen, daß die Erschienenen gekommen seien, ihrem scheidenden höchsten Chef Lebewohl zu sagen und durch einen Fackelzug ihre Ergebenheit und Hochachtung noch besonders zum Ausdruck zu bringen…, würdigte der Redner eingehend die Sympathien und Verdienste, welche sich Herr Direktor Kommerzienrat Jacobi in der Zeit seines Hierseins auf dem Werk erworben hat.

Mit etwa folgenden Worten wandte sich der Redner dann an den Scheidenden:

Sie waren viele Jahre hindurch der fürsorgende, wohlwollende Vorgesetzte dieser Leute, welcher es sehr wohl verstand, die Pflichten gegen die Hütte mit der guten Behandlung der Leute in Einklang zu bringen. Durch Ihr vornehmes, leutseliges Wesen haben Sie die Herzen dieser Leute gewonnen. Sie hatten für jeden, auch den geringsten Arbeiter, stets ein willig Ohr, und wenn derselbe einen berechtigten Wunsch äußerte oder wenn er in Not war und Ihrer Hülfe bedurfte, er konnte versichert sein, daß ihm geholfen wurde, wenn es Ihnen überhaupt möglich war. Sie haben das Erbe Jacobi, Haniel und Huyssen in sehr schöner Weise verwaltet, Sie waren aber auch ein würdiger Nachfolger Ihres großen Vorgängers, des Herrn Direktor Commerzienrat Wilhelm Lueg, welcher seiner Zeit die Geschicke der Hütte so erfolgreich in die Wege leitete. Sie haben es verstanden, diese Wege weiter auszubauen zum Wohle der Gutehoffnungshütte und nicht zum wenigsten für die Gemeinde Sterkrade, auf welche der Segen Ihrer Wirksamkeit überging.

Aus der Abteilung Maschinenbau gehen heute für ganz Deutschland und darüber hinaus Maschinen der größten Dimensionen hervor, sie arbeiten Tag und Nacht in Berg-, Hütten- und Walzwerken sowie auf Dampfschiffen, sie geben Zeugnis von der großen Leistungsfähigkeit dieser Anstalt, welche auf der Höhe steht, so daß sie mit allen bekannten derartigen Werken konkurrieren kann.

Was nun die Abteilung Brückenbau angeht, so glaube ich wohl nicht zu viel zu sagen, wenn ich ausspreche, auch diese Abteilung marschiert heute an der Spitze aller derartigen Anstalten, welche uns überhaupt bekannt sind. Sie hat seit dem Jahre 1864, in welchem als erstes größeres Bauwerk die Weserbrücke bei Höxter (Corvey) unter Ihrer speziellen Leitung gebaut wurde, sich in der Produktion verzehnfacht. Ihre Erzeugnisse wandern heute in alle Weltteile der Erde in großen Quantitäten. Vertreten ist der Brückenbau durch seine Ingenieure in Afrika, Amerika und Asien; in letzterem Weltteil wird gegenwärtig ein großes eisernes Schwimmdock, eines der größten in seiner Art, für die Kaiserliche Marine erbaut unter Leitung der dazu hinausgesandten Ingenieure und Monteure. Die größten Ströme und Flüsse wurden mit Brücken allererster und bester Art überspannt und sind eine Zierde für die Gegend, in der sie stehen. Hochgeehrter Herr! Sie können von sich sagen, ich habe für die Hütte, namentlich für das Werk Sterkrade dasjenige geleistet, was überhaupt geleistet werden konnte.

Dann nahm Herr Direktor Kommerzienrat Jacobi selbst das Wort, um seiner Freude Ausdruck zu geben über die ihm dargebrachte Ovation, wobei ihn besonders freue, daß sie von den Arbeitern der Hütte ausgehe. Man habe seiner Verdienste in einer überschwenglichen Weise gedacht, aber er glaube, daß, wenn jeder an seinem Platze seine Pflicht tue, dann immer etwas Großes entsteht. Nur diesem Grundsatze sei er gefolgt.

Bescheiden wies Herr Direktor K.-R. Jacobi seine Verdienste von der Hand, da er seine Kraft der Firma gewidmet, welche ihrerseits immer gerne geholfen, wenn die Not an der Türe gepocht und er die Wünsche der Leute berücksichtigen konnte, was er stets gerne getan, um dadurch auch das gute Verhältnis zwischen Arbeitern und Meistern zu erhalten, und daß dieses ferner fortdauern möge, war ein besonderer Wunsch des Redners, welcher mit einem Hoch auf das Weitergedeihen der Gutehoffnungshütte schloß.

