Zeche Osterfeld
Mit dem Einzug des Bergbaus änderte sich die Struktur der Gemeinde Osterfeld grundlegend. Die Vorboten dieser „neuen Zeit“ erreichten den Ort 1853. In diesem Jahr begann hier die Suche nach Steinkohle. Über die Bohrarbeiten schrieb Johannes Terlunen, von 1827 bis 1869 Pfarrer an St. Pankratius, in seiner Pfarrchronik:
„Den 16 Septemb 1853 werden hier bei der Pastorath Kohlen gesucht, die Gewerkschaft Jacobi, Haniel und Hüssen (Anm.: Rechtsvorgängerin der Gutehoffnungshütte Oberhausen) liesen ein Gerüst bauen auf J. Küper sein Grun[d]stück am Fußweg zum Kreuze hienauf“
Der Zeitzeuge überlieferte uns viele interessante Einzelheitenüber diese Arbeiten. Eine Mannschaft bestand aus acht bis zehn Arbeitern, die in einer Achtstundenschicht pro Mann 14 Silbergroschen verdienten. Er erwähnte einen tödlichen Unfall und große Schwierigkeiten mit harten Gesteinsschichten in 225 m Tiefe, die nur einen Bohrfortschritt von täglich 2,5 cm erlaubten.
Dann fuhr er fort:
„Den 2ten Septemb 1854 haben sie das Bohren aufgegeben Unter 5 000 Thr Kosten ist dieser Versuch nicht geblieben
Im Jahr 1855 und 1856 kam eine Wuth im Bohren[,] an 15 Stellen im Osterfeldschen wurden Bohr-Aparathe angesetzt. Bei Eschenbrock am Grafen Garten fand man zuerst Kohlen, Hagedorn zu Essen, war im Finden der Glücklichste, er wurde aus einem unvermögenden Schreiner ein reicher Mann, durch sein Glück. Er bohrte bei Eschenbrock dreimal Kohlen an, Diesseits der Emsch[er] hinter Vondern sechsmal, nun hatte er sein Glück gemacht
Die Hütte (Anm.: gemeint ist Jacobi Haniel & Huyssen) hate zwischen Waghalz Brücke bis Schulte Venn drei Bohrlöcher, auf Winkelhecks Hof war eine andere Kompagnie dran etc., überall sah man Bohrhütten, so daß bei 300 Mann hier herum, sich ein ganzes Jahr mit Bohren beschäftigten
Nur Hagedorn hat das Glück gehabt Was mir an Hagedorn besonders gefiel, war das; er hatte noch Religion, und ließ des Sonn u. Feiertags nie arbeiten, woran sich alle Anderen Unternehmer gar nicht störten weil [sie] den Vorsprung haben wollten. Denn wer zuerst findet, der deckt den Andern sein Bohrloch zu; des ungeachtet hat Hagedorn als Katholik Alle ihre Bohrlöcher gedeckt: Das war Gottes Hülfe.“
Die bei der Kohlensuche erfolglose Gewerkschaft Jacobi Haniel & Huyssen kaufte schon sehr früh die Grubenfelder, die Hagedorn verliehen wurden; der Schachtbau begann jedoch viel später.
Erst 1873 leitete folgendes Schreiben an die Bergbehörde die Geschichte des Steinkohlenbergbaus auf Osterfelder Gebiet ein:
Sterkrade, den 15. Aug. 1873
An den königlichen Revierbeamten
Herrn Bergmeister Harz
Wohlgeboren
Gelsenkirchen
Wir beehren uns Ihnen hiermit die Anzeige zu machen, daß wir im Grubenfelde der uns zugehörigen Zeche „Osterfeld“, früher Herzog von Arenberg, eine neue Tiefbauanlage errichten und den Betrieb dieser Zeche durch das Abteufen eines Schachtes in der Nähe des Dorfes Osterfeld in kürzester Zeit eröffnen wollen. Der für diese Anlage erforderliche Betriebsplan liegt zu Ihrer gefl. Prüfung hierbei.
Gleichzeitig machen wir Ihnen die Mittheilung, daß wir zum Betriebsführer der Zeche Osterfeld den Obersteiger Hugo Otten engagirt und angestellt haben. Derselbe war früher schon Steiger auf Zeche Oberhausen und zuletzt Obersteiger auf der Grube Maria in Höngen bei Aachen; er besuchte die Bergschule in Eshen und erhielt, wie aus dem hierbei liegenden Bergschulzeugnisse hervorgeht, die Qualifikation zum Betriebsführer.
Wir ersuchen Sie, die Befähigung des „Otten“ zum Betriebsführer der Zeche Osterfeld, gefl. anerkennen zu wollen.
Hochachtungsvoll!
Der Grubenvorstand der Zeche Osterfeld
Lueg Ziegler
Die Randbemerkungen des Bergmeisters lauten:
1. Betriebsplan geht nach Prüfung ad acta.
2. Verhandlung in welcher der Grubenverwalter Otten sich bereit erklärte zur Übernahme der verantwortlichen Betriebsleitung ad acta.
Gelsenk 7. Septemb 1873
Der Bergmeister
Harz
Der als Anlage eingereichte Betriebsplan (Faksimile Seite 1 und Seite 2) – wohlgemerkt für eine ganze Zeche und von Hand geschrieben – beansprucht in der „Übersetzung“ eine Schreibmaschinenseite, gemessen am Umfang unseres heutigen Antragswesens recht wenig. Trotzdem erfährt der interessierte Leser viel über die Schachtbautechnik der 1870er Jahre.
Die Gutehoffnungshütte zu Sterkrade, Actienverein für Bergbau und Hüttenbetrieb, ist Alleinbesitzerin der Zeche Osterfeld und beabsichtigt jetzt unverzüglich den Betrieb der Zeche zu eröffnen.
Es soll zu diesem behufe im südwestlichen Theile des Feldescomplexes und zwar in der Gemeinde Osterfeld auf dem Flurstück Fl. 0 Nr. 277 zuförderst ein Tiefbauschacht, zur Aufschließung des Steinkohlengebirges, welches hier in einer Mächtigkeit von c[irca]. 200 mtr. vom Mergellager überdeckt wird, befangen und abgeteuft werden.
Der Schacht soll kreisrund abgeteuft und ausgemauert einen lichten Durchmesser innen 6 000 mm erhalten.
Bis zum Mergellager, welches vom Schachtpunkt c[irca]. 90 m unter Tage liegt, soll der Schacht abgesenkt und einige Mtr. im Mergel, zur Absperrung des Flieswassers, eine wasserdichte Mauer angesetzt werden, die mit einem Futter von 550 mm = 2 Steine durch den Senkschacht bis zu Tage aufgeführt wird. Von der Hauptschachtmauer aus wird dann später noch ein weiteres Futter von 130 mm = ½ Stein bis zu Tage aufgemauert, so daß der Senkschacht eine lichte Weite von 7 300 mm erhält.
Der Senkschacht selbst bekommt eine Mauerstärke von 700 mm = 2½ Steine und einen aus Gußeisen und Holz construirten Senkschuh der mit der Mauer durch schmiedeeiserne Anker verbunden wird. Im Mergellager selbst soll der Schacht ebenfalls rund abgeteuft und mit schmiedeeisernen Ringen und Holz provisorisch verzimmert werden. Das Ausmauern desselben soll stückweise vorgenommen werden und die Schachtmauer an den schwächsten Stellen 700 mm = 2½ Steine stark bleiben.
Während des Abteufens wird über dem Schachte ein Holzgerüst zur Aufnahme einer provisorischen directwirkenden Wasserhaltungs-Maschiene dienen und sollen in diesem auch die Seilscheiben für die Bergeförderung und die nöthigen Kabel (Anm.: Kabel = Winde) p.p. (Anm.: p.p. = und so weiter) aufgestellt werden.
Zur Bergeförderung selbst soll eine Zwillings-Maschiene von 400 mm Cylinderdurchmesser aufgestellt werden.
Über den weiteren Betrieb der Zeche Osterfeld, resp[ektive]. über die Bestimmung der Bausohlen kann erst nach Aufschließung des Steinkohlengebirges und Bekanntwerden der Lagerungsverhältnisse desselben, beschlossen werden und wird, sobald solches geschehen, eine Ergänzung des Betriebsplanes der Bergbehörde vorgelegt werden.
Schon einen Tag später, am 16. August 1873, begannen die Vorbereitungen für die Teufarbeiten. Am 1. September setzten die Schachthauer dann in 4,60 m Teufe den eigentlichen Senkschacht an. Trotz großer Wasserzuflüsse – der erste Betriebsbericht sprach von 60 Fuß³/min, das sind umgerechnet 1,85 m³/min – konnte der Schacht bis zum Jahresende auf 16,30 m abgesenkt werden. Am 16. April 1874 zerstörte ein Wassereinbruch in 34,5 m Teufe den Grubenbau vollständig. Erstaunlicherweise behandelte der Betriebsbericht vom 3. Juli 1874 für das erste Halbjahr 1874 dieses Unglück mit zwei Sätzen.
Das bei dieser Täufe angefahrene Mergellager war ziemlich fest und wenig zerklüftet, so daß beschlossen wurde, auf dieser das Hauptfundament des Schachtes zu legen, von welchem die Schachtmauer bis zu Tage mit definitiver Schachtzimmerung aufgezogen, und die Wasser vollständig zurückgedrängt werden sollten.
Die Vorrichtungen hierzu begannen am 12. April c. (Anm.: c = des laufenden Jahres), und war bis zum 16ten desselben Monates eine Mauerhöhe von 1 600 mm erreicht, als durch das Sinken des Keilkranzes ein Wasserdurchbruch herbei geführt wurde. Derselbe hatte ein Sinken des Schachtholzes und Zubruchgehen der Schachtstöße zur Folge, so daß die Wiederaufwältigungsarbeiten des Schachtes als erfolglos erachtet, und ein neuer Schacht mit gleichem Durchmesser auf eine 56 m westliche Entfernung projectirt wurde.
Die Ausschachtung des neuen Schachtes bis auf eine Täufe von 4 700 mm begann am 28ten April c. und sind bis zum 1. Juli c. sämmtliche Vorrichtungsarbeiten zur Inangriffnahme des Senkbetriebes so weit gediehen, daß das Abtäufen in den nächsten Tagen erfolgen kann.
Der Senkbetrieb begann am 8. Juli 1874. Dieser zweite Versuch, die lockeren, wasserführenden Deckgebirgsschichten zu überwinden, war erfolgreich, denn im April 1876 sah die Teufmannschaft in 235 m Tiefe zum ersten Male das Karbon. Hier unterbrach sie die Arbeiten und führte, dem Betriebsplan entsprechend, die 2 Steine starke Futtermauer im Senkschacht nach. Gleichzeitig entstanden die für den Betrieb notwendigen Tagesanlagen: das stählerne Fördergerüst, die Gestängewasserhaltung, das Kesselhaus und Anschlüsse an die Emschertalbahn, die Rheinische Bahn sowie die Westfälische Bahn.
Im Juni 1877 liefen die Schachtarbeiten wieder an und kurze Zeit später durchfuhren die Bergleute 254 m unter der Tagesoberfläche das erste Flöz. Ohne größere Zwischenfälle erreichte der Schacht Osterfeld 1 im September 1878 seine vorläufige Endteufe von 397 m. Die 1. Sohle wurde bei 276 m und 100 m tiefer die 2. Sohle ausgesetzt. Parallel dazu lief der Einbau der Fördereinrichtungen. Weil die Zeche Osterfeld, wie viele andere Anlagen der damaligen Zeit auch, nur einen Schacht besaß, mußte dieser sowohl die frische Luft (Frischwetter) in die Grube als auch die verbrauchte Luft (Abwetter) aus der Grube leiten. Den für die Wetterführung benötigten Unterdruck erzeugte in den ersten Jahren der Kamin des Kesselhauses.
Am 3. Oktober 1879 war es dann soweit: In Osterfeld zog eine 400 PS starke Dampfmaschine aus 377 m Tiefe die ersten mit Steinkohlen beladenen Förderwagen an das Tageslicht. Die neue Zeche beschäftigte etwa 200 Mann, davon in der Grube 83 Hauer und 85 Schlepper. Sie wies am Ende des Jahres eine Förderung von rund 4 500 t aus. Die benötigten Fachleute, wie Aufsichtspersonen, Schacht- und Streckenhauer sowie die ersten Kohlenhauer, kamen aus dem südlichen Ruhrgebiet und dem Aachener Raum, die Hilfsarbeiter, die dann in steigendem Maße für die Kohlengewinnung ausgebildet wurden, aus der nächsten Umgebung und dem Münsterland. Bis etwa 1900 vergrößerte sich der Einzugsbereich der Neubergleute über Eifel, Westerwald oder Hunsrück bis zu den preußischen Ostgebieten
Für den Untertagebetrieb stand im selben Zeitraum nur die Muskelkraft zur Verfügung. Die Kohlengewinnung erfolgte mit der Hacke im Pfeilerbau mit Versatz.
Pferde transportierten die beladenen Wagen zum Schacht. Die Sprengarbeit in den Fettkohlenflözen war wie überall wegen der Explosionsgefahr verboten.
Am 1. März 1880 nahmen die Schachthauer im Schacht 1 die Arbeiten wieder auf und teuften ihn in den nächsten Jahren, so wie es die Kohlengewinnung erforderte, weiter. Im Tagesbetrieb wurden 1880 die Aufbereitung und die Mannschaftskaue ihrer Bestimmung übergeben. Allerdings mußten sich die Kumpel nach der Schicht in einem großen Bassin baden. (Es gehörte bestimmt nicht zu den angenehmsten Seiten des Arbeitslebens, wenn man sich gleichzeitig mit vielen anderen verschmutzten Kollegen in einem Bassin waschen mußte. Vermutlich war so ein Bad jedoch immer noch besser, als schwarz nach Hause zu gehen.)
Ab 1. März 1900 schrieb die Bergbehörde Brausebäder verbindlich vor.
Die Bergpolizeiverordnung vom 1. Oktober 1881 forderte für alle Bergwerke, die nur über einen Schacht verfügten, „einen zweiten Ausgang“. Um die Auflage zu erfüllen, stellten die Osterfelder Bergleute 1885 eine Verbindungsstrecke zur südöstlich gelegenen Zeche Oberhausen fertig.
Diese Maßnahme verbesserte gleichzeitig die Versorgung der Grube mit frischen Wettern. Trotzdem endete das Jahr mit einem schweren Unglück: Am 4. Dezember kamen 12 Bergleute bei einer Schlagwetterexplosion zu Tode. Diese Katastrophe veranlaßte die Werksleitung, die klimatischen und wettertechnischen Verhältnisse auf der Zeche durch die Montage eines leistungsfähigen Ventilators grundlegend zu verbessern. Die neue Maschine nahm noch im Jahre 1886 den Betrieb auf.
1890 beschäftigte die Zeche Osterfeld bereits mehr als 1 000 Mitarbeiter und förderte 300 000 t Kohle. Die Abbaureviere verteilten sich auf drei Sohlen und fünf Flöze, die in der Mischung eine gute Kokskohle lieferten. Aus diesem Grunde wurde der Zeche 1895 eineKokerei angegliedert, die ab 1896 nicht nur Koks und Gas, sondern auch die Kohlenwertstoffe Ammoniak und Teer erzeugte. Eine Benzolfabrik ging 1912 in Produktion.
