Schwere Luftangriffe auf Oberhausen im 2. Weltkrieg

Zusammengestellt nach: Abenteuer Industriestadt
Oberhausen 1874 - 1999

11. Mai 1940

  • Bei einem Luftangriff fallen zum ersten Mal Bomben auf die Stadt.
  • 2.50 Uhr Bombenabwurf von aus Richtung Königshardt anfliegenden feindlichen Flugzeugen im Bereich des L.S. Abschnittes „Nord“ auf freies Gelände, das von Herzog- und Hirschstraße begrenzt wird. Es wurden 15 Brisanzbomben abgeworfen im schätzungsweisen Gewicht von je 225 kg. Geringer Sachschaden an Häuserwänden und zerspringenden Fensterscheiben. Personen- oder größerer Sachschaden ist nicht entstanden. Fliegeralarm wurde erst um 2.54 Uhr, also nach Abwurf der 14 Bomben, gegeben.
  • Die Verwaltung ordnet an, daß die Straßenbeleuchtung ab sofort ausgeschaltet werden muß.


4. Juli 1940

  • Wurden die Einwohner Oberhausens bislang nur in den Abend- und Nachtstunden durch Sirenengeheul gezwungen, die Keller und Schutzräume aufzusuchen, so macht es das Auftauchen von einzelnen Fliegern um 15.05 Uhr zum ersten Mal erforderlich, auch am Tage das Signal „Fliegeralarm“ auszulösen.
  • Im Jahre 1940 wird in Oberhausen und Mülheim insgesamt 129 mal Fliegeralarm ausgelöst. Bei den sechs Luftangriffen werden insgesamt 20 Abwürfe von Bomben registriert; zehn Menschen kommen dabei ums Leben.


27. März 1941

  • 21.50 Uhr Beginn der Einflüge an der Scheldemündung! In der Zeit vom 22.40 – 22.45 Uhr Luftangriff auf Luftschutz-Abschnitt „Nord“ und zwar auf den Stadtteil Oberhausen-Osterfeld. Es wurden insgesamt 7 Sprengbomben abgeworfen, die sämtlich zerknallten. Die Wohnhäuser Hochstraße 45 und 49 wurden schwer getroffen. Auf dem Sammelbahnhof Osterfeld-Süd, dem ohne Zweifel der Luftangriff galt, wurden 2 Sprengbomben abgeworfen, die erheblichen Gleis- und Güterwagenschaden anrichteten. Der Bahnverkehr auf der getroffenen Strecke Osterfeld-Süd – Bottrop wurde durch Umleitung aufrecht erhalten. Personenschäden: 1 Toter (Frau), 3 Schwer- und 5 Leichtverletzte. (Außerhalb des Luftschutzraumes, im Begriff diesen aufzusuchen).
  • Sachschäden: 1 Haus (Hochstraße 45) vollständig zerstört, 1 Haus schwer beschädigt, 1 Haus Giebelwand eingedrückt, 4 Häuser leichtere Gebäude- und Glasschäden. Geringere Schäden an Telefon-, Starkstrom- und Wasserleitungen. Auf dem Bahnhof Osterfeld Gleis- und Güterwagenschaden. Produktionsausfall: Nicht eingetreten! …


13. Juni 1941

  • Um 0.01 Uhr werden die ersten Einflüge an der Rheinmündung gemeldet. 0.35 Uhr „Luftgefahr 15“! In der Zeit von 1.20 – 2.00 Uhr erfolgte je ein Angriff auf den Luftschutz-Abschnitt „Nord“ und „Süd“. Im Verlaufe dieser Angriffe wurden insgesamt 18 Sprengbomben, darunter 2 Sprengbombenblindgänger und 50 Brandbomben, abgeworfen. Im Abschnitt Nord gingen 8 Sprengbomben, darunter ein Langzeitzünder, nieder. Die Bomben wurden auf das Gelände zwischen Nürnberger-, Siepen- Rothebusch- und worfen. Hierbei wurde eine z.Zt. bei ihren Eltern auf Besuch aus Holland weilende Ehefrau tödlich verletzt. Die Ehefrau hatte mit anderen Hausbewohnern bei Auslösung des Fliegeralarms den Luftschutzraum aufgesucht, ihn aber vorzeitig verlassen, um ihren bereits gepackten Reisekoffer in den Schutzraum zu holen. Hier wurde sie in der Küche von einem Bombensplitter einer etwa 40 m vom Hause entfernt einschlagenden Bombe am Kopfe getroffen und tödlich verletzt. Die Sprengbombe mit Langzeitzünder ist 3 Stunden nach Abwurf ohne äußere Einwirkung detoniert. Hierbei weder Personen- noch Sachschäden.
  • Personenschäden: 3 Tote, 11 Verletzte (Alle Personen befanden sich außerhalb des L.S.- Raumes).
  • Sachschäden: 5 Häuser schwer, 211 Häuser leicht beschädigt