Noch einmal defilierte nun das Heer der Arbeiter des Werkes mit brennenden Fackeln vor seinem in den Ruhestand tretenden Direktor vorbei, noch einmal leuchteten zum Abschiede die bunten Lichter und Kugeln, Fontainen und Kaskaden, feuerspeiende Berge und farbenschillernde Feuergarben grüßend zur Villa des Scheidenden hinüber…

Nachdem Hugo Jacobi aus dem Vorstand des Unternehmens ausgeschieden war, wurde er Mitglied des Aufsichtsrats. Am 29. Februar 1912 konnte er – nicht fern von seinem Geburtshaus – den ersten feierlichen Spatenstich zu einer neuen Doppelschachtanlage der GHH vollziehen; sie trug künftig den Namen Jacobi-Schächte.

Seit 1905 lebte Hugo Jacobi in Düsseldorf. Dort starb er am 17. Oktober 1917. Seine letzte Ruhe fand er wieder – seinem Willen entsprechend – in Sterkrade, auf dem evangelischen Friedhof, im Schatten des Werkes.


Der Volksgolfplatz Jacobi entsteht

Eine fast unendliche Geschichte

Umfangreiche Bodenuntersuchungen ergaben, daß eine Nutzung des Geländes der Zeche Jacobi ohne vorherige Aufarbeitung wegen der im ehemaligen Kokereibereich festgestellten Altlasten Benzol, Toluol und Xylol, die sich in den mehr als 65 Betriebsjahren im Erdreich einlagerten, nicht in Frage kam. Um einen kompletten Bodenaustausch zu vermeiden, beschritten die Experten neue Wege und entwickelten ein hydraulisches Sanierungsverfahren, die BTX – Adsorption an Aktivkohle. 1989 nahm die erste Einrichtung dieser Art nach einer 18 monatigen Planungs- und Bauzeit an der Harkortstraße den Betrieb auf. Seitdem wird das mit den genannten Schadstoffen angereicherte Grundwasser über eine Drainage in Brunnen gesammelt, in die Anlage gepumpt und dort in Aktivkohlefiltern auf Trinkwasserqualität gereinigt. Nach vorsichtigen Schätzungen dauert es mindestens 20 Jahre, bis der Bereich auf diese Weise ordnungsgemäß entsorgt ist. Die Aufsichtsbehörden äußerten jedoch keine Bedenken gegen die Absicht der Städte Oberhausen und Bottrop, das mit Waschbergen abgedeckte Terrain im Flächennutzungsplan schon vor der endgültigen Sanierung als Park- und Sportanlage auszuweisen.

1991 begann die RAG mit den erforderlichen Erdbewegungen, die 2 Jahre in Anspruch nehmen sollten. Aus Umweltschutzgründen ließ sie die nicht mehr benötigte Eisenbahnstrecke zwischen den Zechen Jacobi und Franz Haniel zu einer LKW – Piste umbauen. Auf diese Weise konnte der Bergetransport ohne die Benutzung öffentlicher Straßen erfolgen.

Gleichzeitig nahm offensichtlich auch die Idee von einem „Volksgolfplatz Jacobi“ verbunden mit einer Sportanlage auf dem Bottroper Teil des Zechengeländes konkrete Formen an, denn im Juni 1992 führte Oberhausens Bürgermeister Oesterschlink zusammen mit dem Oberbürgermeister der Stadt Bottrop, Schmitz, sowie Vertretern der RAG und der Betreibergesellschaft für den Golfplatz, der EGC-Golf Cours GmbH, den ersten Spatenstich aus.

Zwei Jahre später (1994) – der Volksgolfplatz war inzwischen zu einem mit öffentlichen Mitteln geförderten Gemeinschaftsprojekt der Internationalen Bauausstellung Emscher-Park (IBA) und des Kommunalverbandes Ruhrgebiet (KVR) geworden – machte der KVR die Bevölkerung mit dem Planungsmodell des Betreibers bekannt. Es sah vor, im September 1996 mit dem Übungsbetrieb zu beginnen; im Frühjahr 1997 sollte die 9-Loch-Volksgolfanlage dann jedermann zu vergleichsweise niedrigen Preisen zur Verfügung stehen, vorausgesetzt, der Spieler konnte die nötige Platzreife nachweisen.