In den folgenden Jahren stieg die Förderung der Zeche stetig an, als Folge davon verschlechterte sich das Klima in der Grube wieder. Die Verantwortlichen beschlossen daher 1898 den Bau eines zweiten Schachtes. Dieser sollte 185 m östlich von Schacht 1 mit einem Durchmesser von 5,0 m ebenfalls im Senkschachtverfahren niedergebracht werden. Der neue Grubenbau erreichte ohne größere Probleme das Niveau der 2. Sohle. Am 15. Juli 1900 übernahm der Schacht Osterfeld 2 mit einem neuen Lüfter die Abwetter, Osterfeld 1 stand mit seinem gesamten Querschnitt als Frischwetterschacht zur Verfügung. In diesem Jahr brachten 2 050 Belegschaftsmitglieder 605 000 t zutage, das entspricht 2 000 t/d.
Nach der Jahrhundertwende verbesserte sich die Infrastruktur weiter. 1902 hatte die Gestängewasserhaltung in Schacht 1 ausgedient, weil auf der 4. Sohle zwei dampfgetriebene Kolbenpumpen in Betrieb gingen. Ein Jahr später verfügte die Zeche, nachdem die Schachthauer den Schacht 2 einschließlich der Einbauten bis zu einer Teufe von 612 m fertiggestellt hatten, über einen weiteren Förderschacht.
Wegen der steil ansteigenden Konjunktur mußte Osterfeld so schnell wie möglich die Förderung auf 4 000 t/d verdoppeln. Dieses hochgesteckte Ziel ließ sich nicht allein mit einer Aufstockung der Belegschaft lösen, sondern es war auch ein dritter Schacht erforderlich. Die Teufarbeiten für den mit einem Durchmesser von 6,10 m geplanten Schacht Osterfeld 3 begannen im April 1903 nur 100 m nördlich von Schacht 1. Schon im November des folgenden Jahres wurde er mit der 4. Sohle durchschlägig. Im August 1905 gingen zwei Grubenlüfter in Betrieb, die zusammen 16 000 m³/min verbrauchte Luft aus der Grube absaugen konnten.
Durch die Umstellung der Wetterführung zogen die Wetter durch die Schächte Osterfeld 1 und Osterfeld 2 ein und durch den neuen Schacht aus. Die geschilderten Maßnahmen beseitigten auch die letzten Engpässe in der Belüftung des Untertagebetriebes. 1905 produzierte die Zeche mit einer Belegschaft von 4 000 Mann erstmals mehr als 1 Mill. Tonnen Kohle. In der Hauptstreckenförderung arbeiteten 170 Pferde, die in den folgenden Jahren nach und nach durch Lokomotiven mit Benzolmotoren ersetzt wurden.
Im Jahre 1909 hielt die Elektrotechnik ihren Einzug in den Untertagebetrieb: Zwei elektrisch angetriebene Kreiselpumpen, von denen eine in Reserve stand, übernahmen die Hauptwasserhaltung; Kolbenpumpen und Dampfmaschinen hatten an dieser Stelle ausgedient.
Das für diese Anforderungen noch nicht ausgelegte Zechennetz erforderte anfangs aus heutiger Sicht eine ungewöhnliche Problemlösung: Der Wasserhaltungsmotoren erhielten übertage einen separaten Generator. Dieser Inselbetrieb“ brachte für die Elektriker viele Vorteile, weil sich die Steuerungstechnik auf ein absolutes Minimum reduzierte, denn der Pumpenmotor wurde mit der Dampfmaschine ein – und ausgeschaltet und wenn die Motordrehzahl verändert werden mußte, genügte es, den Dampfschieber zu verstellen In der Pumpenkammer gab es als einziges Schaltgerät einen Leistungs-Trennschalter, mit dem der Maschinist im Notfall die Pumpe stillsetzen konnte.
Bis 1912 erweiterte die GHH auch das Kesselhaus und die Aufbereitung, um die Kapazität dieser Betriebe an die größere Fördermenge anzupassen. Außerdem entstand ein kleines Kraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 6 MW, welches den Abdampf der Fördermaschinen ausnutzte. Es wurde über das „Ringnetz“ mit den anderen GHH-Kraftwerken verbunden. Eine neue Mannschaftskaue mit Brausebädern, die 5 000 Mann Platz boten, ein Verwaltungsgebäude und ein Pförtnerhaus vervollständigten die Tagesanlagen. Die Investitionen trugen bald Früchte, denn schon 1910 förderte Osterfeld täglich 4 000 Tonnen, und 4 844 Menschen verdienten hier ihr Brot. Damit erreichte die Belegschaftsstärke ein erstes Maximum.
Im Sommer 1912 ereignete sich auf der Zeche Osterfeld ein weiteres Grubenunglück. Am 3. Juli kamen bei einer Schlagwetterexplosion 16 Bergleute ums Leben. Der Untersuchungsbericht der Bergbehörde führte die Katastrophe nicht auf technische Mängel sondern zweifelsfrei auf menschliches Versagen zurück. Die Opfer wurden in je einem Gemeinschaftsgrab auf dem evangelischen und dem katholischen Friedhof beigesetzt. Noch heute erinnern Gedenksteine an das letzte schwere Unglück in der Geschichte der Zeche Osterfeld.
Das Grubengebäude dehnte sich im Laufe der Zeit immer mehr nach Norden und Nordosten aus. Um die Wetterführung weiter verbessern und die Belegschaft schneller und ausgeruhter an ihre Arbeitsplätze bringen zu können, begann die GHH 1913 mit dem Bau eines neuen Frischwetterschachtes im Ortsteil Klosterhardt in unmittelbarer Nähe der Antony-Hütte, etwa 2 km nördlich der Osterfelder Schächte. Der Schacht Osterfeld 4 erreichte ohne Zwischenfälle im August des folgenden Jahres die 2. (389 m-) Sohle und 1916 schließlich die 4. (591 m-) Sohle. Ein 43 m hoher verklinkerter Turm nahm die elektrische Fördermaschine auf. Am 11. Oktober 1924 ging die Anlage als einziehender Wetter- und Seilfahrtsschacht vollständig in Betrieb. Mit vier Tagesschächten gehörte Osterfeld zu den größten und leistungsfähigsten Anlagen im Ruhrgebiet.
Schon 1913 arbeiteten auf dem Bergwerk Osterfeld 4 120 Menschen, die Förderung kam fast an die 1,5 Millionen Tonnen-Marke heran. Das entspricht einer Tagesförderung von 4 500 t. In den ersten Kriegsmonaten wurden viele junge, produktive Belegschaftsmitglieder zu den Fahnen gerufen, oder sie meldeten sich freiwillig zum Wehrdienst. Die Untertagebelegschaft halbierte sich, obgleich mit dem „Segen“ der Bergbehörde auch Bergjungarbeiter unter 16 Jahren in der Grube arbeiteten. Die Tagesförderung sank entsprechend auf 2 500 t.
Der Abwärtstrend hielt bis Ende 1915 an. Mit der Anlegung von Frauen im Tagesbetrieb und von Kriegsgefangenen in der Grube stabilisierte sich die Zahl der Beschäftigten bei 2 800. Im Jahre 1917 kamen auf Osterfeld 800 000 t Kohle zutage. In der Hauptstreckenförderung lösten Druckluft-Lokomotiven, die mit auf 200 bar verdichteter Luft arbeiteten, die Maschinen mit einem übelriechenden Benzolmotor ab. Seit 1922 gab es im Grubenbetrieb keine Pferde mehr.
Bis 1920 sank die Förderung stetig auf 725 000 t je Jahr, während die Belegschaft auf 3 500 Mann stieg. Ausschlaggebend für den Produktivitätseinbruch waren neben dem immer noch anhaltenden Mangel an Nahrungsmitteln politische Unruhen, die mit vielen zum Teil wilden Streiks einhergingen.
Anschließend stellten sich für kurze Zeit wieder einigermaßen geordnete Betriebsverhältnisse ein. Die Produktion stieg 1921, allerdings mit 4 300 Mitarbeitern, auf 780 000 t, das heißt, die erzielte Leistung von 0,672 t/MS bezogen auf die Gesamtbelegschaft reichte bei weitem nicht an den Wert von 1913 (0,992 t/MS) heran.
Bevor es jedoch zu einer dauerhaften Aufwärtsentwicklung kommen konnte, gab es neue Probleme. Französische und belgische Truppen besetzten nämlich am 11. Januar 1923 das Ruhrgebiet, weil Deutschland mit den im Friedensvertrag vereinbarten Kohlen- und Holzlieferungen geringfügig im Rückstand war.
In Osterfeld rückten Belgier ein.
Die Regierung rief zum Passiven Widerstand auf. Die Gewerkschaften ermahnten ihre Mitglieder jedoch zur Besonnenheit, um die Lage nicht durch Provokationen der Besatzungsbehörden unnötig zu verschärfen. Nur wenn die Soldaten eine Zeche besetzten oder den Verkauf der Produktion blockierten, ruhte die Förderung.
Diese Haltung der Bevölkerung veranlaßte die Besatzungstruppen, ihre Forderungen mit aller Härte durchzusetzen. Sie verhafteten mißliebige Mandatsträger und stellten diese vor ein Militärgericht. Viele streikende Eisenbahner mußten, nach der Übernahme des Bahnhofs Osterfeld Süd durch die Belgier, mit ihren Familien das besetzte Gebiet verlassen, ohne ihr Hab und Gut mitnehmen zu können. Kein Zivilist durfte das Bahngelände betreten. Die Versorgung Osterfelds erfolgte ausschließlich über den Bahnhof Osterfeld Nord, weil nur von hier aus Züge ungehindert verkehrten. Das Ausgehverbot, das die Osterfelder zwang, zwischen 22 Uhr und 6 Uhr in ihren Häusern zu bleiben, wurde erst am 9. Juni wieder aufgehoben. Nicht selten machten sich einige Soldaten einen Spaß daraus, Passanten zu verprügeln oder zu schikanieren.
Die Zeche Osterfeld stellte die Förderung im Juni ein, weil belgische Soldaten die Hüttenbahnverbindung zwischen Osterfeld und Sterkrade unterbrochen hatten, um den in ihren Augen illegalen Güterverkehr zu verhindern. Die Belegschaft holte die im Krieg vernachlässigten Ausrichtungsarbeiten nach. Die öffentliche Hand ersetzte dem Unternehmen einen Teil der anfallenden Lohnkosten, bis durch die Inflation hervorgerufene finanzielle Schwierigkeiten im Oktober 1923 die Einstellung der Lohnbeihilfen erzwangen.
Die Inflation machte selbstverständlich nicht nur dem Staat, sondern auch den Firmen zu schaffen. Ohne Produktion und ohne Einnahmen sah sich die GHH nicht mehr in der Lage, die Belegschaftsmitglieder zu beschäftigen. Deshalb mußte sie Ende Oktober 1923 12 500 Mann entlassen. Nur 3 500 Arbeiter und Angestellte wurden bei einer auf 24 Wochenstunden verkürzten Arbeitszeit für Notstandsarbeiten eingesetzt.
Die Besatzungsmächte erlaubten den Firmen nur dann die Wiederaufnahme der Produktion, wenn sie – jede für sich – mit der MICUM, einer alliierten Kontrollbehörde für die Hütten- und Bergwerksbetriebe, Verträge abschlossen. Die GHH unterzeichnete am 29. November 1923 ein solches Abkommen.
Die Zeche Osterfeld stellte die entlassenen Bergleute wieder ein und konnte am 10. Dezember die Förderung aufnehmen. Im ganzen Jahr 1923 kamen hier nur 360 000 Tonnen Kohle zutage.
Bis 1929 stabilisierte sich die Belegschaft bei 3 300 Mitarbeitern, die Produktion bei 1 Mill. t
In den Jahren 1930 und 1931 verschlechterte sich der Kohlenabsatz von Monat zu Monat. Die GHH versuchte zunächst noch, die Förderung mit Feierschichten einigermaßen dem Absatz anzupassen. Es zeichnete sich aber immer deutlicher ab, daß sich das Problem auf Dauer nur mit erheblichen Betriebseinschränkungen lösen ließ. Das Unternehmen legte aus diesem Grunde 1931 die Zechen Hugo und Oberhausen sowie die Kokereien Sterkrade und Jacobi still.
Fast 2 500 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz.
Als das noch nicht ausreichte, beschloß man, am 1. Februar 1932 aus den Zechen Vondern und Jacobi ein Verbundbergwerk zu bilden und auf Vondern die Förderung einzustellen.
Am 1. Februar 1933 mußte schließlich auch die Zeche Sterkrade ihre Tore schließen. Die Baufelder der Zechen Sterkrade und Hugo kamen zur Zeche Osterfeld. Ihr standen nun sie Schächte Osterfeld 1, Osterfeld 2 und Osterfeld 3 als Förderschächte, sowie die Schächte Osterfeld 4, Sterkrade 1, Sterkrade 2 und Hugo für die Wetterführung, die Seilfahrt und den Materialtransport zur Verfügung.
Moderne Technik ermöglichte in den 7 verbliebenen Abbaubetrieben eine Betriebspunktförderung von 560 t je Tag. Die Kohlen wurden mit Abbauhämmern hereingewonnen und über Schüttelrutschen und Stahlgliederbänder – seltener auch über Gummigurtförderer – zur Ladestelle transportiert. In Betrieben mit härterer Kohle unterstützte eine Schrämmaschine die Gewinnungsarbeit mit dem Abbauhammer.
Bis 1937 hatte sich die Wirtschaft in Deutschland nach den Jahren der Rezession wieder erholt, es herrschte Vollbeschäftigung. In dieser Aufschwungphase sollte besonders der Bergbau seine Produktion erheblich vergrößern. Das ging bei dem damaligen Stand der Technik nur mit mehr Arbeitskräften, die aber auf dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung standen. Als Folge davon trat am 1. April 1939 die „Göring-Verordnung“ in Kraft: sie verlängerte die Arbeitszeiten auf 8¾ Stunden unter Tage und 9¾ Stunden über Tage. Darüber hinaus schränkte sie den Arbeitsplatzwechsel erheblich ein.
Auch die Zeche Osterfeld kämpfte mit dem Leutemangel. Die Belegschaftszahlen stiegen in dieser Zeit zwar stetig an, es gelang aber nicht, alle freien Stellen zu besetzen. Als im September 1939 die Wehrpflichtigen zu den Waffen gerufen wurden, stellte die Werksleitung „Unabkömmlichkeits-Anträge“ und hielt so wenigstens in den ersten Kriegsmonaten die Belegschaftseinbußen in Grenzen. Am Jahresende wies Osterfeld eine Förderung von 2,5 Mill. t aus.
Im Laufe des Krieges änderten sich jedoch die Prioritäten. Die Behörden lehnten die Uk-Anträge in der Regel ab. Die durch die Einberufungen zum Wehrdienst entstandenen Lücken in die Stammbelegschaft füllten Fremdarbeiter und Kriegsgefangene nur unvollkommen aus. Versuche, die Arbeitsergebnisse dieser Neubergleute durch Sprachkurse, Kostzulagen und Zigarettenzuteilungen zu verbessern, zeitigten nur mäßige Erfolge, weil selbst der größte Fleiß die Ausbildungsmängel nur zum Teil wettmachen konnte.
Obwohl zusätzlich zur verlängerten Schichtzeit an mehreren Sonn- und Feiertagen „Panzerschichten“ verfahren werden mußten, zeigte die Förderung bei steigendem Ausländeranteil (Ende 1944 über 60%) eine fallende Tendenz.