9. März 1942

  • In der Zeit von 3.00 – 5.10 Uhr wurde der Luftschutzort in mehreren Wellen von einer größeren Anzahl – geschätzt wurden 60 – 80 feindlichen Maschinen – angegriffen. Dies war bisher der schwerste Angriff, bei dem die Luftschutz-Abschnitte Nord und Mitte besonders hart getroffen wurden. Eine ungewöhnlich große Anzahl abgeworfener Leuchtbomben, die teilweise zu 3 Stück gekoppelt waren, leiteten den Großangriff ein. Insgesamt wurden abgeworfen: 74 Sprengbomben, davon 2 Blindgänger bzw. Langzeitzünder, 2 Minenbomben, 1 Phosphorkanister und 2649 Brandbomben. Die Wirkung der Minenbombe war besonders stark, wobei es sich voraussichtlich nicht einmal um die 1800 kg., sondern nur um die 835 kg. Minenbombe gehandelt hat. Leider verursachten die abgeworfenen Bomben ganz erheblichen Personen- und Sachschaden.
  • Personenschäden: 35 Tote, 63 Verletzte.


10. April 1942

  • Beginn der feindlichen Einflüge 22.22 Uhr! 22.40 Uhr Luftgefahr 15! In der Zeit von 23.45 – 0.30 (11.4.) Uhr erfolgte auf den L.S.- Ort ein feindlicher Luftangriff, von dem alle 3 L.S.- Abschnitte betroffen wurden. Im Verlaufe dieses Angriffes wurden insgesamt 11 Sprengbomben (darunter 1 Sprengbombenblindgänger bzw. Langzeitzünder), 53 Phosphorbrandbomben (14 kg.) (darunter 1 Blindgänger), 26 Flüssigkeitsbrandbomben (113 kg) (darunter 4 Blindgänger) und 251 Stabbrandbomben (1,7 kg) abgeworfen.
  • Personenschäden: 3 Tote (Vater, Mutter und Kind), 3 Verletzte!
  • Sachschäden: 1 Haus total-, 1 Haus und 1 Lagerschuppen schwer und 32 Häuser leicht beschädigt. 29 Entstehungsbrände, darunter 9 Schleppkähne, 1 Gasometer und 1 Straßenbahnwagen, durch Werkluftschutz- bzw. Selbstschutzkräfte und Schnellkommandos gelöscht.
  • Produktionsausfall: Nicht eingetreten!
  • Vor dem Haus Westerwaldstr. 14 (4 Familienhaus) detonierten 2 Sprengbomben in unmittelbarer Nähe (1 – 1½ m. entfernt). Das Haus wurde teilweise eingedrückt. Aus dem Luftschutzraum wurden 3 Tote und 1 Schwerverletzter geborgen.