Aber auch an die vielen Nicht-Golfer wurde gedacht. Wanderwege durchzogen den Platz und verbanden ihn über die Trasse der stillgelegten Hüttenbahn mit der für das Jahr 1999 auf der ehemaligen Zeche Osterfeld geplanten Landesgartenschau.

Die EGC schien ihren Zeitplan einzuhalten, denn die WAZ meldete am 21. Juni 1996, daß der Volksgolfplatz Jacobi am 20. Juli 1996 den Betrieb auf der „Driving Range“, so nennen die Golfer den Übungsplatz, aufnimmt.

So weit kam es jedoch nicht, denn der KVR kündigte am 18. Juli den Vertrag mit der Betreibergesellschaft und erstattete Anzeige wegen Subventionsbetruges.

Obgleich der Vorwurf nach Ansicht der EGC jeder Grundlage entbehrte, unterbrach sie die Bauarbeiten auf dem Platz. In den nächsten Wochen hörte man nichts. Dann griff die CDU-Fraktion das Thema auf, und die WAZ konnte am 6. September berichten:

Skandalös: Golfer hatten keine Baugenehmigung.

CDU: Jacobi-Anlage besser selbst betreiben

Das „Public-Private-Partnership“ – Modell bei der Golfsportanlage Jacobi ist gescheitert. Das stellte jetzt der Arbeitskreis Sport und Freizeit der CDU-Fraktion fest.

Vor dem Hintergrund, daß zur Zeit nur der Staatsanwalt auf der Anlage von Loch zu Loch puttet, mußte der Arbeitskreis den erschreckender Sachstand zur Kenntnis nehmen“, daß private Partner ohne Baugenehmigung alle aufstehenden Gebäude und genehmigungspflichtigen Teile des Golfplatzes errichtet haben. Auch heute liegt noch keine Baugenehmigung vor. Dies gilt auch für die wasserrechtliche Genehmigung der Unteren Wasserbehörde der Stadt Bottrop, denn der Brunnen für die Bewässerung liegt voll auf Bottroper Gebiet.

Auf die Frage der CDU an der KVR-Beigeordneten Klaus-Dieter Bürklein, warum die Bauordnungsbehörde – wie bei jedem anderen privaten Bauherrn – nicht eingeschritten ist und die Stillegung verfügt hat, konnte leider keine Antwort gegeben werden. Inzwischen, so wurde mitgeteilt, hat man sich aber von dem privaten Partner getrennt und ist bemüht, eine vernünftige und einvernehmliche Regelung zu finden

Bürklein machte nochmals deutlich, daß man jetzt bemüht sei, zumindest eine schnelle Betriebsaufnahme der Driving Range zu erreichen. Das gesamte Betriebskonzept wird zur Zeit überarbeitet, ob es hierbei einen neuen privaten Betreiber geben wird, bleibt abzuwarten.

Die CDU schlägt vor, die Fertigstellung und das Betreiben der Anlage selbst in die Hand zu nehmen, um den Volksgolfplatz schnell zu verwirklichen. K1aus-Dieter Bross, stellvertretender Arbeitskreis-Vorsitzender: Das PPP-Modell hat sich zu einem „Pleiten, Pech und Pannen-Projekt“ entwickelt „

Nun setzte eine Folge von Terminzusagen und Terminverschiebungen ein, die bis April 2001 anhalten sollte.

Bis März 1997 herrschte auf der Baustelle Ruhe und der KVR hüllte sich in Schweigen. Erst als der Vorsitzende des Golfclub Jacobi 1991 e. V. die Presse mobilisierte, meldete der Wochen-Anzeiger am 22. März 1997

Volksgolfanlage Jacobi

KVR: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran“

und die WAZ titelte am 10. April

Golf: In vier Wochen könnte es losgehen

Aber Rechtsverfahren mit der EGC steht im Wege

In den folgenden Monaten ging das Verwirrspiel weiter.

Am 19. Juli 1997 war der Golfplatz einem WAZ-Artikel zufolge „im grünen Bereich“, der KVR hatte einen neuen Betreiber gefunden und wollte die Übungsanlage wieder einmal baldigst freigeben, während dieselbe Zeitung am 2. Dezember meldete, daß man sich zwar mit der EGC außergerichtlich geeinigt hatte, der Nachfolger aber noch gesucht wurde.