Zusätzlich richteten die alliierten Luftangriffe große Schäden auf der Zeche Osterfeld an. Am 26.03.1944 zerriß ein Bombentreffer die Förderseile am Schacht 3. Die abstürzenden Förderkörbe verwüsteten den Schachtausbau und die Einbauten. Die umfangreichen Reparaturen dauerten bis Mai 1944. Kaum ein halbes Jahr später, am 30. November 1944, traf es die Zeche Osterfeld noch schwerer: mehrere Bomben machten das Schachtgerüst über Schacht 3 und das Fördermaschinengebäude einschließlich der Fördermaschinen und Grubenlüfter dem Erdboden gleich. An einen Wiederaufbau war dieses Mal nicht zu denken.
Am 24. März 1945 legte ein Bombentreffer das Kraftwerk Sterkrade und damit die Energieversorgung der Zeche Osterfeld lahm. Der Betrieb kam zum Erliegen.
Eine Woche später, am 30. März 1945, besetzten amerikanische Truppen Osterfeld und beendeten damit den Krieg. Die Spuren, die er auf der Zeche Osterfeld hinterlassen hatte, waren nicht zu übersehen: neben dem völlig zerstörten Schacht 3 wiesen fast alle Betriebsgebäude mehr oder weniger starke Beschädigungen auf. Für die Förderung stand nur der Schacht 1 mit einer Kapazität von 1 500 t/d zur Verfügung.
Die ersten Monate vergingen mit den nötigen Aufräumungs- und Reparaturarbeiten. Als dann auch die Energieversorgung wenigstens notdürftig wiederhergestellt war, kamen am 28. Juni 1945 die ersten Kohlen zutage. Die Fördermenge stieg nur sehr langsam an. Im November erreichte sie unter anderem wegen des akuten Belegschaftsmangels nur 300 Tonnen je Tag.
Viele Familienväter meldeten sich nämlich nicht zur Arbeit, sondern sorgten auf Hamsterfahrten für Nahrungsmittel, um ihren gehörigen das Überleben zu ermöglichen. Daran konnten auch die Engländer nichts ändern, die im Dezember die Zeche besetzten. Sie wollten zwar mit der Übernahme eine schnelle Steigerung der Produktion erreichen, mußten aber bald einsehen, daß sie von einer überalterten und schlecht ernährten Belegschaft keine Höchstleistungen erwarten durften.
Ein Aktenvermerk der Bergbauverwaltung der GHH vom 11. Juni 1945 kann die Situation auf den Zechen Osterfeld und Jacobi sehr eindrucksvoll verdeutlichen.
1. Allgemeine Lage
Nebelung (Anm.: Bergassessor Nebelung leitete die Bergwerksbetriebe der GHH) gab einen Überblick über die Lage im Ruhrbergbau.
Tägliche Förderung zur Zeit 25.000 t gegen 425.000 t im Jahre 1939. Im Bergbau der GHH Absinken der täglichen Förderung von 15.000 t auf 800 t (Anm.: das war die Produktion der Zeche Jacobi, die Zeche Osterfeld förderte noch nicht). Stündliche Gasabgabe 1000 cbm bei einer täglichen Kokserzeugung von etwa 200 t Koks. Neben den starken Beschädigungen der Betriebsanlagen ist der größte Engpass die geringe Arbeitslust der Belegschaft, die grossenteils die Arbeit noch gar nicht aufgenommen hat.
Zur Hebung der Arbeitslust soll der unter dem 30. Mai ds. Jrs. vom Oberbürgermeister veröffentlichte Aufruf Werktätige auf den Zechen ausgehängt werden. Ausserdem sollen die Mitglieder der Betriebsvertretung und die Oberbeamten je ein Stück des Aufrufes bekommen, damit sie die Belegschaft im Sinne des Aufrufes aufklären können.
Wirtschaftliche Lage des Bergbaues gekennzeichnet
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- durch Kriegsschäden in Höhe von rd. RM 20.000.000,-
- monatlicher Betriebsverlust von 1,7 Millionen Reichsmark.
Infolgedessen Beamtenabbau unvermeidlich nach folgenden Grundsätzen:
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- Entlassung der weiblichen Arbeitskräfte
- Pensionierung der über 65 jährigen Angestellten
- Zurückversetzung von Oberbeamten zu Tarifbeamten, Abteilungssteigern zu Grubensteigern und Fahrhauern ins Arbeitsverhältnis.
Neben dem Beamtenabbau sind Gehaltskürzungen durch Übergang auf 36-Stunden-Woche notwendig geworden. Diese bereits bei der BV (Anm.: BV = Bergbauverwaltung) eingeführte Massnahme wird am 11. 6. auch auf die kaufm. und techn. Büros der Zechen ausgedehnt. Mit der Möglichkeit weiterer Gehaltskürzungen – auch ohne Arbeitszeitverkürzung – muss gerechnet werden.
2. Arbeitseinsatz
Der Arbeitseinsatz leidet insbesondere unter der hohen Zahl der Feierschichten. Auf Zeche Jacobi werden z.B. von 1460 zur Arbeit angemeldeten Belegschaftsmitgliedern arbeitstäglich nur 1030 Schichten verfahren. Von den etwa 430 Fehlschichten entfallen etwa 90 auf Krankheit, 40 auf Tarifurlaub, 20 auf willkürliches Feiern und der Rest auf Beurlaubungen aus persönlichen Gründen, wobei es sich meist um Lebensmittelbeschaffung handelt. Bemerkenswert ist ferner, dass von 380 der Zeche Jacobi überwiesenen Bergleute der Zeche Osterfeld erst 180 tatsächlich die Arbeit auf der Zeche Jacobi aufgenommen haben.
Da der Mangel an Kohlenhauern besonders gross ist, sind grubentaugliche Belegschaftsmitglieder des Übertagebetriebes in die Grube geschickt und umgekehrt bergfertige (Anm.: bergfertig = grubenuntauglich) Untertagearbeiter nach Übertage verlegt worden.
3. Strom- und Wasserversorgung
Durch die Inbetriebnahme eines 6.000 kW-Generators des Kraftwerkes Zeche Sterkrade hat sich die Stromversorgung fühlbar verbessert.
Die laufende Leistungsabgabe des Kraftwerkes Sterkrade schwankt zwischen 4 – 5.000 kW. Zur Zeit sind auf der Zeche Sterkrade 3 Kessel betriebsfertig. Sobald die Staubfeuerungskessel, bei denen hauptsächlich die Armaturen fehlen, betriebsfertig sind, kann auch die Presslufterzeugung auf der Zeche Sterkrade wieder aufgenommen werden. Auf eine Anfrage von Janis (Anm.: die betriebliche Stellung dieses Herrn ist nicht bekannt), ob mit dem Bau von Kessel 10 zu rechnen sei, wurde festgestellt, dass dies davon abhänge, ob die Ljungströmturbine instandgesetzt werden wird. Sollte dies der Fall sein, so wird Kessel 10 gebaut werden, um Strom ans RWE abgeben zu können.
Die Wasserversorgung der Zechen Osterfeld und Jacobi ist für den augenblicklichen Betriebsumfang gesichert. Die Wasserleitung Zeche Hugo / Zeche Sterkrade wird bis zum Ende der Woche fertig. Am 6. 7. sind die Rohrleger des Wasserwerks ausgeblieben. Es soll bei Altena (Anm.: auch die Stellung des Herrn Altena im Betrieb ist nicht bekannt) angefragt werden, warum dies geschehen ist.
4. Ernährungsfragen
Infolge der schlechten Ernährungslage weigern sich die Arbeiter des Tagesbetriebes, die vorgesehene 10-stündige Schichtzeit zu verfahren und gehen nach 8 Stunden nach Hause. Nach den Bestimmungen können in diesem Falle allerdings keine Schwerarbeiterzulagen gewährt werden. Ferner sollen diese Leute von der Kartoffelbelieferung ausgeschlossen werden. Nach eingehender Besprechung wurde festgelegt, dass an der Kartoffelversorgung alle Bergbauangehörigen beteiligt werden sollen, zumal auch die Betriebsvertretungen diesen Standpunkt vertreten. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Kohlenhauer neben ausreichenden Mengen von Kartoffeln und Brot vor allen Dingen mehr Fett haben müssen. Augenblicklich sind die Arbeitsleistungen so gering, dass der tägliche Verdienst der Kohlenhauer nach der bisherigen Grundlage nur etwa RM 3,- beträgt. Nach den Tarifbestimmungen haben sie aber Anspruch auf den Hauermindestlohn von RM 6,52. Infolge dieser Verhältnisse ist auf der Zeche Jacobi von allen Kohlenhauern die Annahme des Gedinges verweigert worden. Die von der Zeche Osterfeld zur Zeche Jacobi verlegten Kohlenhauer sind von den Jacobi-Leuten beeinflusst worden, mit der Leistung zurückzuhalten. Erfreulicherweise sind diese Beeinflussungsversuche jedoch insofern ohne Erfolg geblieben, als die Kohlenhauer der Zeche Osterfeld eine wesentlich höhere Leistung aufzuweisen haben als der Durchschnitt der Stammbelegschaft.
Als sehr schwierig erweist sich die Zuteilung der Schwerarbeiterkarten an die Übertagebelegschaft, weil viele Leute Anspruch auf Schwerarbeiterzulage erheben, ohne dass diese ihnen nach den bestehenden Bestimmungen gewährt werden kann.
Obwohl auf unseren Zechen bereits viel grosszügiger verfahren wird als bei den OHB (Anm.: OHB = Oberhausener Hüttenbetriebe), ist es doch schon zu Bedrohungen von Angestellten über diese Frage gekommen. Gewerkschaftsvertreter Jochem hat erklärt, dass er versuchen werde, für alle Übertage-Beschäftigten Schwerarbeiterkarten zu erwirken.
5. Ausgabe von Warmverpflegung
Auf Anordnung des R.C.D. (Anm.: R.C.D. = Ruhrcoal Controlcommission District 2) soll auf den Zechen Warmverpflegung an die Über- und Untertage-Belegschaft ausgegeben werden. Dafür soll die Schwerarbeiterkarte eingezogen werden. Es soll versucht werden, dem R.C.D. klarzumachen, dass nach unseren Erfahrungen Warmverpflegung nur für die Übertagearbeiter angebracht ist, dass dagegen für die Untertagearbeiter die Ausgabe von kalter Verpflegung ( Brot, Butter und Wurstwaren ) zweckmässiger ist.
6. Leihweise Überlassung von Fahrrädern durch den R.C.D.
Der R.C.D. hat sich bereit erklärt, an Bergleute, die einen Anmarschweg von mehr als 3 km haben und kein Fahrrad besitzen, leihweise Fahrräder abzugeben. Die Zechen sollen möglichst schnell dem R.C.D. die Anzahl der in Betracht kommenden Belegschaftsmitglieder aufgeben.
7. Besondere Vorkommnisse
Besondere Vorkommnisse, die einen nachteiligen Einfluss auf die Stimmung der Belegschaft haben, wie z.B. Raubüberfälle, Plünderungen, Wohnungsbeschlagnahmungen usw., sollen künftig von den Zechen in Form eines in englischer Sprache abgefassten schriftlichen Berichtes den örtlichen R.C.D.-Beauftragten eingereicht werden.
Zu Punkt 7 in diesem Aktenvermerk sind einige erklärende Worte angebracht. In den ersten Wochen nach Kriegsende kam es häufig zu Übergriffen von Banden, die meist aus befreiten sowjetischen Kriegsgefangenen und Ostarbeitern bestanden. Diese plünderten sogar tagsüber Geschäfte und Lager, brachen in Wohnungen ein oder raubten wahllos Passanten auf der Straße aus. Es gab aber auch gezielte Vergeltungsmaßnahmen gegen ihre ehemaligen Bewacher. Nicht selten „beschlagnahmten“ die ausländischen Arbeiter Wohnungen für den Eigenbedarf, weil sie nicht länger in Lagern leben wollten. Obgleich die britische Militärpolizei streng durchgriff und versuchte, die Banden zu entwaffnen, hörten die Ausschreitungen erst auf, als die letzten Fremdarbeiter im September 1945 in ihre Heimat zurückgekehrt waren.
Die ebenfalls schwer beschädigte Kokerei produzierte wieder ab November 1945.
Im Laufe des Jahres 1945 erreichte die Belegschaft der Zeche Osterfeld nur sehr zögernd eine Stärke von 3 500 Mann. Im Oktober hoben die Briten die Göring -Verordnung auf und führten die Achtstundenschicht wieder ein. Die Förderung lag mit 390 000 Tonnen in der Größenordnung von 1892.
Ab Januar 1946 stand auch der Schacht 2 wieder für die Förderung zur Verfügung. In diesem Jahr litt die Anlage weiterhin neben dem chronischen Belegschafts- und Materialmangel unter den vielen Fehlschichten. Diese wurden wegen der anhaltend schwierigen Ernährungslage zur Nahrungsmittelbeschaffung benutzt. Daneben führte der schlechte Gesundheitszustand der Belegschaft zu einem hohen Krankenstand. Trotzdem konnte man einen Aufwärtstrend erkennen: am Jahresende wies die Zeche eine Förderung von 600 000 Tonnen aus.
Dank der Bemühungen der britischen Militärregierung , aus allen deutschen Regionen Neubergleute in das Ruhrgebiet zu „locken“, erholten sich auch die Belegschaftszahlen auf der Zeche Osterfeld. Sie stiegen über 5 300 Mann 1947 auf 5 600 Mann Ende des Jahres 1948. Gleichzeitig erreichte die Förderung wieder 850 000 t/a.
Der Materialmangel erlaubte nur die notwendigsten Reparaturen, die Anschaffung neuer Geräte oder Maschinen war unmöglich. Selbst der dringend erforderliche Wiederaufbau des zerstörten Schachtes Osterfeld 3 verzögerte sich bis nach der Währungsreform. Er ging – bis zur 5. Sohle tiefergeteuft – im Mai 1950 mit dem Namen Paul-Reusch-Schacht als einziehender Förderschacht in Betrieb. Gleichzeitig übernahm der Schacht Osterfeld 4 die Funktion eines Abwetterschachtes.
Im Zuge der Zerschlagung der deutschen Montangesellschaften nach dem Gesetz Nr. 27 der Alliierten Hohen Kommission für Deutschland wurden die Zechen Jacobi, Osterfeld und Franz Haniel aus dem GHH-Konzern ausgegliedert und auf Anordnung der Combined Coal Control Group am 28. Mai 1952 in die neugegründete Bergbau AG Neue Hoffnung überführt. Die Auflösung der Konzerne nannten die Briten „Operation severance“, die Deutschen bezeichneten sie als „Entflechtung“.
Dieser Zustand dauerte nur 5 Jahre, denn 1957 kam die Kohle wieder zum Stahl zurück, weil die Hüttenwerke Oberhausen AG ( HOAG ), 1951 ebenfalls aus der GHH „entflochten“, das Aktienpaket der Neuen Hoffnung erwarb. Aber erst am 1. Dezember 1959 übernahm die Tochtergesellschaft Hüttenwerke Oberhausen AG Bergbau die Betriebsführung der Bergwerke.