2. Juni 1942

  • In der Zeit von 0.30 – 2.40 Uhr erfolgte auf den gesamten L.S.- Ort ein Großangriff, dessen Ausmaße alle bisherigen Luftangriffe weit in der Schatten stellten. Hierbei wurden die 3 L.S.- Abschnitte Nord, Mitte und Süd ungefähr gleichmäßig stark betroffen, am stärksten der L.S.- Abschnitt Mitte. Insgesamt wurden 3 Minenbomben (835 kg), 274 Sprengbomben, 24500 Stabbrandbomben (1,7 kg.) und 943 Phosphorbrandbomben (14 kg.) abgeworfen. Eingeleitet wurde dieser Großangriff, der von etwa 100 geschätzten feindlichen Flugzeugen geflogen wurde, durch eine große Anzahl gesetzter Leuchtbomben. …
  • Zahlreiche Brandherde wiesen den nachfolgenden Flugzeugen den Weg und ermöglichten gutgezielte Minen- und Sprengbombenabwürfe, von denen unter anderem der Hauptbahnhof und das Rathaus Oberhausen betroffen wurden. … Personenschäden: 83 Tote – 29 innerhalb, 54 außerhalb des L.S. Raumes, 127 Schwerverletzte, 105 Leichtverletzte.
  • Sachschäden: 169 Totalschäden, 213 Schwere und 1954 Mittel- und Kleinschäden. Brände: 72 Großbrände, 163 Mittelbrände, 1889 Kleinbrände.
  • Produktionsausfall: 1 Großanlage = 100% für 3 Tage, 1 Großanlage = 100% für 1 Tag, 1 Großanlage = 20% für 12 Tage, 1 Großanlage = 20% für 6 Tage, 3 Mittelanlagen = 15% für unbestimmte Zeit, 1 Mittelanlage = 100% für 6 Wochen, 2 Kleinanlagen = 100% für unbestimmte Zeit, 1 Kleinanlage = 60% für 16 Tage.


26. / 27. April 1943

  • Beginn feindlicher Einflüge in der Nacht vom 26. zum 27.4. um 1.39 Uhr! 1.42 Uhr „Luftgefahr 15“ und 1.52 Uhr „Fliegeralarm“!
  • Gegen 2.10 Uhr begann der bisher größte Luftangriff auf den Oberhausen, von etwa 120 geschätzten feindlichen Maschinen geflogen. Betroffen hiervon wurden alle 3 L. S.-Abschnitte, am schwersten der L. S.-Abschnitt Mitte (Alt-Oberhausen).
  • Bei diesem Angriff gelangten insgesamt 70 Minenbomben (darunter 12 Bombenblindgänger je 1800 kg.), 275 Sprengbomben (darunter 12 Sprengbombenblindgänger), 7034 Phosphorbrandbombe (14 kg.) und 44660 Stabbrandbomben (1,7 kg.) zum Abwurf. Der Angriff dauerte 1¼ Stunden! …

Im Einzelnen:

  • Personenschäden: 244 Tote, 205 innerhalb des L.S. Raumes, 39 außerhalb, 552 Verletzte: 313 innerhalb, 239 außerhalb des L.S. Raumes.
  • Sachschäden:
  • Häuserschäden 351 = total, 450 = schwer beschädigt, 790 = mittelschwer beschädigt, 5553 = leicht beschädigt.
  • Behörden: 1 total, 3 schwer beschädigt, 2 mittelschwer u. 8 leicht beschädigt. Krankenhäuser: 1 schwer-, 1 mittelschwer- u. 1 leicht beschädigt.
  • Kirchen: 8 schwer-, 2 mittelschwer- u. 1 leicht beschädigt.
  • Schulen: 8 schwer-, 9 mittelschwer- u. 9 leicht beschädigt.
  • Brände: 53 Groß-, 660 Mittel- und 1413 Kleinfeuer. …
  • Ausquartierungen: 18 226 Personen aus 1 143 Häusern! …

Eine erste Sonderzuteilung pro Kopf von je 10 Zigaretten, 50 Gr. Bohnenkaffee und 0,35 l. Trinkbranntwein wurde von der Bevölkerung freudigst begrüßt.«


27. Juli 1943

  • Das Luftschutzbauamt teilt der NSDAP Kreisleitung Oberhausen mit, daß derzeit 14 bombensichere Bunker im Stadtgebiet vorhanden seien, die 9 554 Menschen Platz bieten. Weiterhin stehen der Bevölkerung 1 Tunnel für 350 Personen, 142 öffentliche Schutzräume für 19 300 Personen, 20 Deckungsgräben für 4 060 Menschen und 9 427 private Luftschutzräume zur Verfügung.