Im März 1998 kam plötzlich Bewegung in die Angelegenheit: der KVR schloß mit der Sommerfeld GmbH aus Friedrichsfehn bei Oldenburg einen Pachtvertrag. Diese Firma machte das Rennen, weil sie schon einige Golfplätze gebaut hatte und zwei davon auch selbst betrieb. Eine Arbeitsgemeinschaft Oberhausener Unternehmen blieb dagegen wegen der fehlenden Erfahrung auf der Strecke. Am 1. April gingen die fast zwei Jahre vorher unterbrochenen Bauarbeiten auf dem schwierigen, weil wasserundurchlässigen Gelände offensichtlich erfolgreich weiter, denn die WAZ eröffnete in der Ausgabe vom 10. Juni 1998 den interessierten Lesern unter der Überschrift Die Bälle fliegen, daß die Driving Range am kommenden Samstag für das Publikum freigegeben würde.

Die Fertigstellung der 9-Loch-Anlage sollte dagegen erst im Frühjahr 1999 erfolgen. Aber schon sehr bald könnten Anfänger auf einem 6-Loch- Kurzplatz mit Bahnen zwischen 90 m und 130 m Länge trainieren.

Die Freude der Golfer währte jedoch nicht lange, denn sehr starke und andauernde Regenfälle verwandelten den Übungsplatz plötzlich in eine Seenlandschaft. Der Eröffnungstermin fiel also buchstäblich ins Wasser. Dieses Wasser blieb auch in Zukunft ein Problem, das sich nach Ansicht der Fachleute nur durch eine geschickte Modellierung der Golfbahnen beherrschen ließ.

Die neugegründete Planungsteam Golf Becker, Fabri, Ranft GbR pachtete die Anlage am 1. August 1998 vom Bauherrn Sommerfeld GmbH und begleitete den weiteren Ausbau an Ort und Stelle. Außerdem bekräftigten die Gesellschafter, daß der Platz auch unter ihrer Leitung für jedermann offen und die Benutzung erschwinglich bleibt.

Am 14. August 1998 war es dann so weit: die Driving Range und zunächst noch provisorische Kurzbahnen standen den Neulingen in Sachen Golf zur Verfügung. Sie konnten endlich von 13 beheizbaren Unterständen aus den richtigen Abschlag und auf den Kurzbahnen das Einlochen üben, um – unter der Leitung eines erfahrenen Trainers – die Platzreife zu erwerben.

Am 5. September 1998 lasen die Golffreunde in der WAZ:

Jetzt ist „Jacobi“ offiziell eröffnet

Der Pott kocht – und spielt nun auch Golf. Gestern nahmen der KVR und die neue Betreibergesellschaft den Volksgolfplatz Jacobi offiziell in Betrieb.

Es war nicht die erste Eröffnung des Golfplatzes und es wird auch nicht die letzte gewesen sein. Immerhin wurde die Anlage nun auch offiziell ihrer Bestimmung übergeben, nachdem schon seit einigen Wochen erste Bälle über die „Driving Range“, das Übungsgrün, geschlagen werden. Eine weitere Eröffnung – und wohl auch die ultimativ letzte – kann aber jetzt schon vorgemerkt werden: Im Juni 1999 soll die 9-Loch-Anlage auf dem 32 Hektar großen Gelände der ehemaligen Zeche Jacobi mit sechs Kurzbahnen endgültig fertiggestellt sein

Der Fertigstellungstermin des Platzes wurde also nochmals verschoben! Grund war wieder das Wetter. Die schweren Planierraupen, die die Pläne des Landschaftsarchitekten millimetergenau in die Tat umsetzen mußten, versanken zeitweise im aufgeweichten Boden. Und wer da hoffte, er könne im Juni 1999 mit dem Golfspielen beginnen, gab diese Hoffnung auf, als er am 20. November 1998 die Zeitung aufschlug:

Bauherren sehnen den Frost herbei

Startschuß bei „Jacobi“ verzögert sich

Weil die Regenfälle nicht wie erhofft nachließen sondern sich im Gegenteil noch verstärkten, kamen die Bauarbeiten vollkommen zum Erliegen. Es zeichnete sich klar ab, daß die Fertigstellung der Anlage deshalb nicht vor dem 1. September 1999 möglich sein würde.