Im Streb ermöglichten Reibungsstempel und Stahlkappen eine stempelfreie Abbaufront, das heißt, bei geeignetem Hangenden fiel die Stempelreihe am Kohlenstoß weg. Die Vorteile des stempelfreien Kohlenstoßes zeigten sich besonders deutlich, als 1949 der erste Panzerförderer (Anm.: Panzerförderer [® der Firma Westfalia Lünen] = kräftiger Stegkettenförderer) im Streb eingesetzt wurde. Er ließ sich wegen seiner mechanischen Festigkeit in einem Stück in das neue Feld schieben und bildete so die Voraussetzung für eine spätere Vollmechanisierung der Kohlengewinnung. Und die ließ nicht solange auf sich warten. Denn schon 1951 kam mit dem Löbbe – Hobel eine Maschine zum Einsatz, die die Kohle nicht nur lösen, sondern auch in den Förderer laden konnte. Dafür verlangte die Hobelanlage aber auch bei einem 200 Meter langen Streb die für damalige Verhältnisse gigantische Antriebsleistung von 160 kW!
Die Zeche Osterfeld setzte jedoch bis in die 1960er Jahre hinein in der Gewinnung überwiegend Schrämmaschinen und Abbauhämmer ein. In dieser Zeit erreichte sie auch ihr Belegschaftsmaximum: 1957 förderten hier fast 8 500 Mitarbeiter 2,1 Mill. t Kohle und produzierten 1,3 Mill. t Koks.
1958 verdrängte ein Panzerförderer den letzten Schüttelrutschenstrang aus dem Streb, und ab 1965 kam die gesamte Förderung aus Hobelbetrieben.
Im Jahre 1954 übernahm das neue Kraftwerk Osterfeld die Dampfversorgung der Zeche und der Kokerei. Das alte Kesselhaus hatte ausgedient und fiel später der Spitzhacke zum Opfer. Auf seinem Platz entstand die neue Mannschaftskaue und das Magazin. Beide Einrichtungen wurden 1963 ihrer Bestimmung übergeben.
Die Fördereinrichtungen im Schacht Osterfeld 1 genügten immer weniger den Anforderungen, die eine steigende Produktion an sie stellte. Deshalb entschlossen sich die Verantwortlichen in der Mitte der 1950er Jahre, den Schacht gründlich modernisieren und gleichzeitig bis zur 5. Sohle teufen zu lassen. Das bedeutete aber auch, daß er während der Umbauzeit nicht zur Verfügung stand. Ab September 1956 übernahm der Schacht Osterfeld 4 einen großen Teil der Seilfahrt und die Materialversorgung für die südlichen Abbaubetriebe.
Der Umbau begann im September 1957. Sicherheitsbühnen erlaubten es, daß alle Aktivitäten parallel ablaufen konnten. Deshalb ging der moderne Förderschacht schon im Mai 1959 wieder in Betrieb. Gleichzeitig erhielt der Schacht Osterfeld 1 und damit das ganze Bergwerk ein neues Gesicht. Das Strebengerüst wurde durch einen 72 m hohen, mit Aluminiumblechen verkleideten Turm ersetzt, und an die Stelle der beiden altehrwürdigen Dampfmaschinen trat eine automatisierte elektrische Turmfördermaschine mit 4,4 MW Leistung. Anstelle der beiden Gestellförderungen rauschten 20 Tonnen fassende Gefäße mit einer Geschwindigkeit von 15 m/s durch den Schacht. Ab Februar 1983 erhöhten sich Nutzlast und Fördergeschwindigkeit auf 23 t bzw. 20 m/s, weil ein neuer Fördermotor 5,8 MW leistete.
Die Kokerei erwartete von der Zeche die Lieferung einer bestimmten
Kohlenqualität, die aber wegen der zur Mischung benötigten Kohlenarten nur mit der Verlagerung des Abbaus nach Norden darzustellen war. Die zu erwartenden Bewetterungsprobleme ließen sich jedoch mit einem neuen Schacht im nördlichen Teil des Grubenfeldes vermeiden. Deshalb fiel die Entscheidung, den Nordschacht mit 7,3 m Durchmesser nach dem Gefrierverfahren zu teufen. Die Arbeiten begannen im April 1963, und schon im Januar 1967 erreichte der Nordschacht seine vorläufige Endteufe von 1 020 m.
1965 verdienten auf der Zeche Osterfeld 5 360 Menschen ihr Brot, sie brachten 2,1 Mill. Tonnen Kohle zutage und produzierten mehr als 1 Mill. Tonnen Koks.
Der Schacht Osterfeld 2 hatte 1968 ausgedient. Er wurde verfüllt und das Schachtgerüst und die Schachthalle abgerissen.
Der Deutsche Bundestag verabschiedete 1968 das Gesetz zur Anpassung und Gesundung der deutschen Steinkohlengebiete. Kernpunkt dieses Gesetzes war die Neuordnung des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet. Als Folge davon kam es 1968 zur Gründung der Ruhrkohle AG (RAG), in die 26 von den bestehenden 29 Gesellschaften an der Ruhr ihren Bergwerksbesitz einbrachten. Ab dem 1. Januar 1970 konnten sieben Betriebsführungsgesellschaften mit insgesamt 52 Bergwerken und 186 000 Beschäftigten „im Namen und für Rechnung der Ruhrkohle AG“ jährlich 85 Mill. Tonnen Kohle fördern und in 29 Kokereien 26 Mill. Tonnen Koks erzeugen.
Die Zechen des ehemaligen HOAG-Bergbaus – Osterfeld und Jacobi/Franz Haniel – gehörten zur Bergbau AG Oberhausen.
Die Bergbau AG Oberhausen setzte für ihre Schachtanlagen neue Ziele. Das Bergwerk Osterfeld erhielt die Aufgabe, täglich 10 500 t Koskohle vornehmlich zur Versorgung der angeschlossenen Kokerei zu fördern. Um diese Vorgaben erreichen zu können, faßte die Werkleitung den Entschluß, den Abbau in das Nordfeld zu verlegen und die verbliebenen Vorräte im Südfeld, dem eigentlichen Baufeld der Zeche Osterfeld, aufzugeben. Dieser „Umzug“ dauerte bis Mitte 1973. Dann konnte das Grubenfeld südlich der Sterkrader Schächte zur Teilstillegung angemeldet werden.
Wegen des weiter schwindenden Absatzes beschloß der Aufsichtsrat der RAG Mitte 1971 einen Gesamtanpassungsplan für den Bergbaubereich zur Konzentration und Verlagerung der Förderung auf die ertragsstärksten Anlagen. Ziel sollte sein, bis 1975 die Fördermöglichkeiten durch die Stillegung von 10 Schachtanlagen und die Bildung von 4 Verbundbergwerken um 14 Millionen Tonnen zu verringern. Dieser Plan brachte das Aus für die Zeche Jacobi.
Die RAG gab den Förderstandort Jacobi auf und bildete wie geplant am 1. April 1974 aus dem Bergwerk Prosper in Bottrop und der Betriebsabteilung Franz Haniel das neue Verbundbergwerk Prosper-Haniel. Damit förderte in Oberhausen nur noch das Bergwerk Osterfeld. Hier fanden am Nordschacht fast 800 Jacobianer einen neuen Arbeitsplatz. Durch diesen Belegschaftszuwachs stieg die Tagesförderung auf 10 000 t.
Im November 1974 bedrohte ein Brand, der nach Beendigung des Abbaus im Versatz eines Betriebes in Flöz Gustav auftrat, die Existenz des Bergwerks. Die Grubenwehr dämmte die Begleitstrecken ab. Der anschließend in das Brandfeld eingeleitete Stickstoff löschte das Feuer in verhältnismäßig kurzer Zeit. Damit gelang es erstmalig im westeuropäischen Steinkohlenbergbau, einen Grubenbrand durch Inertisierung mit Stickstoff erfolgreich zu bekämpfen. Nur 4 Wochen später konnte der Nachbarbetrieb ohne Gefährdung der Belegschaft anlaufen.
Um dem geneigten Leser die Übersicht zu erleichtern, möchte der Chronist den Ausbauzustand des Bergwerks Osterfeld kurz vor der Stillegung im Zusammenhang schildern.
Das Bergwerk Osterfeld nutzte die sieben Tagesschächte wie folgt:
- Osterfeld 1 – seit 1879 in Betrieb, als Hauptförderschacht;
- Osterfeld 3 – seit 1904 in Betrieb, als Hauptförderschacht;
- Osterfeld 4 – seit 1914 in Betrieb, als Abwetterschacht;
- Hugo Haniel – seit 1904 in Betrieb, als Frischwetterschacht;
- Sterkrade 1+2 – seit 1904 bzw 1908 in Betrieb, als Allwetterschächte sowie für die Seilfahrt und den Materialtransport.
- Nordschacht – seit 1966 in Betrieb, als Frischwetterschacht sowie ab 1974 für die Seilfahrt.
Der Nordschacht war mit 1 285 m Teufe der tiefste Tagesschacht, der 1 400 m unter der „Hühnerheide“ gelegene Sumpf des Blindschachtes 7-6-29 der tiefste Grubenbau im Stadtgebiet von Oberhausen.
Das 44,5 km² große Grubenfeld lag unter den Städten Oberhausen, Duisburg und Dinslaken. Es war in der Nord-Süd-Achse etwa 14 km lang und von West nach Ost 3,5 km breit. In 10 bauwürdigen Flözen stand eine gute Kokskohle an, die aber wegen des günstigen Schwefelgehaltes von 0,88% auch bei Kraftwerksbetreibern ihren Absatz fand.
Die gesamte Materialversorgung lief über die 6. Sohle, die an die Schächte Sterkrade 1 und Sterkrade 2 sowie an den Nordschacht angeschlossen war. Die 7. Sohle diente als Hauptfördersohle; sie hatte im Norden einen Anschluß an den Nordschacht. Förderberge verbanden alle drei Sohlen miteinander.
Eine 11 km lange Großbandanlage transportierte die Kohlen ab 1975 zu den Osterfelder Schächten. Das System führte vom Blindschacht 7 NR 1 auf der 7. Sohle über den Förderberg Hugo zur 6. Sohle, über den Sterkrader Berg zur 5. Sohle und dort durch die 5. westliche Abteilung nach Osterfeld. Die Bunker vor den Förderbergen hatten ein Speichervermögen von 1200 t bzw. 2000 t. Der Bunker an den Osterfelder Schächten faßte 600 t. Die Bandstraße wurde von über Tage gesteuert; sie lief sehr zuverlässig. Die Betriebszeit erreichte im Jahresmittel 97 % der Soll-Laufzeit.
Die Förderung kam 1992 aus 5 Abbaubetrieben. Als Gewinnungsgeräte waren in den Flözen Zollverein 7/8 und Hugo zwei Gleithobel und ein Kompakthobel im Einsatz. In Flöz C arbeiteten 2 Doppelwalzenlader. Alle Streben hatten Schildausbau, davon zwei Ausrüstungen auch eine elektro-hydraulische Steuerung . Als Strebfördermittel dienten Stegkettenförderer. Die Abbaubetriebe wurden seit 1983 aus übertägigen Revierwarten gesteuert und überwacht.
Die Förderbänder in den Flözebenen waren zum größten Teil für die Personenbeförderung auf beladenem Gurt mit Geschwindigkeiten bis zu 2,5 m/s eingerichtet.
Für die Bergeförderung und den Materialtransport setzte das Bergwerk Diesel- und Akkulokomotiven ein. Personenzüge verkehrten nach Fahrplan zwischen den Seilfahrtsschächten und den Abbauschwerpunkten.
Der Materialtransport im Flözbereich erfolgte mit Einschienenhängebahnen. Sie hatten überwiegend Dieselantriebe. Ab 1977 lief auf Osterfeld ein Forschungsvorhaben zur Entwicklung von batteriebetriebenen Zuglaufkatzen. Neben vielen Vorteilen gegenüber den Dieselkatzen (z.B. weniger Lärm, keine Abgase, weniger Wartung) zeigte sich nur ein schwerwiegender Nachteil: mit den bekannten Bleibatterien konnte die Akkukatze in der Reichweite nicht konkurrieren, besonders dann nicht, wenn sie größere Streckenneigungen überwinden mußte. In diesem Zusammenhang erprobte man seit 1990 in einem Gesteinsberg erfolgreich eine „schlagwettergeschützte Stromschiene“ zur Entlastung der Batterie. Sie bestand aus einem mit Druckluft gefüllten Kastenprofil, in das kein Grubengas eindringen konnte. Der Innendruck wurde überwacht. Die Stromzufuhr zur Batteriekatze erfolgte über einen Stromabnehmerwagen, der sich im Kastenprofil bewegte.
Osterfeld gehörte zu den tiefen Gruben der Ruhrkohle AG. Die mittlere Gewinnungsteufe erreichte 1060 m. Bis zur Inbetriebnahme der durch einen Prozeßrechner gesteuerten zentralen Kälteanlage am Nordschacht im Jahre 1983 litt die Zeche unter klimatischen Schwierigkeiten. An vielen Betriebspunkten lagen die Wettertemperaturen über 28° C. Die für eine Kälteleistung von 7,5 MW ausgelegten Aggregate verbesserten nach relativ kurzer Zeit die Wetterverhältnisse des Grubenbetriebes entscheidend. Nur in den Abbaubetrieben mußte die Schichtzeit weiterhin auf 7 Stunden verkürzt werden.
Die zentrale Kälteanlage arbeitete mit zwei Wasserkreisläufen. Im Sekundärkreis strömte durch innenisolierte Leitungen auf 3º C gekühltes Wasser von der 7. Sohle zu den Betriebspunkten. Vor Ort kühlten ortsveränderliche Wärmetauscher die Wetter. Über Rücklaufleitungen, aus denen auch das Brauchwasser entnommen wurde, floß das auf etwa 21º C erwärmte Wasser zur Zentralanlage zurück. Der Primärkreislauf transportierte diese Wärme nach über Tage und gab sie an eine Wärmepumpe und an die Außenluft ab.
Die große Teufe der Grube erforderte auch besondere Maßnahmen zur Beherrschung des Gebirgsdruckes. Schon seit Anfang der 1970er Jahre setzte die Schachtanlage regelmäßig hydraulisch abbindende Baustoffe ein. Besonders gute Erfahrungen mit der Baustofftechnik machte man bei der Auffahrung der 7. Sohle. Hier wurde der Streckenausbau durch das Durchspritzen von Fertigmörtel verstärkt und dabei die angewandte Technik immer wieder verbessert und schließlich zur Betriebsreife gebracht.
Als Folge davon stieg der Baustoffbedarf immer mehr an. Deshalb beschloß die Werksleitung 1983, eine zentrale Baustoffversorgung zu bauen und zu betreiben. Die Anlage verarbeitete etwa 200 t/d vollautomatisch auf Anforderung von den Betriebspunkten. Der Baustoff wurde zur Ausbauhinterfüllung und zur Herstellung von Streckenbegleitdämmen verwendet.
Die Tagesanlagen des Bergwerks befanden sich an drei Standorten:
Die fördernden Schächte Osterfeld 1 und Osterfeld 3 lagen im Stadtteil Osterfeld am Südrand des Grubenfeldes. Hier befand sich die Aufbereitung und bis März 1988 auch die Kokerei.
Der Schacht Osterfeld 4 im Stadtteil Klosterhardt war Abwetterschacht.
Weiter im Nordwesten, in Sterkrade, schlossen sich die Material- und Seilfahrtsschächte Sterkrade 1 und Sterkrade 2 mit den zugehörigen Einrichtungen – zentraler Materiallagerplatz, Magazin, Werkstätten und Kauen – an. Beide Schächte waren ausziehend.
Auf der Zeche Sterkrade war der Sitz der Werksdirektion des Bergwerks Osterfeld.