30. März 1944

  • In den späten Abendstunden und in der Nacht vom 30. zum 31. Einflug vereinzelter feindlicher Störflieger in den westdeutschen Raum. Eine Feindmaschine brachte um 21.23 Uhr eine Minenbombe über Oberhausen-Osterfeld zum Abwurf. Der Bombenabwurf galt voraussichtlich der GHH, traf aber unglücklicherweise bebautes Gelände und zwar Häuser im Zug der Werrastraße unmittelbar in Nähe des Bunkers Eisenheim. Da der Bombenabwurf bereits unmittelbar, d.h. 5 Minuten nach Auslösung der ÖLW (=öffentliche Luftwarnung) erfolgte und die Menschen dem Bunker Eisenheim zuströmten, waren unverhältnismäßig große Menschenverluste zu beklagen. 41 Gefallene und 32 Verwundete fielen dieser einen Bombe zum Opfer.

Im Einzelnen:

Personenverluste:

  • a.) Gefallene = 41, 2 innerhalb, 39 außerhalb des L.S. Raumes;
  • b.) Verwundete = 32 außerhalb des L.S. Raumes.«


29. September 1944

  • Mittags: Erster der im Winter-Halbjahr 1944/45 kurzfristig einander folgenden Luft-Grossangriffe gegen Oberhausen.
  • Von G.H.H. Betrieben schwer getroffen:
  • Zeche Jacobi (Batterie IV teilweise zerstört), Kraftwerk Sterkrade, Ferner Schäden an Werksbahnanlagen, Wasser-, Strom- und Gasleitungen.Bei dem Angriff werden 43 Personen getötet, darunter fünf russische Kriegsgefangene des Lager der Zeche Sterkrade und drei Ausländer des Lagers Forsterbruch.


30. November 1944

  • Mittags: Luft -Grossangriff auf Osterfeld.
  • Sehr schwer getroffen: Zeche Osterfeld (insbesondere Übertage-Anlagen des Haupt-Förderschachtes III zerstört), Schäden auf der Kokerei Osterfeld, Werksbahn zwischen Emscher-Bahnhof und Zeche Osterfeld unterbrochen (bis 3.12.).
  • Russisches Kriegsgefangenenlager des G.H.H.-Bergbaus größtenteils zerstört. Über 170 Russen getötet. Starke Zerstörungen im Stadtteil Osterfeld.


11. Dezember 1944

  • Vormittags: Bei Luft-Grossangriff auf Verschiebe-Bahnhof Osterfeld Schäden auf Zeche Vondern. Dortiges Ausländerlager zerstört; andere beschädigt. Starke Schäden im Stadtteil Osterfeld.
  • Der Zentralnachweis des Sozial- und Ausgleichsamts berichtet, daß insgesamt 75 Personen verstarben, darunter 3 Polen, 3 Ausländer, 1 Litauer, 2 Holländer, 1 Ostarbeiter, 7 Italiener.


31. Dezember 1944

  • Sylvesterabend: Luft-Grossangriff auf Oberhausen, u.a. Verschiebebahnhof Osterfeld.
  • Schwer getroffen: Grobblechwalzwerk, Eisenbahnwerkstätte, Walzwerke bis 12.1 stillgelegt.
  • Werksbahnbrücke bis zum Erzlager Vondern zerstört. Ferner Schäden am Emscher-Wasserwerk
  • Starke Wohnraumzerstörungen in Sterkrade und Osterfeld sowie große Schäden in Ausländerlagern.


4. Februar 1945

  • Mit 113 Maschinen fliegt die Royal Air Force erneut einen Angriff und wirft rd. 300 Tonnen Bomben über Osterfeld ab; bei dem Angriff sterben sechs Menschen.

Am 30. März 1945 erfolgte die Besetzung des Stadtteils Osterfeld und am 11. April 1945 zogen die Amerikaner in Alt-Oberhausen ein, ohne das es zu Kampfhandlungen gekommen wäre. …

Oberhausen blieb auch weiter von amerikanischen Truppen besetzt. Am 17. Juni 1945 rückten die Amerikaner ab und wurden durch englische Truppen ersetzt. Erster Kommandant war Major Lund, der Anfang Juli 1945 durch Major Mitchell abgelöst wurde.