Am 15. April 1999 bestätigten die Betreiber in einem Gespräch, um das der Chronist wegen der nachstehenden Anzeige bat, diesen Termin. Allerdings sei das „Grün“ nach der Gestaltung der Bahnen nicht sofort bespielbar, das würde noch bis zum Frühjahr 2000 dauern.

Der Berichterstatter hatte nämlich als engagierter „Alt-Jacobianer“ mit Bedauern zur Kenntnis nehmen müssen, daß der Name Jacobi zukünftig nur noch in der Anschrift der Anlage zu finden ist, denn aus dem „Volksgolfplatz Jacobi“ wurde kommentarlos das „Golfcenter Oberhausen“ in der Jacobistraße 35. Anfang April brachte dann die IBA Emscher Park mit Wegweisern zum „Golfpark Jacobi“ als Teil der „Neuen Gärten Oberhausen“ fast den alten Namen wieder ins Spiel. Durchsetzen konnte sie sich damit allerdings nicht, denn die Betreiber tauften den Platz aus werbetechnischen Gründen in „Golfcenter Oberhausen“ um. Sie beabsichtigten aber, in ihrem Clubhaus mit Bildern die frühere Nutzung des Geländes zu dokumentieren und so auf die Zeche Jacobi hinzuweisen.

Bleibt zu wünschen, daß die Spiel- und Sportlandschaft Jacobi auf dem Bottroper Teil des Zechengeländes ihren Namen behält. Wenn schon keine Gebäude an das „Versailles des Ruhrgebietes“ erinnern, sollte wenigstens der Name des Bergwerks nicht vergessen werden.

Am 20. Januar 2000 konnten die potentiellen Golfer eine weitere Hiobsbotschaft unter der Überschrift Im Juni ist Eröffnung in ihrer Zeitung lesen:

Im Frühsommer 2000 soll die komplette Anlage endlich bespielbar sein. „Wir hatten gehofft, die Anlage schneller eröffnen zu können, die schlechte Witterung hat uns aber zurückgeworfen“, so Ehlers. Aber auch die besondere Bodenbeschaffenheit der ehemaligen Industriebrache sowie die Erweiterung durch das 7 Hektar große Nottenkämper-Gelände habe die Bauarbeiten ausgedehnt

Diese neue Terminverschiebung erfolgte also aus den hinlänglich bekannten Gründen: schlechtes Wetter und der schon mehrmals beklagte wasserundurchlässige Untergrund.

Der angegebene Termin galt jedoch nicht lange, denn am 8. Juli 2000 titelte die WAZ:

„Jacobi“ öffnet in gut zwei Monaten

Läuft alles nach Plan, wird die öffentliche Golfanlage Jacobi in gut zwei Monaten eröffnet. Als möglicher Termin ist jetzt Mitte September vorgesehen.

Carsten Fabri vom Planungsteam: „Das Wetter muß mitspielen – am besten ein wenig Regen und viel Sonne.“

Bis Mitte Oktober 2000 warteten die Interessenten vergeblich auf die angekündigte Fertigstellung und Eröffnung der Anlage. Jedoch am 22.10.2000 herrschte hier plötzlich ein großer Andrang: die Golfer nutzten erstmals alle Bahnen. Die Presse verschwieg dieses Ereignis, und der Chronist sah den Betrieb rein zufällig während eines Sonntagspaziergangs. Auf dem öffentlichen Weg begegnete ihm eine Gruppe Golfer. Er hörte zufällig – oder war sie sogar für ihn bestimmt? – folgende Bemerkung: „Das ist aber nicht schön, daß das gemeine Volk einfach so über den Platz gehen darf!“

Selbst die Pächter schienen vergessen zu haben, daß in ihrer Anlage zur Hälfte öffentliche Mittel stecken.

Zur Erklärung: Der "Engpaß" ist der Wanderweg, der in diesem Bereich von der Driving Ranch und einer Spielbahn begrenzt wird.

Vom Übungsgelände kann die angesprochene Gefahr nicht ausgehen, sonst hätte die Beschilderung schon 1998 aufgestellt werden müssen. Und bei einem Golfer mit Platzreife dürften solche gravierenden Fehlschläge eigentlich nicht vorkommen. Oder soll das „gemeine Volk“ als Spaziergänger doch diese ungeliebte Auflage des KVR – sprich den Weg quer über den Platz – verängstigt meiden?