Am nördlichen Rand des Grubenfeldes lag der Nordschacht mit einer Seilfahrtsanlage, der zentralen Kälteerzeugung, der zentralen Baustoffversorgung und den Kauen für die zweite Hälfte der Belegschaft. Er war Frischwetterschacht. Der einziehende Schacht Hugo Haniel versteckte sich in Holten auf dem halben Wege zwischen den Sterkrader Schächten und dem Nordschacht hinter hohen Halden.
An den Schächten waren folgende Maschinen und Einrichtungen installiert:
- Osterfeld 1:Elektrische Turmfördermaschine, Gleichstrom, 5800 kW, 4-Seilförderung, Gefäße 23 Tonnen Nutzlast.
- Osterfeld 3:Elektrische Flurfördermaschine, Gleichstrom, 3600 kW, 1-Seilförderung, Gefäße 13 Tonnen Nutzlast.
- Osterfeld 4:Elektrischer Blindschachthaspel
- Sterkrade 1:Elektrische Flurfördermaschine, Gleichstrom, 2400 kW, 1-Seilförderung, Gestellförderung.
- Sterkrade 2:Elektrische Flurfördermaschine, Drehstrom, 1200 kW, 2-Seilförderung, Gestellförderung. Schleichfahrt 2,5 Hz.
- Nordschacht:Elektrische Flurfördermaschine, Gleichstrom, 615 kW, 1-Seilförderung, Gestellförderung.
Die Schachtkapazität für die Kohlenförderung betrug 25 000 t/d, das entspricht bei einem Bergeanteil von 50% einer arbeitstäglichen Maximalförderung von 12 500 Tonnen reiner Kohle.
Die zweisystemige Setzwäsche konnte in der Stunde 1050 t Rohkohlen verarbeiten. Um eine möglichst gut gemischte Rohkohle zu erhalten, wurde die Förderung in einem sogenannten „Orgelpfeifenbunker“ zwischengelagert und dann über Schwingrinnen abgezogen.
In der Aufbereitung arbeiteten folgende Systeme:
- 2 Vorklassierungen,
- 1 Großsichter mit 7 m Durchmesser,
- 2 Grobkorn – und 3 Feinstkornsetzmaschinen,
- 1 Nachwasch-Setzmaschine,
- 1 zweistufige Flotation mit nachgeschalteter Vakuumentwässerung,
- 2 Kammerfilterpressen für die Feinstbergeentwässerung,
- Nußklassierung,
- Verladung.
Die Aufbereitung erzeugte eine große Produktenvielfalt, um sich an die Qualitätsanforderungen des Marktes anzupassen. Die Aufbereitungsabgänge, Waschberge genannt, wurden mit LKW zur Bergehalde Franz Haniel transportiert. Nur verhältnismäßig geringe Mengen fanden sowohl im Wege- oder Deichbau als auch zur Versiegelung belasteter Industrieflächen Verwendung.
Das Verbundbergwerk Lohberg/Osterfeld
Das Verbundbergwerk Lohberg/Osterfeld
Um die Förderung an den verringerten Absatz anzupassen, beschloß die Ruhrkohle AG 1988, aus den selbständigen Werksdirektionen Lohberg und Osterfeld das neue Verbundbergwerk Lohberg/Osterfeld zu bilden, das nach der Stillegung des Förderstandorts Osterfeld eine maximale Tagesförderung von 14 000 Tonnen erbringen sollte. Von dem Grubenfeld Osterfeld blieb nur das Nordfeld mit dem Nordschacht in Betrieb.
Seit dem 2. Januar 1992 transportierte eine neue Bandstraße von 3850 m Länge, deren Motoren zum ersten Male im Ruhrgebiet über Frequenzumrichter in begehbaren Überdruckkapseln gesteuert wurden, einen Teil der Förderung nach Lohberg. Und als der letzte Betrieb im Südfeld, die 6. Bauhöhe Osten in Flöz Hugo, auslief, legte die RAG am 31. August 1992 den Förderstandort Osterfeld still. Damit starb in Oberhausen ein weiterer Industriezweig, der 1758 mit dem Abbau von Raseneisenstein begann, und der über mehr als 230 Jahre hinweg zigtausend Menschen in der Stadt Arbeit und Brot gegeben hatte.
Im Oktober 1993 wurden die Schächte Osterfeld 4 und Hugo Haniel vollständig mit Beton verfüllt.
Im November 1993 folgten die Schächte Osterfeld 1 und Osterfeld 3. Hier war jedoch nur eine Teilverfüllung mit Beton vorgesehen. Durch eine in Schacht 1 mitgeführte Rohrleitung sollte das auftretende Grubengas über eine „Protego-Haube“, das ist ein spezielles Überdruckventil, gezielt abgeleitet werden können.
Die Denkmalbehörde stellte folgende Gebäude stehen unter Schutz:
- das Pförtnerhaus
- die Mischhalle
- das Fördergerüst des Schachtes Osterfeld 3
- das Verwaltungsgebäude.
- den Förderturm des Schachtes Osterfeld 4
Am 10.11.1993 fiel die Aufbereitung nach einer Sprengung in sich zusammen. Die Trümmer waren noch nicht ganz beseitigt, als am 12.01.1994 der Turm über dem Schacht Osterfeld 1 mit Plastiksprengstoff dem Erdboden gleichgemacht wurde. Nicht einmal für die Turmfördermaschine gab es einen neuen Einsatzort, sie stürzte mit in die Tiefe.
Das Verbundbergwerk Lohberg/Osterfeld betrieb auf Sterkrade den Materialplatz und beide Schächte einschließlich Lüfter nach der Stillegung von Osterfeld weiter. Am 31.12.1993 löste die Werksleitung den Materialplatz auf und stellte die Seilfahrt ein. Im neuen Jahr bekamen die noch im ehemaligen Osterfelder Grubenfeld fördernden Betriebe ihr Material über die 4. Sohle von Lohberg zum Nordschacht geliefert.
Im Oktober 1993 verfüllten Mitarbeiter der Firma R&B Industrieanlagenverwertung (RBI) den Schacht Hugo Haniel vollständig mit Beton. Der Schacht Sterkrade 1 folgte im Mai 1994.
Bis zum Ende des ersten Quartals 1995 machte dieselbe Firma alle nicht mehr benutzten Gebäude dem Erdboden gleich. Die Fördermaschine und das Schachtgerüst über dem Schacht Sterkrade 2 sowie der Lüfter blieben bis zum 10.12.1995 in Betrieb.
Für dem Schacht Sterkrade 2 genehmigte die Bergbehörde eine Teilverfüllung. Die Arbeiten begannen im Januar 1996 mit dem Bau einer Bühne in 352 m Teufe. Anschließend erfolgte das Einbringen von Beton bis zur Rasenhängebank.
Gleichzeitig dämmten Bergleute am Nordschacht die Strecken nach Sterkrade auf der 5., 6. und 7. Sohle ab. Die im abgeworfenen Feld anfallenden Grubenwässer werden durch den Damm auf der 7. Sohle kontrolliert abgeleitet und der Lohberger Wasserhaltung zugeführt.
Am 15. Juli 1997 zogen Planierraupen das erst 1984 über dem Schacht Sterkrade 2 errichtete Schachtgerüst zu Boden.
Am 31. März 1998 legte das Verbundbergwerk den Kauenbetrieb am Nordschacht still, weil hier nur noch die Bauhöhe 426 in Flöz Zollverein 5 lief. Die Belegschaft dieses Betriebes zog sich auf Lohberg um und wurde mit Bussen zum Nordschacht befördert. Zwei Monate später, am 31. Mai 1998, erreichte das Revier die Abbaugrenze. Damit endete die Gewinnung von Steinkohle unter dem Oberhausener Stadtgebiet, die 1853 auf der Zeche Concordia 1 begann.
Zwischenzeitlich stellte die Denkmalbehörde im November 1995 das Dreistrebengerüst – System Promnitz – über dem Schacht Sterkrade 1, das aus dem Jahre 1903 stammt und zu den wenigen erhaltenen Deutschen Strebengerüsten dieses Typs gehört, sowie die Schachthalle unter Denkmalschutz.
Das Land NRW veranstaltete 1999 auf der Betriebsfläche der Zeche und Kokerei Osterfeld an der Vestischen Straße die Oberhausener Landesgartenschau OLGA.
Das Areal der ehemaligen Zeche Osterfeld wird heute wie folgt genutzt:
Die Anlagen der Landesgartenschau stehen unter dem Namen Olgapark der Bevölkerung weiterhin zur Verfügung.
Im ehemaligen Verwaltungsgebäude hält das Europäische Fortbildungsinstitut für Film und Fernsehen (EFIFF) Seminare ab.
Das Pförtnerhaus beherbergt einen Malerbetrieb und eine nicht alltägliche Boutique mit Café.
Der Medienpark Osterfeld siedelte sich auf den Freiflächen östlich der Vestischen Straße an.
Die Mischhalle beherbergte nach der Gartenschau bis Juli 2000 das Gartencenter Gartendom. Zwischen August 2000 und Januar 2001 fand in der Halle die Wanderausstellung Körperwelten statt.
Seitdem steht die Halle leer, weil sich weder ein Käufer noch Mieter für das Objekt findet. Als Folge davon verkommt sie immer mehr.
Die Geschichte der Zeche Osterfeld in Daten
(Zusammenstellung nach: Günter Hegermann, Bergwerk Osterfeld, Die letzten Jahre nach 1979)
16. 04. 1874 | Ein Wassereinbruch in 34,5 m Tiefe erzwingt die Aufgabe des Schachtes |
08. 07. 1874 | Die Schachthauer setzen einen neuen Schacht an. |
1879 | nimmt die Zeche Osterfeld die Förderung auf. |
1880 | wird die erste Kaue ihrer Bestimmung übergeben. |
1884 | geht die Aufbereitungsanlage (Wäsche) in Betrieb. Der Schacht erhält eine zweite Fördermaschine.Die Gesteinshauer treffen auf eine Solquelle. |
1885 | bekommt die Zeche eine Untertageverbindung mit der Zeche Oberhausen. |
1887 | sorgt ein Ventilator für die Bewetterung der Grube. |
1895 | produziert die Kokerei den ersten Koks. Die Kaue wird erweitert. |
1898 | beginnen die Teufarbeiten für den Schacht Osterfeld 2. |
1899 | erreicht der Schacht Osterfeld 2 die 2.(377 m-)Sohle. |
1900 | geht an Schacht 2 ein Lüfter in Betrieb. |
1903 | setzen die Schachthauer den Schacht Osterfeld 3 an. Es besteht eine Untertageverbindung mit der Zeche Sterkrade. |
1904 | erhält der Schacht 1 ein neues Fördergerüst. |
1905 | fördert die Zeche Osterfeld erstmals mehr als 1 Mill. t/a. Der Schacht Osterfeld 3 übernimmt die gesamten Abwetter, die Schächte Osterfeld 1 und Osterfeld 2 werden einziehend. |
1909 | steht der Belegschaft eine neue Kaue zur Verfügung. Die Wasserhaltung erhält elektrische Antriebe. |
1910 | erhält die Zeche ein neues Verwaltungsgebäude (heute „Steigerhaus“). |
1912 | fordert eine Schlagwetterexplosion 16 Todesopfer. Das Pförtnerhaus (heute „Torhaus“) wird gebaut. Im Ortsteil Klosterhardt beginnen die Teufarbeiten für den Schacht Osterfeld 4 . |
1914 | erreicht der Schacht 4 die 2. Sohle. |
1916 | setzt die Zeche Druckluftlokomotiven ein. |
1917 | zerstört ein Brand den hölzernen Abteufturm über dem Schacht Osterfeld 4. |
1921 | beginnt der Bau der Tagesanlagen am Schacht Osterfeld 4. |
1922 | erreicht die Belegschaft mit 4161 Mitarbeitern ein erstes Maximum. |
1923 | stellt die Zeche Osterfeld die Förderung ein, weil die Eisenbahnverbindungen durch die Besatzungsmacht unterbrochen wurden. |
1924 | gehen die Tagesanlagen am Schacht Osterfeld 4 in Betrieb (heute steht der Förderturm unter Denkmalschutz). Die Zeche setzt untertage Abbauhämmer ein. |
1925 | gibt es in der Grube keine Pferde mehr. In der Hauptstreckenförderung laufen auf der 2. und 3. Sohle Druckluftlokomotiven, auf der 4. Sohle sind Fahrdrahtlokomotiven im Einsatz. |
1926 | verkehren untertage auch Personenzüge. |
1930 | entläßt die Zeche wegen Absatzmangels 800 Belegschaftsmitglieder. |
1931 | muß die Belegschaft im ersten Halbjahr an 27 Tagen kurzarbeiten. |
1932 | ist die erneuerte Kokerei wieder voll in Betrieb. Die Belegschaft der Zeche geht auf 1670 Mann zurück. |
1937 | fördert die Zeche Osterfeld erstmals mehr als 2 Mill. t/a. |
1940 | erhält der Lüfter am Schacht Osterfeld 3 anstelle der Dampfmaschine einen Elektroantrieb. |
1943 | bauen Bergleute in der Halde an der Fahnhorststraße einen Luftschutzstollen. |
1944 | zerstört ein Bombenvolltreffer das Fördergerüst und das Fördermaschinenhaus des Schachtes Osterfeld 3. |
1945 | stellt die Zeche Osterfeld am 24. März die Förderung ein, weil die Energieversorgung vom Kraftwerk Sterkrade ausfällt. |
28. Juni 1945 | kommen nach dem Krieg die ersten Kohlen am Schacht 1 zutage. |
1946 | ist auch der Schacht Osterfeld 2 betriebsbereit. |
1950 | nimmt der Schacht Osterfeld 3 als „Paul-Reusch-Schacht“ die Förderung wieder auf. Die Zeche setzt die ersten Stegkettenförderer und Hobelanlagen ein. |
1952 | geht das Kraftwerk an das Netz. Die Zeche Osterfeld gehört zur Bergbau AG Neue Hoffnung. |
1954 | fördert Osterfeld nach dem Krieg erstmalig mehr als 2 Mill. t Kohle. |
1956 | übernimmt der Schacht Osterfeld 4 einen Teil der Seilfahrt und der Materialförderung der Zeche Osterfeld. |
1957 | beginnt der Umbau des Schachtes Osterfeld 1. |
1958 | gibt es auf Osterfeld keine Schüttelrutsche mehr. Die Hüttenwerke Oberhausen AG (HOAG) übernimmt das Aktienpaket der Bergbau AG Neue Hoffnung. |
1959 | wird der Schacht Osterfeld 1 mit einer automatischen Turmfördermaschine Hauptförderschacht. |
1960 | setzt die Zeche Osterfeld in der Kohlengewinnung Walzenlader ein. Der Schacht Osterfeld 4 wird Abwetterschacht. |
1962 | nimmt eine Grubenwarte den Betrieb auf. |
1963 | gibt es auf der Zeche Osterfeld keinen „Abbauhammerbetrieb“ mehr. Die Teufarbeiten für den Nordschacht beginnen. |
1966 | erreicht der Nordschacht die 5. Sohle. |
1967 | führt die Schachtanlage den Schreitausbau ein. |
1969 | wird der Schacht Osterfeld 2 verfüllt. Die Stadt verlegt die Vestische Straße. |
1971 | läuft der erste Streb mit Schildausbau an. Die Kokerei wird nach dem neuesten Stand der Technik umgebaut. |
1973 | nimmt die Kokerei die Produktion wieder auf. Das Bergwerk Osterfeld verlegt den Verwaltungssitz zur Zeche Sterkrade. |
1974 | geht die Seilfahrtanlage am Nordschacht in Betrieb. Es gelingt, einen Grubenbrand in Flöz Gustav mit Stickstoff zu löschen. |
1975 | sind alle Abbaubetriebe mit Schildausbau ausgerüstet. |
1976 | stellt die Schachtanlage den Kohlentransport in den Hauptstrecken von Wagen- auf Bandförderung um. Der Schacht Osterfeld 4 bekommt einen neuen Grubenlüfter mit Beton-Diffusor. |
1977 | stellt das Kraftwerk die Stromerzeugung ein. |
1978 | erhält der Schacht Osterfeld 1 eine neue Fördermaschine. |
1979 | fördert das Bergwerk Osterfeld seit 100 Jahren mehr als 122 Mill. Tonnen Kohle. |
1981 | erreicht Osterfeld mit 2,8 Mill. t ihre höchste Jahresförderung. |
1982 | geht für die Kokerei Osterfeld ein Kokskohlenmischlager in Rundbauweise in Betrieb (heute „Gartendom“). Die Schachtanlage stellt am Nordschacht die Betriebsspannung auf 10 kV um. Die ersten Abbaubetriebe werden aus einer „Revierwarte“ übertage gesteuert. Am Nordschacht beginnt der Bau einer Baustoffversorgungs- und einer Kälteerzeugungsanlage für den Untertagebetrieb. |
1983 | nehmen die zentrale Kälteerzeugungsanlage und die Baustoffversorgung den Betrieb auf. |
1987 | wird der Schildausausbau durch elektro-hydraulische Steuerungen automatisiert. |
1988 | stellt die Kokerei die Kokserzeugung ein. Die Fördermaschine am Schacht Osterfeld 3 erhält einen Elektroantrieb, weil das Kraftwerk Franz Haniel die Dampfversorgung einstellt. Osterfeld wird zur kalten Zeche. |
1989 | die RAG hebt das Verbundbergwerk Lohberg/Osterfeld aus der Taufe. |
1991 | ist die Förderverbindung nach Lohberg – inoffiziell OsLo-Strecke genannt – fertiggestellt. |
1992 | gelangt seit dem 2. Januar ein Teil der Osterfelder Förderung über eine neue Bandstraße nach Lohberg. |
31. August 1992 | gibt das Verbundbergwerk den Förderstandort Osterfeld auf. In 113 Betriebsjahren kamen auf der Zeche Osterfeld rund 151 Mill. Tonnen Kohle an das Tageslicht. |
1993 | werden die Schächte Osterfeld 1, Osterfeld 3 und Osterfeld 4 verfüllt und die Aufbereitung gesprengt. |
1994 | macht eine Sprengladung den Förderturm über dem Schacht Osterfeld 1 mit dem Erdboden gleich. |
Nach und nach verschwinden alle nicht unter Denkmalschutz stehenden Gebäude von der Bildfläche.