Bilanz am 11. April 1945

  • Von 17 800 Wohngebäuden waren 10 120 zerstört oder erheblich beschädigt.
  • Von 53 209 Wohnungen, die 1939 vorhanden waren, blieben nur 7% unbeschädigt. Total zerstört wurden 18%, schwer und mittelschwer beschädigt 36%, leicht beschädigt 39%.

Als Opfer der Luftangriffe waren 1 991 Tote und 5 439 Verletzte zu beklagen, darunter 320 bzw. 280 Ausländer

Die meisten Straßen sind durch 1 412 Bombentrichter unpassierbar geworden, der Straßenbahnbetrieb ist eingestellt, der Eisenbahnverkehr ruht vollständig -Oberhausen ist »von der Außenwelt und damit auch von seinen Versorgungsgebieten vollständig abgeschnitten …«.

Entwicklung der Einwohnerzahlen der Stadt Oberhausen nach Kriegsende:

  • 14.04.1945 = 103.000
  • 17.05.1939 = 191.829
  • 30.06.1945 = 105.204
  • 31.07.1945 = 137.123
  • 31.08.1945 = 149.227


Die Bilanz des Hitlerkrieges für Oberhausen:

161 Luftangriffe mit

11 078 – Luftminen
25 010 – Sprengbomben
38 837 – Phosphorbrandbomben
365 208 – Stabbrandbomben

Hier einige Bilder die verdeutlichen was der Krieg in Oberhausen angerichtet hat.

10120 zerstörte oder stark beschädigte Wohnhäuser (von 17 800);
Von 53209 Wohnungen wurden 46070 teilweise schwer beschädigt.
21262 wurden wiederhergestellt. Der Rest konnte nur noch abgerissen werden.

Behelfsmäßig untergebracht:

  • 51 Familien mit 227 Personen in Hochbunkern
  • 3 Familien mit 7 Personen in Erdbunkern
  • 35 Familien mit 56 Personen in Baracken
  • 41 Familien mit 181 Personen in Behelfsräumen wie Garagen, Schuppen,…
  • 85 Familien mit 435 Personen im Lager des Zementwerkes

Am Ende hatte die Stadt 2203 Tote durch die Luftangriffe zu beklagen. Darunter waren 228 Kinder. Verletzt wurden 5593 Menschen.

4818 Soldaten aus Oberhausen verloren ihr Leben.

(Quelle: Oberhausener Heimatbuch, 1964)


Die Währungsreform 1948

Die drei Besatzungsmächte USA, Großbritannien und Frankreich planten für Deutschland eine Neuordnung der Währung, die sie am 20. Juni 1948 in den Westzonen sowie in den Westsektoren Berlins realisierten. Die Deutsche Mark (DM) löste die Reichsmark (RM) ab und wurde gesetzliches Zahlungsmittel.

Am 18. Juni 1948 ließ die Militärregierung über den Rundfunk einige Eckpunkte der Währungsreform verkünden.Jeder Bewohner konnte 60 Reichsmark im Verhältnis 1:1 in DM umtauschen; davon wurden 40 DM am Sonntag, dem 20. Juni 1948, die restlichen 20 DM bis spätestens September ausbezahlt, weil die Menge der in den USA gedruckten Banknoten nicht ausreichte.

Die Bürger mußten ihre Reichsmark-Bestände innerhalb einer Woche bei den Banken einzahlen und ihre weiteren Guthaben zum Umtausch anmelden.

Die Bevölkerung erfuhr erst nach Ablauf dieser Frist, was mit ihren Konten geschehen sollte: Das Finanzamt prüfte alle Guthaben über 5 000 RM vor der Umstellung.

Als Umtauschkurs setzten die Alliierten 1 DM für 10 RM fest. Die Sparer konnten aber nur über die Hälfte der neuen DM-Guthaben sofort verfügen. Die andere Hälfte lag zunächst unerreichbar auf Festkonten. Am 4. Oktober 1948 gaben sie dann zwei Zehntel dieses Festgeldes frei, ein weiteres Zehntel durften die Kontoinhaber in mittel- und langfristigen Wertpapieren angelegen, der Rest wurde gestrichen. Von 100 RM Guthaben blieben also letztendlich 6,50 DM. Altschulden mußten 10:1 abgewertet in Deutsche Mark getilgt werden.