Und dann warf eine großes Ereignis seine Schatten voraus:

die WAZ berichtete schon am 12. April 2001 im Sportteil unter dem Stichwort Golf:

Center öffnet am 22. April seine Pforten

Buntes Programm – Auch Ministerin kommt

Oberhausens Sport erlebt am 22. April einen großen Tag. Das Golfcenter, die öffentliche Golfanlage an der Jacobistraße, wird an diesem Sonntag offiziell eröffnet.

Die vor einem Jahrzehnt entstandene Vision, auf dem ehemaligen Zechengelände die Golfbälle fliegen zu lassen, ist endlich Realität. Vorbei sind die Querelen mit Betreiberwechsel, juristischem Streit und einer um rund zwei Jahre verzögerten Eröffnung.

Auf der 9-Loch-Anlage, ergänzt um 6-Bahnen-Kurzplatz, Driving-Range (überdacht und frei), Übungsstätten, Klubhaus, Golfshop und Golfschule wird schon seit einigen Monaten gespielt und geübt. Zum Leidwesen der Betreiber und Golffreunde jedoch nicht unter idealen Bedingungen. Regen und Kälte haben in den letzten Monaten dem Platz nicht gutgetan. Jetzt werden Sonne und Wärme sehnlichst erwartet. Dann soll es richtig los gehen.

Gemessen am Ereignis, Oberhausen als Golfstadt und damit hierzulande ein neues Zeichen des Strukturwandels, gibt es am 22. April, ab 11 Uhr, ein Festprogramm. Der Kommunalverband Ruhr und das Golfcenter Oberhausen laden die Öffentlichkeit ein. Zu den Ehrengästen zählt NRW-Ministerin Bärbel Höhn von den „Grünen“. Ihre Partei hat längst den früher praktizierten harten Widerstand gegen den Bau von Golfanlagen aufgegeben. Die Politik weiß mittlerweile, daß Golfplätze auch Umweltpflege bedeuten, ohne für die Unterhaltung des Geländes die öffentliche Hand zu belasten. Als Standort, einst Zechengelände und jetzt Golfplatz, dürfte die neue Sportstätte einmalig sein

Die Kritik, Golf sei elitär und nur einer bevorzugten Schicht möglich, soll in Oberhausen widerlegt werden. An die tausend Golfer sind im Golfcenter Oberhausen registriert – vereinslos. Jeder, der die Platzerlaubnis hat, kann spielen.

Was der Chronist aus jahrelanger Erfahrung bis zuletzt nicht glaubte, trat ein: der Volksgolfplatz Jacobi wurde tatsächlich am 22. April 2001 offiziell in Betrieb genommen, wegen des Ehrengastes sogar mit einem großen Medienaufgebot!

Am Montag, dem 23. April 2001, konnte man in der WAZ lesen:

Goldener Ball eröffnet den grünen Platz

Bärbel Höhn mit „l. Schlag“

Der Wettergott meinte es gut mit den Golfern des Reviers: Pünktlich zur Eröffnung des Golfplatzes Jacobi strahlte gestern Morgen die Sonne – dem Anlaß entsprechend.

Für den Abschlag des goldenen Balles und damit die Eröffnung des Golfcenters hatten sich die Organisatoren Umweltministerin Bärbel Höhn ausgesucht. Auch diese sah sich als prädestiniert dafür an: „Ich habe noch nie einen Golfschläger in der Hand gehalten, bin also einer der Otto-Normalverbraucher, für die die Anlage bestimmt ist.“

Ausführen wollte sie den Schlag dann aber doch nicht. „Es ist ja sowieso zu gefährlich, wenn die ganzen Fotografen dort stehen.“ Die wiederum hatten einen Tip parat: „Sie müssen in die andere Richtung schlagen. Da liegt die Bahn.“

Orientierungsprobleme werden in den ersten Tagen sicherlich einige auftreten. Immerhin ist das Gelände 40 Hektar groß. Zum Vergleich: Die Revierparks sind 10 ha kleiner. Da kann sich auch die in der Nachbarschaft wohnende Ministerin, die mit dem Fahrrad vorgefahren kam, mal in der Richtung irren.

Bärbel Höhns Augenmerk lag ohnehin eher auf der Realisierung des Projekts. Zwei Millionen Mark flossen aus den Kassen ihres Umwelt-Ministeriums in die Arbeiten auf der ehemaligen Zechenbrache. Weitere 1,6 Mio. DM steuerte der Kommunalverband Ruhrgebiet bei. Den Rest der 6,2 Mio. DM brachte der Betreiber, die Unternehmensgruppe Sommerfeld, auf.