Erhalten bleiben:
- das Pförtnerhaus
- die Mischhalle
- das Fördergerüst über dem Schacht Osterfeld 3
- das Verwaltungsgebäude
- der Förderturm über dem Schacht Osterfeld 4.
1999veranstaltet das Land Nordrhein-Westfalen auf dem Gelände die Oberhausener Landesgartenschau OLGA.
Galerie Zeche Osterfeld
Schächte 1/2/3/4 und Kokerei
Nordschacht
Förderverbindung nach Lohberg (OsLo-Strecke)
Bergwerk Osterfeld
(Zusammengestellt nach: Günter Hegermann, Steinkohlenbergbau in Oberhausen 1847 - 1992)
Förderleistung
Jahr
|
Kohle in t
|
Koks in t
|
Belegschaft
|
1879
|
30 000
|
–
|
213
|
1880
|
81 000
|
–
|
400
|
1885
|
170 000
|
–
|
723
|
1890
|
302 000
|
–
|
1 083
|
1895
|
542 000
|
59 000
|
1 709
|
1900
|
605 000
|
166 000
|
2 051
|
1905
|
1 158 000
|
239 000
|
3 999
|
1910
|
1 271 000
|
259 000
|
4 844
|
1915
|
785 000
|
343 000
|
3 459
|
1920
|
727 000
|
233 000
|
3 513
|
1925
|
984 000
|
273 000
|
3 715
|
1930
|
827 000
|
499 000
|
2 782
|
1935
|
1 728 000
|
840 000
|
3 182
|
1940
|
2 336 000
|
?
|
4 750
|
1945
|
390 000
|
76 000
|
3 522
|
1950
|
1 247 000
|
771 000
|
6 868
|
1955
|
2 059 000
|
1 078 000
|
8 109
|
1960
|
2 063 000
|
1 041 000
|
6 716
|
1965
|
2 161 000
|
1 089 000
|
5 367
|
1970
|
1 736 000
|
785 000
|
3 133
|
1975
|
2 376 000
|
1 344 000
|
4 929
|
1980
|
2 692 000
|
1 402 000
|
5 193
|
1985
|
2 199 000
|
1 356 000
|
4 530
|
1990
|
2 120 000
|
–
|
2 084
|
1991
|
2 152
|
–
|
1 996
|
Die Entwicklung der Einwohnerzahlen in Osterfeld
Die stärkste Bevölkerungszunahme liegt zwischen 1880 und 1915, also in einer Zeit, in der nicht nur der Bergbau, sondern auch der Rangierbahnhof mit den angeschlossenen Eisenbahnbetriebswerkstätten immer mehr Mitarbeiter benötigt. Während die Eisenbahn ihre Beamten und Arbeiter weiterhin aus den im Westen liegenden Provinzen rekrutieren kann, müssen die Werber der Gutehoffnungshütte ihr Tätigkeitsfeld ausschließlich in die Ostgebiete verlegen. Gleichzeitig entwickelt sich die Wohnungsnot zu einem großen Problem, auch wenn zu jedem neuen Betrieb der GHH eine Kolonie gehört, und die Eisenbahnverwaltung für ihre Bediensteten ebenfalls Mehrfamilienhäuser erstellt. Der Wohnungsbau kann trotz zusätzlicher privater Anstrengungen nicht mit dem steigenden Bedarf Schritt halten. Ledige Zuwanderer finden nur in Heimen, im Volksmund „Bullenklöster“ genannt, oder als Kostgänger bei ihren verheirateten Arbeitskameraden eine Unterkunft. Diese stellen einem Landsmann gern ein Bett zur Verfügung, um mit dem Kostgeld einen Teil der eigenen Wohnungsmiete bestreiten zu können. Im Laufe der Zeit bilden sich drei Kostarten heraus: halbe Kost, volle Kost und volle Kost voll. Georg Werner hält seine Erfahrungen, die er um 1900 als Kostgänger macht, für die Nachwelt fest:
Bei halber Kost war im Logispreis außer der Wohnung nur Mittagessen und Morgenkaffee enthalten. Dafür zahlte ich 28 M. Dagegen mußte man sich Brot und Zubehör selbst kaufen, was ungefähr ebensoviel erforderte. Bei voller Kost“ deckte der Logispreis von etwa 50 – 60 M. alles. Bei voller Kost voll“ war der Logispreis der gleiche, aber die Kostmutter einbegriffen
Die Zugewanderten, vor allem die aus dem Osten stammenden Bergleute, heiraten nämlich erst, nachdem sie sich genügend Geld gespart haben, um sich eine Matka aus der Heimat nachkommen zu lassen. Der Mann war dann bei der Heirat meistens 10 Jahre älter als die Frau. Nach weiteren 10 Jahren war der Mann infolge der schweren Grubenarbeit verbraucht, die Frau aber stand noch in den besten Jahren, hatte gutes und kräftiges Essen und außer der Hausarbeit nichts zu tun. Der junge Kostgänger, der noch dazu andere Schicht hatte als der Mann, mußte dann eben das gleiche tun, was sein Kostbauer vor seiner Verheiratung auch nicht verachtet hatte
(Aus: Georg Werner, Kumpel, Berlin 1948)
Bis zur Jahrhundertwende steigt der Anteil der Polnisch sprechenden preußischen Staatsbürger an der Gesamtbevölkerung in Osterfeld auf fast 11 %. Sie haben Integrationsprobleme, weil der größte Teil der Einheimischen nicht wie die Behörden zwischen „preußischen Polen“ und „ausländischen Polen“ unterscheidet. Er kann oder will Masuren und Polen – egal ob preußisch oder ausländisch – nicht auseinanderhalten und lehnt sie zusammen als „Pollacken“ ab. Besonders die Masuren hören diese Bezeichnung nicht gern. Sie sehen sich nicht als Polen sondern als Preußen, die treu zu König und Vaterland stehen, und weisen darauf hin, daß sie sich im Gegensatz zu den „richtigen Polen“ zum evangelischen Glauben bekennen.
Am Arbeitsplatz unter Tage spielt eine solche Differenzierung von Anfang an keine Rolle. Hier malocht man zusammen, ist aufeinander angewiesen, und jeder sagt unabhängig von seiner Muttersprache „Schüppe“, „Hacke“ und „Wagen“, wenn er eine Schüppe, eine Hacke oder einen Wagen meint. Im täglichen Leben bleiben die Vorbehalte der Alteingesessenen wegen der verschiedenen Sprachen, Sitten und Gebräuche länger bestehen. Sie verschwinden erst in der nächsten Generation.
Nach der amtlichen Volkszählung vom 31. 12. 1913 leben in Osterfeld 28 553 Menschen, darunter 4 666 preußische Polen und 373 Masuren. Ihr Anteil beträgt nun knapp 18 %. Ausländische Polen sind 1913 nicht gemeldet.
Dieselbe Zählung weist 492 selbständige Gewerbetreibende und Handwerker aus. Davon bezeichnen sich als Polen:
1 Wirt, 1 Kartoffelhändler, 1 Kolonialwarenhändler, 1 Fuhrmann, 4 Schneider, 2 Schuhmacher, 2 Friseure und 1 Schreiner.
Ein Schuhmacher ist Masure.
Die Mehrzahl der Zuwanderer im erwerbsfähigen Alter, nämlich 617 Polen und 79 Masuren, arbeitet im Bergbau. Auf der Zeche Osterfeld geben 1913 von den 4 123 Belegschaftsmitgliedern 1 663 oder 40 % Polnisch als ihre Muttersprache an. Auf Vondern beträgt die Quote sogar 50 %, hier benutzen 1 135 von 2 242 Mann die polnische Sprache. Die Zahlen machen deutlich, daß ein Großteil der Polnisch sprechenden Bergleute auf den Osterfelder Zechen nicht in Osterfeld wohnt, weil hier immer noch Unterkünfte fehlen.
Der vierbeinige Kumpel - Tiere unter Tage
Der vierbeinige Kumpel - Tiere unter Tage
(Zusammengestellt nach: Günter Hegermann, Steinkohlenbergbau in Oberhausen 1847 - 1992)
Pferdeförderung
Die Verwendung von Pferden zur Förderung (Transport von Förderwagen) begann in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts, weil zu dieser Zeit der Ruhrbergbau wegen des Baues neuer Eisenbahnlinien Aufschwung nahm und sich zunehmend Großbetriebe bildeten, in denen Schlepper die anfallenden Fördermengen nicht mehr bewältigen konnten.
1853 wurde zunächst auf zwei Zechen die Pferdeförderung eingeführt, weitere folgten.
Da das Steinkohlengebirge des Ruhrgebietes eine äußerst schwierige Geologie aufweist (zahlreiche Gebirgsstörungen, viele Kurven und Unebenheiten in den Strecken u. a.), man aber für die mechanische Förderung möglichst lange, ebene Strecken benötigt, hielt sich die Pferdeförderung sehr lange. Das letzte Grubenpferd verließ erst 1966 seine Schachtanlage in Recklinghausen. In der letzten Zeit der Pferdeförderung umfaßten deren Arbeitsgebiete die Materialförderung aus sonderbewetterten Ausrichtungsbetrieben (= Grubenbau zum Aufschluß der Lagerstätte), Transporte auf der Wettersohle; Transporte ganz allgemein in Strecken, in denen Loks nicht oder noch nicht eingesetzt werden konnten.
Weil die Strecken häufig noch recht niedrig waren, wurden zunächst Ponys verwendet, doch waren diese zum einen schwierig zu beschaffen und zum andern nicht leistungsstark genug. Maultiere und Esel erwiesen sich als nicht geeignet.
Da der Einsatz von Pferden aber billiger war als der von Schleppern (2 200 Pferde ersetzten 15 000 Schlepper!), wurden in der Folgezeit die Hauptstrecken in der für die Pferdeförderung notwendigen Höhe ausgebaut.
Einen groben Überblick über die Entwicklung der Pferdeförderung bieten folgende Zahlen (bezogen auf den Ruhrkohlenbezirk):
-
-
- 1899: 4 259 Pferde
- 1902: 8 000 Pferde
- 1920: 3 712 Pferde
- 1954: 500 Pferde
- 1963: 22 Pferde
-
Die Pferde wurden im allgemeinen von Spezialfirmen an die Zechen vermietet. Die Unternehmer stellten Pferde, Geschirr und Decken, die Gruben sorgten für Pferdetreiber und Stallknechte, Ställe, Einstreu, Wasser, Futter und den Hufbeschlag. Falls es einen besonderen Stallmeister gab, wurde dieser meist vom Unternehmer angestellt, der großen Wert auf gutes Futter für seine Tiere legte, damit sie möglichst lange leistungsfähig blieben. (Durchschnittliche Dauer des Einsatzes unter Tage: 4 – 6 Jahre.) Dies war schon aus finanziellen Gründen für ihn wichtig, da die Gruben für den Verlust eines Tieres nur dann hafteten, wenn einer ihrer Arbeiter ihn verschuldet hatte. Bei Tod der Tiere durch Krankheit, Seuche oder höhere Gewalt ging der Verlust zu Lasten des Unternehmers.
Die Bezahlung der Spezialfirmen erfolgte entweder nach Schichtlohnsatz (der sich nach der Güte der Pferde und Art der zu befahrenen Strecken richtete) oder nach Leistung .
So waren die Kosten für die Pferdeförderung also sehr unterschiedlich, wobei die Entlohnung der Pferdetreiber durchschnittlich ca. 30% der Gesamtkosten ausmachten. Die Pferdetreiber waren in der Regel Jungbergmänner – oft Jugendliche – die vom Steiger für diese Arbeit eingeteilt und von ihrem Vorgänger angelernt worden waren.
Förderaufseher beaufsichtigten die Förderung und halfen bei Betriebsstörungen, z.B. Entgleisungen.
Versuche, zwei Pferde vor einen Förderwagen zu spannen, um auf diese Weise die Förderkapazität zu erhöhen, erwiesen sich wegen der Enge in den Strecken als untauglich. Es blieb dabei, daß ein Pferd jeweils etwa 8 – 10 Förderwagen zog (über 400 -1 500 m).
In den Anfängen der Pferdeförderung wurden die Tiere zu Schichtbeginn in die Grube, nach Schichtende wieder herausbefördert. Dieses Verfahren war aber nicht nur äußerst zeitaufwendig, sondern auch mit Verletzungsgefahren für die Pferde verbunden, da sie in engen Schächten gefesselt und in eine Art Tragegurt am Förderseil senkrecht hängend nach unter Tage transportiert werden mußten.