Regelmäßige Zahlungen wie Löhne, Gehälter, Pensionen, Renten und Mieten wurden im Verhältnis 1:1 umgerechnet. Der Aktien- und der Immobilienbesitz blieben unangetastet.

Zusammenfassend kann man also feststellen, daß Sparer, die trotz der vorangegangenen schweren Zeiten noch Geld auf ihrem Konto hatten, durch die Währungsreform den größten Teil ihrer Rücklagen verloren, die Aktien-, Fabrik- und Grundstücksbesitzer büßten dagegen fast nichts ein.

Deshalb erinnern sich viele damalige „Normalverbraucher“ wegen der nicht (mehr) vorhandenen Guthaben weniger an die soziale Ungerechtigkeit der Währungsreform als an ihren „Schaufenstereffekt“. Plötzlich konnten sie in den jahrelang leeren Geschäften wieder alles kaufen, wenn auch zunächst das nötige Geld fehlte. Im Laufe der Jahre steigerten die meisten von ihnen jedoch – dank des durch die Währungsreform ausgelösten „Wirtschaftswunders“ – ihren Lebensstandard beträchtlich.

10120 zerstörte oder stark beschädigte Wohnhäuser (von 17 800);
Von 53209 Wohnungen wurden 46070 teilweise schwer beschädigt.
21262 wurden wiederhergestellt. Der Rest konnte nur noch abgerissen werden.

Behelfsmäßig untergebracht:

  • 51 Familien mit 227 Personen in Hochbunkern
  • 3 Familien mit 7 Personen in Erdbunkern
  • 35 Familien mit 56 Personen in Baracken
  • 41 Familien mit 181 Personen in Behelfsräumen wie Garagen, Schuppen,…
  • 85 Familien mit 435 Personen im Lager des Zementwerkes

Am Ende hatte die Stadt 2203 Tote durch die Luftangriffe zu beklagen. Darunter waren 228 Kinder. Verletzt wurden 5593 Menschen.

4818 Soldaten aus Oberhausen verloren ihr Leben.

(Quelle: Oberhausener Heimatbuch, 1964)


Inflation 1923

Mit dem Passiven Widerstand ging eine immer schneller werdende Geldentwertung einher, die den Dollarkurs schließlich ins Unermeßliche steigen ließ. Mußte man im Januar 1923 noch 17 900 Mark für einen Dollar bezahlen, so waren es auf dem Höhepunkt der Inflation im November bereits mehr als 2 Billionen Mark, in Ziffern geschrieben eine 2 mit 12 Nullen!

Die Geldschein-Nennwerte erhöhten sich nun in schneller Folge, bis die Reichsbank im November als höchsten Wert einen Geldschein über 100 Billionen Mark (100.000.000.000.000 M) drucken ließ. Insgesamt gab sie 10 Milliarden Inflationsscheine aus.

Trotzdem reichten die verfügbaren Zahlungsmittel nicht aus, die Druckereien konnten den Wertverlust einfach nicht mehr durch vermehrten Notendruck ausgleichen. Deshalb wurden von Städten, Gemeinden und Firmen eigene Notgeldscheine herausgegeben.

Entsprechend sank bei hochschnellenden Preisen die Kaufkraft des verdienten Geldes, auch wenn die Betriebe die Löhne und Gehälter zuletzt mehrmals in der Woche auszahlten.

Die schlechte Versorgung der Geschäfte mit Lebensmitteln kam noch erschwerend hinzu. Um die größte Not der Bevölkerung zu lindern, richteten die Besatzungstruppen in allen Städten öffentliche Suppenküchen ein.

Die Einführung der Rentenmark am 15. November 1923 brachte endlich normale Verhältnisse. Der Umtauschkurs lag bei 1 Billion Mark für 1 Rentenmark, der Dollar wurde mit 4,20 Rentenmark gehandelt.

Die Rentenmark war nur als Übergangswährung gedacht. Deshalb wurde sie am 30. August 1924 von der Reichsmark abgelöst. Im Grunde genommen änderte sich dieses Mal nur der Name, die Rentenmark-Geldscheine blieben weiter gültig.