Deren Geschäftsführer Erwin Sommerfeld freute sich nicht minder über die Eröffnung der zweiten, von seinem Unternehmen betriebenen, öffentlichen Anlage; auch wenn die Arbeiten mehr Probleme bereitet haben als erwartet. Vor allem das Wetter machte bei der Fertigstellung einen Strich durch die Rechnung. „So sind wir noch nicht so weit, wie wir sein wollten.“

„Das war ein hervorragendes Beispiel, wie ein Private-Public-Partnership funktionieren kann“, freute sich Dr. Gerd Willamowski, der Direktor des Kommunalverbandes. Als gutes Beispiel dient die Anlage aber auch in anderen Belangen:

„Der Strukturwandel wird sichtbar“ (Dr. Willamowski); „Brache wird den Menschen wieder zugänglich gemacht“ (Höhn); „Städte arbeiten zusammen“ (Bezirksvorsteher Guntram Großenbrink).

Zwar liegt der größte Teil des Geländes auf Oberhausener Gebiet, aber auch Bottroper Grund wurde intensiv bearbeitet. Durch die Verunreinigung des Geländes mußten nämlich sechs bis acht Meter Boden aufgetragen werden.

Eine teure Angelegenheit. Aber: „Freizeitflächen zu gestalten kostet nun einmal Geld“, begründet Guntram Großenbrink die Investitionen, „zumal Oberhausen jetzt ein weiteres Standbein für den Tourismus erhalten hat.“

Dieses wird natürlich – so die Intention des Golfcenters – allen offenstehen, die zur eigenen Sicherheit und der der anderen, wenige Trainingsstunden absolviert haben. „Golfführerschein“ nennt sich dies dann auch.


Entflechtung der GHH nach dem 2. Weltkrieg

Durch die „Operation Severance“ der Briten , die Deutschen nannten diese Aktion „Entflechtung der Ruhrkonzerne“ , wurde die Gutehoffnungshütte mit Wirkung vom 1. September 1951 ohne Rücksicht auf gewachsene Strukturen auseinandergerissen. Es entstanden innerhalb von zwei Jahren drei voneinander unabhängige Gesellschaften.

Die HÜTTENWERKE OBERHAUSEN AG (HOAG) übernahm die Stahlerzeugung und die Weiterverarbeitung zu Profilen und Drähten.

Die GUTEHOFFNUNGSHÜTTE STERKRADE AG (GHH STERKRADE) führte den Maschinenbau weiter.

Der Bergbau blieb noch ein Jahr bei der GHH. Am 1. Mai 1952 wurde dann die dritte Gesellschaft gegründet.

Die GHH-Zechen bildeten die Bergbau AG NEUE HOFFNUNG.

Im Jahre 1957 machte die Übernahme der NEUE HOFFNUNG-Aktien durch die HOAG einen Teil der Trennung rückgängig.

Die neue Firma hieß HOAG- BERGBAU.


Einführung

Elektrosteiger Heinrich Sollmann griff als Hauspoet bestimmte Ereignisse auf der Zeche Jacobi kritisch, meist jedoch mit dem Schalk im Nacken, auf und präsentierte sie in Reime verpackt den Beteiligten.
Anlaß für die Behandlung der Grubenwarte war eigentlich der auf Grund einer Falschmeldung vergeblich transportierte Motor, den Hein als Herrscher über Batterielokomotiven und Reservemotoren eigenhändig zum Revier fuhr. In der Rahmengeschichte lernen wir neben dem Aufbau und den Aufgaben der Grubenwarte auch die kleinen Reibereien in der Zusammenarbeit der Fakultäten kennen.