Um diese Prozedur zu vermeiden, wurden in den Gruben – wegen der guten Bewetterungsmöglichkeiten jeweils in Schachtnähe – Stallungen eingerichtet. Sie waren z. T. recht groß, so fanden z.B. im Stall der Zeche Victor 55 Pferde Platz. Die Pferdestände waren im Durchschnitt 1,30 – 1,60 m breit, 4 m tief und 2 – 3m hoch.
Von den Verleihfirmen wurden praktizierende Tierärzte für die Bergwerke eines bestimmten Bezirks verpflichtet, damit schwerere Erkrankungen umgehend behandelt werden konnten – wenn es notwendig war, auch in eigens hierfür eingerichteten Pferdelazaretten über Tage, die den Tieren auch die seltene Möglichkeit des Auslaufs boten. Es muß jedoch erwähnt werden, daß die Entscheidung für oder gegen eine solch aufwendige Behandlung nur unter dem Gesichtspunkt der Rentabilität gefällt wurde.
Pferdepfleger und Hufschmiede behandelten kleinere Verletzungen, die fast an der Tagesordnung waren. Aufgrund der Enge der Strecken erlitten die Tiere häufig Kopfverletzungen, oder sie wurden durch das Geschirr wegen der hohen Temperaturen wundgescheuert. Im schlimmsten Fall kam es zu schweren Stürzen am Schacht durch unverriegelte Abschlußtüren des Förderkorbes. Zur Vorbeugung gegen Hufverletzungen wurde in manchen Strecken die Streckensohle (= der Boden) zwischen den Schienen mit Holz oder Steinen gepflastert, Seigen (= Wasserrinnen in der Streckensohle) abgedeckt.
Doch konnte man gegen bestimmte Erkrankungen nichts oder kaum etwas tun. Dazu zählten: der sog. Grubenausschlag, eine Hauterkrankung, die auf die dauernde Feuchtigkeit, der die Pferde ausgesetzt waren, zurückzuführen ist; Huferkrankungen aufgrund derselben Ursache; ansteckende Krankheiten, denn es war kaum möglich, eine Grube zu desinfizieren, und nicht zuletzt die wohl bekannteste Erkrankung: Augenschädigungen. Diese gingen sehr selten auf Verletzungen, sondern meist auf den sich ständig wiederholenden extremen Temperaturwechsel zurück. So herrschten in der Nähe der Abbau-Orte, an denen die Förderwagen beladen wurden, oft Temperaturen bis an +30 Grad Celsius, hinter Wettertüren im Winter durchaus Minustemperaturen.
Wegen schon früh geäußerter Bedenken von Fachleuten und Tierschützern wurden kurz nach der Jahrhundertwende Klauseln in das Tierseuchen- und Tierschutzgesetz aufgenommen, aufgrund derer Amtstierärzte untersuchen konnten, ob die Vorschriften über ausreichende Beleuchtung, Trocken- und Reinhaltung der Ställe eingehalten wurden. Außerdem mußten das Pflegepersonal nun besonders sorgfältig ausgesucht sowie kranke und stark belastete Tiere zu Tage gebracht werden. Zur Vorbeugung gegen Kopfverletzungen trugen manche Tiere eine Art Kopfschutz.
Aus: Eva Koch / Angelika Tocking „Schwarz von Kohlendampf die Luft „
Paderborn 1994
Waschkauen
Waschkauen
Aus:Karl Selbach
Illustriertes Handlexikon des Bergwesens
Leipzig 1907
Die Badeeinrichtung bestand früher in großen, in der Kaue selbst oder in einem Anbau enthaltenen gemauerten, auszementierten Wasserbehältern. Der Wasserstand betrug etwa 1 m. Die Badenden stiegen truppweise hinein und reinigten sich – auch wohl gegenseitig. Wenn auch während des Badens frisches Wasser zu- und schmutziges abfloß, so badete doch die ganze Belegschaft einer Schicht nach und nach so ziemlich in dem nämlichen Wasser, welches bald äußerst schmutzig war und schwarz aussah. Es badete vollständig nackt alles zusammen: Unerwachsene und Erwachsene, der unerwachsene 16 jährige Sohn mit dem Vater. Diese Art war weder appetitlich, noch entsprach sie den Anforderungen der Gesundheitslehre und der Schamhaftigkeit.
Die Kokerei
Als der Koksbedarf ihres Hüttenwerks immer weiter stieg, ließ die GHH 1893 auf der Zeche Osterfeld eine Kokerei bauen. 1895 nahm die Anlage die Koksproduktion mit 60 Öfen auf. Bis 1910 kamen 205 Öfen hinzu, die auch zur Gewinnung der Kohlenwertstoffe Ammoniak und Teer ausgelegt waren. Die Tagesproduktion lag bei 1 100 t Koks, 14 t Ammoniaksalz (Kunstdünger) und 25 t Teer. Das anfallende Gas diente zum größten Teil der Beheizung der Koksöfen.
Im Geschäftsjahr 1909/10 fiel die Entscheidung, die Koksöfen auf den neuesten Stand zu bringen, sowie die Kohlenwertstoffbetriebe um eine Benzolfabrik und eine Einrichtung zur Gewinnung von Leuchtgas zu erweitern. Beide Anlagen gingen 1912 in Betrieb. Das Leuchtgas wurde in das Versorgungsnetz der Gemeinde Osterfeld eingespeist.
Mit dieser technischen Ausrüstung produzierte die Kokerei bis 1927. Dann entschlossen sich die Verantwortlichen bei der GHH, die Anlage abzubrechen und durch einen Neubau nach dem neuesten Stand der Technik zu ersetzen. Der Wiederaufbau erfolgte in zwei Abschnitten. Die Batterien I und II setzten ab 1929 in 80 Öfen täglich 2000 t Kohle durch. Zur Beheizung der Koksöfen verwendete die Gutehoffnungshütte das im neuen Gasometer am Rhein-Herne-Kanal zwischengespeicherte eigene Gichtgas. Das höherwertige Koksgas stand dadurch der Ruhrchemie AG und den Walzwerken der GHH zur Verfügung.
Die baugleichen Batterien III und IV nahmen 1931 die Produktion auf.
In diesen Krisenjahren reichte der in der neuen Anlage erzeugte Koks aus, um den Gesamtbedarf der Gutehoffnungshütte zu decken. Die Kokereien Vondern und Sterkrade wurden stillgelegt.
Seit 1936 durchströmte das Rohgas vor der Weiterverarbeitung eine moderne Niederdruck-Entschwefelungsanlage; zwei Jahre später, 1938, ging eine zweite Benzolfabrik in Betrieb.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erforderte die große Nachfrage nach Koks den Neubau der Batterie V mit 40 Öfen und einem Kohlendurchsatz von 1 000 t/d. Dadurch stieg die tägliche Produktion der Kokerei Osterfeld auf rund 3 700 t Koks.
Die Ruhrkohle AG (RAG) trug den erhöhten Anforderungen an den Umweltschutz Rechnung und ließ 1971 – 1973 auf Osterfeld südlich der bestehenden Batterien eine völlig neue Koksofenanlage mit 96 Großraumöfen nach dem letzten Stand der Technik bauen. Während der Bauarbeiten lief die Produktion wie gewohnt weiter.
Seit dem 15. März 1973 erzeugte die neue Anlage – nachdem die Oberbürgermeisterin der Stadt Oberhausen, Luise Albertz, auf den berühmten Knopf gedrückt hatte, mit 400 Mitarbeitern täglich aus 6 600 t Kohle 5 300 t Koks. Die nicht mehr benötigten Batterien I bis V fielen der Abrißbirne zum Opfer.
In den 1970er Jahren stiegen die Anforderungen der Kunden an die Koksqualität immer weiter an. Eine optimale Einsatzkohle ließ sich am besten durch die Mischung der Produkte mehrerer Schachtanlagen gewährleisten. Deshalb nahm die RAG im Januar 1982 für die Kokerei Osterfeld ein Kokskohlenmischlager in Rundbauweise in Betrieb. Die 40,5 m hohe Halle hatte 88 m Durchmesser und wies einen umbauten Raum von 126 000 m³ bei 5 700 m² Grundfläche auf. Hier konnten 20 000 t Kohle gemischt und gelagert werden. Zusammen mit der Kapazität des Kohlenturms reichte der Vorrat für 3 Tage.
Die Verkleidung der Halle bestand aus kunststoffbeschichteten Trapezblechen. Die Dachkonstruktion aus Holzleimbindern war freitragend.
Die ersten Anzeichen einer Stahlkrise machten sich bei der HOAG 1965 bemerkbar. Der Koksbedarf sank kontinuierlich.
1968 übernahm die Thyssen Stahl AG die Aktien der HOAG und gründete 1971 die Thyssen Niederrhein AG.
Parallel mit den zunehmenden Schwierigkeiten auf dem Stahlmarkt fuhr Thyssen die Produktion in Oberhausen planmäßig zurück:
1968 wurden 2 Hochöfen stillgelegt.
1969 folgte die Stillegung von einem Hochofen.
1975 brachte das Aus für einen weiteren Hochofen.
1979 ging der letzte von ehemals 8 Hochöfen außer Betrieb.
Die Kokerei Osterfeld verlor den Haupt-Koksabnehmer. Außerdem mußte die Beheizung der Öfen auf Koksgas umgestellt werden, weil mit der Stillegung der Hochöfen auch das Gichtgas ausfiel.
Ab 1980 nutzte die Kokerei den Gasometer am Rhein-Herne-Kanal als Zwischenspeicher für Koksgas. Der eigene Gasspeicher auf dem Kokereigelände wurde abgerissen, um Platz für einen Hochspannungsmast zu schaffen.
Der weiter zurückgehende Koksabsatz zwang die RAG schließlich, die Kokerei Osterfeld zu schließen. Am 13. März 1988 wurde hier der letzte Koks gelöscht. Anschließend räumte die Abbruchfirma das Betriebsgelände bis zum Herbst 1990 restlos ab.
Wasserhaltungsmaschinen
Aus: Karl Selbach, Illustriertes Handlexikon des Bergwesens; Leipzig 1907
Gestängepumpen
Bis gegen das Jahr 1870 dienten zur Wasserhebung aus Tiefbauanlagen ausschließlich Gestängepumpen. Diese Pumpen sind im Pumpentrume eingebaut und werden von einer über Tage befindlichen Dampfmaschine vermittelst des sich auf- und abwärts bewegenden Gestänges, mit dem die Pumpenkolben verbunden sind, betrieben. Die Dampfmaschinen sind meistens einfachwirkend, d.h. das Gestänge wird von der Dampfkraft in die Höhe gezogen und sinkt dann durch sein eigenes Gewicht wieder nieder, wobei es das Wasser in den Steigrohren der Drucksätze in die Höhe fördert. Ihr Betrieb erfolgt ohne Rotation. Sie wirken entweder direkt, – der Dampfzylinder steht dann über dem Pumpentrum, und das Gestänge ist mit der Kolbenstange unmittelbar verbunden; – oder indirekt, der Dampfzylinder steht neben dem Pumpentrum, und zwischen Kolbenstange und Gestänge ist ein Balancier eingeschaltet, so daß, wenn der Dampfkolben nieder-, das Gestänge in die Höhe geht und umgekehrt.
Anfänglich wendete man besonders Hubpumpen an, später fast nur Druckpumpen. Ein Hubsatz hat eine Höhe von 50 m, höchstens aber 100 m, deshalb stellt man bei größerer Schachtteufe mehrere Hubsätze übereinander auf
Druckpumpen vermögen das Wasser bis zu großen Höhen (300 m und mehr) in einer Tour in die Höhe zu fördern. Das Wasser wird bei ihnen nicht wie bei den Hubsätzen durch das aufgehende Gestänge gehoben, sondern durch das Gewicht des niedergehenden Gestänges in die Höhe gedrückt
Die Gestängepumpen arbeiten meistens mit Hubpausen, d.h. es werden in ihren Gang, um ihn den wechselnden Wasserzuflüssen anzupassen, kürzere oder längere Pausen eingeschaltet.
Der Wirkungsgrad ist bei Hubpumpen ungefähr 0,6 und bei Druckpumpen 0,8.
Pumpen der Wasserhaltungen unter Tage
Die zur Wasserhaltung unter Tage aufgestellten Maschinen und Pumpen begegneten anfangs großem Mißtrauen, weil man sich die Gefahr des Ersaufens übertrieben groß vorstellte. Man war der Ansicht, daß sie wohl neben Gestängepumpen, aber nicht als Ersatz für diese benutzt werden dürften. Dieses Mißtrauen ist völlig geschwunden, und es werden jetzt fast nur noch unterirdische Wasserhaltungsmaschinen angelegt.
Ihre Vorzüge gegenüber Gestängemaschinen sind die folgenden:
geringere Anschaffungskosten
geringere Betriebskosten
größere Leistung bei größerer Teufe
größere Betriebssicherheit.
Ihre Nachteile, aber nur wenn sie mit Dampf betrieben werden, sind:
größere Platzbeanspruchung im Schachte und Gefahr durch das Dampfrohr
Beanspruchung eines großen Maschinenraumes unter Tage
große Wärme im Schachte und im Maschinenraume und deshalb Verbrauch großer Luftmengen zur Ventilation des letzteren
große Dampfverluste infolge von Kondensation in der langen Rohrleitung.
Die elektrischen Wasserhaltungen haben diese Nachteile nicht. Die Wärme, welche eine elektrische Maschine entwickelt, reicht bei weitem nicht an die einer Dampfmaschine heran.
Die eingesetzten Pumpen sind meist Kolbenmaschinen in Zwillingsanordnung mit Druckwindkesseln. Sie werden von verschiedenen Herstellern angeboten und heben bis zu 4 m³ je Minute aus 650 m Teufe
Erst in neuester Zeit hat die Centrifugalpumpe (Anm.: Centrifugalpumpe = Kreiselpumpe) für die eigentliche Wasserhaltung eine so große Bedeutung gewonnen, daß fast angenommen werden kann, daß sie in Zukunft die Kolbenpumpen vollständig in den Schatten stellen wird. Die große Anzahl von Umdrehungen, die sie verlangt, macht sie für elektrischen oder Betrieb mit Dampfturbinen so recht geeignet. Die geringen Anschaffungskosten, ihre Einfachheit und geringes Raumbedürfnis gestatten ihre Anlage auf jeder Sohle, auf der Wasser zusitzt. Die Wasser können von diesen Sohlen direkt zu Tage gehoben werden und brauchen nicht erst nach der tiefsten hinabzufallen, was bei den kostspieligen Anlagen von Kolbenpumpen unter großer Kraftvergeudung kaum zu umgehen ist
Im Ruhrbezirke befinden sich Centrifugalpumpen in Betrieb, die die Wasser aus Teufen von 600 bis 700 m in einer Tour zu Tage heben.
Der Rahmenvertrag mit der MICUM
Die Produktion konnte erst nach der Unterzeichnung eines Rahmenvertrages mit der MICUM – Mission Interalliée de Contrôle des Usines et des Mines = Alliierte Kontrollbehörde der Hütten- und Bergwerksbetriebe – wieder aufgenommen werden.
Die Bergbaugesellschaften des Ruhrgebietes verpflichteten sich, folgende Bedingungen zu erfüllen:
- Die Bergwerke zahlen 15 Millionen Dollar als einmalige Abfindung für rückständige Kohlensteuern.
- Alle Kohlenbestände aus der Zeit vor dem 1. Oktober 1923 gehen in das Eigentum der MICUM über.
- Etwa 18 bis 20 Prozent der künftigen Kohlenförderung sind unentgeltlich an Frankreich und Belgien zu liefern.
- Für jede Tonne verkauften Brennstoffes ist eine Abgabe von 10 französischen Francs zu entrichten.