Die Grubenwarte.
Von Heinrich Sollmann

  • Man hatte im Pütt in Erfahrung gebracht,
  • wenn man die Reviere von fern überwacht,
  • dann kann man zu jeder Zeit deutlich erkennen,
  • ob alles gut läuft und keiner am Pennen.
  • So hat man geplant und dann mit viel Geld
  • eine richtige Grubenwarte erstellt.
  • Hier laufen zusammen wie Nerven die Drähte
  • von allen Revieren, ob früh oder späte.
  • An Lampen und Zeigern und Dingen, die schreiben,
  • wo nachher bunte Striche drauf bleiben,
  • da kann man mit Sicherheit alles ablesen,
  • was unten geschieht und was gestern gewesen.
  • Dann gibt´s noch, man hört es am summenden Tone,
  • zum Zweck der Verständigung ein paar Telefone.
  • Diese Wunder der Technik sie werden bewacht
  • zwei Schichten am Tage und auch bei der Nacht.
  • Da sitzt dann der Mann und beobachtet scharf,
  • weil keines der Rädchen mal stehenbleiben darf!
  • Doch wie es das Schicksal manchmal so will,
  • ein ganzes Revier steht auf einmal gleich still.
  • Nun wird lebhaft der Mann, er schnappt sich den Hörer,
  • wir woll´n doch mal sehen, wer ist denn der Störer.
  • Darauf meldet sich der Steiger am Telefon.
  • Er säuselt hinein mit 300 Phon:
  • „Ich hab’ hier soeben ‘ne Störung entdeckt,
  • bei uns ist am Antrieb ein Motor verreckt.“
  • Und weiter klingelt das Telefon,
  • jetzt wissen es auch die Elektriker schon.
  • Es dauert nicht lange, und man ruft im Revier:
  • „Wo soll er nun hin, der Motor ist hier.“
  • Da spricht unser Steiger – er tut’s fast mit Liebe:
  • „Der Motor ist ganz, mir fehlt ein Getriebe!
  • Und dann räumt mal schnell Euren Motor hier weg,
  • wenn die Schlosser kommen, dann steht Ihr im Weg.“
  • Gefaßt ziehen unsere Leute von dannen,
  • das ist ja nichts Neues, sie kennen die Pannen.
  • Doch bald ist auch das Getriebe schon da,
  • gewechselt im Nu, und man schreit laut ‘Hurra’,
  • der Panzer läuft, Mensch, haben wir Glück.
  • Doch wer bringt das alte Getriebe zurück?
  • So fragt dann bescheiden der Maschinenmann
  • im Revier bei dem zuständigen Steiger mal an.
  • Der blubbert: „Wo soll ich die Leute herkriegen?
  • Wenn Ihr das nicht könnt, dann bleibt der Schrott liegen.“
  • Danach fragt er am Grubenwartentelefon:
  • „Hast Du die Störungsminuten denn schon?“
  • Doch hier möchte man wissen zur Tat,
  • was denn die Panne verursacht hat.
  • Da brummt unser Steiger recht unverhohlen:
  • „Was geht mich der Mist an, ich brauch’ meine Kohlen!“
  • Deshalb schreibt in der Warte dann unser Mann
  • die wahrscheinliche Ursache, so gut er es kann.
  • Und er schreibt auch noch weiter auf sein Papier,
  • was sich so tat in manch anderem Revier.
  • Denn schließlich verlangt man an jedem Morgen
  • den Förderbericht mit all diesen Sorgen.
  • Dort steht dann geschrieben was „Ist“ und was „Soll“,
  • wieviel Wagen mit Kohle und Bergen da voll.
  • Dann sieht man die aufgefahrenen Meter
  • und in der Mitte das große Gezeter:
  • Verschoben der Anfang auf morgens acht Uhr,
  • mal wieder nicht fertig die Reparatur.
  • Zwischen acht und neun Uhr da war bei fast allen
  • die Spannung oder ein Schalter gefallen.
  • Von neun bis um zehn war der Standardsatz dran:
  • Wendel verstopft, es fehlten zwei Mann.
  • Von zehn bis um elf wird in der Störung gebaut,
  • man lieber auf Eisen als auf Gott dort vertraut.
  • Um elf rollt endlich ein Zug Richtung Schacht,
  • doch das waren Berge von der vergangenen Nacht.
  • Man konnte nicht laden von zwölf bis um zwei,
  • Maschine gekommen, keine Leeren dabei.
  • Und dann fragt der „Ober“: „Was machen die Kohlen?
  • Muß ich sie denn alle selber erst holen?
  • Immer muß ich Euch die Förderung retten,
  • als ob außer mir keinen Bergmann wir hätten.“
  • Am Förderberichts-Ende ist dann zu sehen
  • – zwischen den Zeilen, Sie werden verstehen –
  • ohne Störungsminuten schütten wir balde
  • den Rest unserer Förderung glatt auf die Halde.
  • Bei all diesen Störungen ist ein Trost geblieben:
  • wir können die Schuld auf andere schieben.

(1971)