- Jede Ausfuhr muß genehmigt werden. Die Zollgrenzen bleiben im allgemeinen erhalten.
- Die Lieferung von Nebenprodukten wird Gegenstand besonderer Abmachungen sein.
- Die geltenden deutschen Gesetze über die Kohlenwirtschaft werden von der Besatzung nicht anerkannt.
- Die von der Besatzung beschlagnahmten Kohlenzechen werden nicht freigegeben.
- Alle Lieferungen werden nach Festlegung der Reparationskommission auf das deutsche Reparationskonto gutgeschrieben.
Nach diesem Rahmenvertrag mußten die einzelnen Bergbaugesellschaften eine besondere Vereinbarung mit der MICUM treffen, bevor die Förderung wieder aufgenommen werden konnte.
Eine Hiobsnachricht
Die GHH entläßt 2 321 Bergleute und 140 Angestellte.
Stillegung der Zechen Oberhausen und Hugo, der Kokereien auf den Zechen Sterkrade und Jacobi.
Ruhrwacht, 3. März 1931
Die Gutehoffnungshütte teilt mit:
Durch die in den letzten Wochen eingetretene außerordentliche Verschärfung des Absatzmangels sind wir gezwungen, am 31. März d.J. folgende Betriebseinschränkungen im Bergbau der Gutehoffnungshütte durchzuführen:
- Stillegung der Zeche Oberhausen einschließlich Brikettfabrik,
- Stillegung der Zeche Hugo in Sterkrade,
- Stillegung der Kokerei der Zeche Sterkrade, mit Ausnahme der Benzolreinigung,
- Stillegung der Kokerei der Zeche Jacobi.
Die erforderliche Anzeige an den Regierungspräsidenten in Düsseldorf ist am Montag erstattet worden. In den zur Stillegung kommenden Betrieben werden zur Zeit beschäftigt:
- Zeche Oberhausen 1 090 Mann
- Zeche Hugo 987 Mann
- Kokerei der Zeche Sterkrade 127 Mann
- Kokerei der Zeche Jacobi 117 Mann.
Von der Stillegung werden außerdem noch 140 Angestellte betroffen. Die Verwaltung hofft, bei gleichbleibender Absatzlage von den freiwerdenden Zechenarbeitern etwa 600 Mann auf die übrigen Zechen der Gutehoffnungshütte übernehmen zu können.
Die Gutehoffnungshütte hat bisher mit allen Mitteln versucht, sämtliche Bergbaubetriebe trotz der immer ungünstigeren Absatzlage durchzuhalten. Die Entwicklung der letzten Monate hat die Durchführung dieser Absicht jedoch wirtschaftlich unmöglich gemacht.
Die Zeche Oberhausen ist als Eßkohlenzeche durch den besonders starken Rückgang des Absatzes gerade in dieser Kohlensorte in den letzten Monaten zu immer häufigeren Feierschichten gezwungen worden…
Die gleiche Absatzkrise, verschärft durch die außerordentlich schlechte Beschäftigung unserer Eisenindustrie hat auch unsere Kokskohlenzechen Osterfeld, Sterkrade, Hugo, Vondern und Jacobi betroffen, so daß auch hier durchschnittlich 5 Feierschichten monatlich eingelegt werden mußten, während trotzdem unsere Beschäftigung noch ganz erheblich über dem Durchschnitt der übrigen Syndikatszechen lag. Wir sind deshalb gezwungen, auch die Förderung der Kokskohlenzechen weiter wesentlich einzuschränken, um die Feierschichten in einigermaßen erträglichen Grenzen – etwa 3 im Monat – halten zu können. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, daß durch jede einzelne Feierschicht jeder Zeche neben dem Lohnausfall für die Arbeiter erhebliche Betriebsverluste entstehen.
Wir haben bereits im Laufe des vorigen Jahres mehrfach versucht, durch Verdünnung der Belegschaft sämtlicher Zechen die Förderung dem immer stärkeren Rückgang des Absatzes anzupassen. Dieser Weg ist in dem heute erforderlichen Ausmaß wirtschaftlich nicht mehr tragbar. Wir mußten uns deshalb nunmehr entschließen, auch eine der Kokskohlenzechen stillzulegen. . .
Die Schwere des Schlags.
Wenn die GHH ihre Ankündigung zur Durchführung bringen muß, dann bedeutet das für die Stadt Oberhausen und ihre Bevölkerung in allen ihren Teilen einschließlich Handel und Gewerbe einen Schlag von geradezu katastrophaler Bedeutung. Bisher konnten wir uns gegenüber anderen Städten gerade im Bergbau noch einigermaßen guter Verhältnisse erfreuen. Nun scheint aber das Schicksal auch an uns nicht vorbeigehen zu wollen. Von welch gewaltiger Bedeutung die bevorstehende Entlassung von 2 461 Arbeitern und Angestellten sein wird, erhärten einige Zahlen aus der Arbeitsmarktlage in Groß-Oberhausen. Zur Zeit sind in Groß-Oberhausen insgesamt 2 938 Bergarbeiter arbeitslos, davon entfallen auf Alt-Oberhausen 1 310, auf Sterkrade 1 314 und auf Osterfeld 314. Die jetzt neu zur Entlassung kommende Zahl der Bergarbeiter von 2 321 reicht bis auf 600 allein schon an die Zahl der jetzt arbeitslosen Bergleute unserer Stadt heran. Am 15. März kommen weiter die 225 Metallarbeiter zur Entlassung, die die GHH vor einiger Zeit angekündigt hat. Es handelt sich bekanntlich um Entlassungen auf den Stahl- und Walzwerken. Unsere Stadt ist aber auch weiter in letzter Zeit dadurch betroffen worden, daß von den entlassenen Arbeitern der Hütte Ruhrort-Meiderich rund 100 in Oberhausen ihren Wohnsitz haben.
Über die Auswirkungen solcher Massenentlassungen auf die betroffenen Arbeiter und ihre Familien braucht wohl kaum ein Wort gesagt zu werden. Erwerbslosenelend ist ein Elend, ein schwer zu tragendes Schicksal. Dazu kommen die Auswirkungen auf Stadt und Handel und Gewerbe. Wenn die zur Entlassung Kommenden auch zunächst der Erwerbslosenfürsorge anheimfallen, nach neun Monaten gehen sie in die Versorgung der Stadt über und dieser gewaltige Zuwachs der von der Stadt zu Betreuenden bedeutet für diese einfach eine Katastrophe, die sie ohne fremde Hilfe nicht überwinden kann. Zur Zeit stehen rund 22 700 Personen in Oberhausen in der Wohlfahrt der Stadt. Wenn wir bei den zur Entlassung kommenden 2 461 Personen eine Familiendurchschnittsstärke von vier Köpfen, also eine Durchschnittszahl von nur zwei Kindern nehmen, so kommen wir auf die Zahl von 9 840 Personen, um die also in absehbarer Zeit die Zahl der von der Stadt zu Betreuenden und zu Unterhaltenden zunimmt, das ist beinahe die Hälfte der jetzigen Zahl! . . .
Von einem so schweren Schlag wie jetzt ist unsere heimische Bergarbeiterbevölkerung noch nicht betroffen worden. Mit Schmerz und Trauer sehen wir Tausende unserer Mitbürger dem Schicksal der Erwerbslosigkeit mit allem, was damit zusammenhängt, verfallen.
Ob diese Entlassungen unbedingt erforderlich sind? Die GHH gibt ja ihre Begründung. Sicherlich werden in den nächsten Tagen Verhandlungen seitens der Stadt und der Gewerkschaften stattfinden müssen. Ob aber die Katastrophe abgewendet werden kann? Wir glauben wenig Hoffnung hegen zu können – – –
Carbonarius
Anwerbung von Neubergleuten nach dem 2. Weltkrieg
Die britische North German Coal Control ( NGCC ), die im Dezember 1945 alle Zechen übernommen hatte, erkannte sehr schnell, daß der Steinkohlenbergbau nur dann in der Lage war, mehr zu produzieren, wenn die Belegschaften vergrößert und bevorzugt mit Lebensmitteln, Kleidung und Wohnraum versorgt wurden. Die Engländer warben mit der Frage: Kannst Du bei Deiner jetzigen Tätigkeit sagen, daß Deutschlands Wiederherstellung von Dir abhängt? Wenn Du Bergmann wärst, könntest Du es sagen. Außerdem suchten sie in den Gefangenenlagern nach Bergleuten und Freiwilligen, die sich zur Untertagearbeit verpflichten mußten. Als Lohn winkte die sofortige Entlassung aus der Gefangenschaft. Aber nur ganz wenige wollten wirklich freiwillig an die Kohle“, weil sie nicht einmal sicher sein konnten, nach der Schicht ein warmes Essen zu bekommen. Deshalb erhöhten die Briten Ende 1946 die Bergarbeiterrationen auf 4000 Kalorien und gleichzeitig die Löhne um 20 %. Außerdem ließen sie auf den Zechen Küchen einrichten, die die Belegschaft mit Suppen und Butterbroten versorgten. Die Suppen, die am Ende der Schicht ausgegeben wurden, nahmen die Bergleute für ihre Familien mit nach Hause.
Durch die beschriebenen Maßnahmen stieg die Belegschaftszahl unter Tage zwar wieder auf 183 000, sie reichten aber offensichtlich immer noch nicht aus, die fehlenden Bergleute anzuwerben und wie erforderlich zu ernähren.
Viele Neubergleute, die aus allen möglichen Berufen stammten, kehrten schon nach wenigen Monaten wieder ab, weil sie der Schwerstarbeit in der Grube nicht gewachsen waren, oder weil sie nicht schon wieder in Lagern leben wollten. Die Bergwerksgesellschaften hatten nämlich wegen der allgemeinen Wohnungsnot die Baracken in den alten Fremdarbeiterlagern so gut es ging renoviert, um ihre neuen Belegschaftsmitglieder überhaupt unterbringen zu können.
Als weiteren Anreiz zur Leistungssteigerung führte die NGCC im Februar 1947 das Bergmann-Punkte-System ein. Ein Gedingearbeiter erhielt abhängig von seinem Verdienst monatlich maximal 150 Punkte, für die er Speck, Kaffee, Zucker, Schnaps, Zigaretten, Bekleidung und Schuhe erwerben konnte, Waren, von denen der Normalverbraucher nicht einmal zu träumen wagte. Diese Aktion lief bis September 1948.
Zwischen Juli 1947 und März 1948 bezogen die Kohlenhauer zusätzlich drei Care-Pakete, die Nahrungsmittel mit einem Nährwert von 40 000 Kalorien enthielten. Schichtlöhner unter Tage bekamen nur Teilmengen, die Übertagebelegschaft war ausgeschlossen. Außerdem stiegen am 1. Juni 1948 die Löhne und Gehälter für die Bergbaubeschäftigten um 15 %. Die ebenfalls im Jahre 1948 eingeführten IK – Marken, für die es in bestimmten Geschäften Importwaren wie Speck, Dosenmilch, Erdnüsse oder Pfeffer zu Vorkriegspreisen gab, beteiligten den Bergmann direkt an den Devisenerlösen, die durch seine Mehrleistung erwirtschaftet wurden.
Auf diese Weise gelang es schließlich, genügend Männer anzuwerben, um die größten Lücken in den Belegschaften zu schließen, sowie die Leistung und die Förderung – wenn auch mit Über- und Sonntagsschichten – im gewünschten Maße zu steigern. 1948 brachten die 247 000 Bergleute 81 Mill. t Kohle zutage.
Wen wundert es, daß sich nicht alle Menschen mit der aus ihrer Sicht ungerechtfertigten Bevorzugung der Bergleute abfanden. Am 9. Januar 1948 streikten zum Beispiel in Essen 16 500 Industriearbeiter eine Woche lang. Sie protestierten gegen die Privilegien der Bergleute und forderten eine bessere Lebensmittelversorgung für die gesamte Bevölkerung. Die Militärbehörden versprachen neben einer gerechteren Verteilung der Nahrungsmittel auch zusätzliche Lieferungen.
Gleichzeitig machten immer häufiger Zeitungen in den revierfernen Gebieten gegen die Sonderzuteilungen Front. Das Gewerkschaftsorgan Bergbau-Industrie nahm deshalb in ihrer Ausgabe vom 15. Mai 1948 zu einigen Vorwürfen Stellung:
Es ist vielfach der Neid, der manchem Journalisten die Feder führt. Care-Pakete, Punktsystem, Dollarwaren – nein – was diesen Bergleuten alles zugeschanzt wird! Und dabei war der Bergarbeiter immer der ärmste Teufel im Kohlenpott, weil er weniger gelernt hatte als ein Facharbeiter oder ein Handwerker. Heute ist er ein ,feiner Maxe‘ und der Herr Regierungsrat ist gegen ihn ein bemitleidenswerter Zeitgenosse.“
So steht es wörtlich zu lesen in einer Reportage des Münchner Merkur, die in der Nr. 21 unter der Überschrift „Halbgott Bergmann“ erschien. Vielleicht genügt es aber, wenn wir folgendes feststellen: Nicht jeder, der sich einen Stehkragen umbindet und gleichzeitig in der Lage ist, einige Sätze in lesbarem Deutsch zu schreiben, ist schon ein Journalist. Wer aber der Meinung ist, daß der Bergbau mit ungelernten Kräften betrieben werden kann – die unberechtigte Vorteile genießen – der soll von der Möglichkeit der Aufnahme der Bergarbeit Gebrauch machen. Die Zechentore stehen heute noch für jeden arbeitswilligen und arbeitsfähigen Mann offen. Er wird dann sehr bald die Erfahrung machen, daß er nach verfahrener Schicht trotz höherer Kalorienzahl mindestens genau so schlecht abschneidet wie der Normalverbraucher. Er wird weiter spüren, daß die Ausführung verantwortlicher Hauerarbeit eine strengere Lehrzeit voraussetzt als die Inangriffnahme von Schreibtischarbeit.
Die mannigfachen Gefahren, die den Bergmann unter Tage bei seiner Arbeit bedrohen, und die vielfach schwierigen Bedingungen, mit denen er zu kämpfen hat, bedingen eine große geistige und körperliche Gewandtheit. Seine Tätigkeit, die für die volkswirtschaftliche Wiedergesundung Deutschlands ausschlaggebend ist, ist keine rein mechanische Anstrengung, sondern sie erfordert sehr wohl geistige Überlegung
Der Schacht Osterfeld 4
Das Grubengebäude des Bergwerks Osterfeld dehnte sich im Laufe der Jahre mehr als 2 000 m nach Norden und Nordosten aus. Um die Wetterversorgung zu verbessern, begann die GHH 1913 mit dem Bau eines neuen Schachtes im Ortsteil Klosterhardt, etwa 2 km nördlich der Osterfelder Schächte. Zunächst als „Senkschacht“ geplant, stellten die Schachtbauer das Teufverfahren wegen technischer Schwierigkeiten um und brachten ihn ab März 1914 nach dem Gefrierfahren mit 6 m Durchmesser in Tübbingausbau nieder. Osterfeld 4 erreichte ohne Zwischenfälle im Juli 1914 bei 317 m Teufe das gebirge. Er wurde im August mit einem Aufbruch von der 2. (377 m-) Sohle durchschlägig und versorgte das Nordfeld der Zeche bis 1950 mit Frischwettern. 1916 stellten die Schachthauer die Teufarbeiten im Niveau der 4. (596 m-) Sohle vorläufig ein.
Weihnachten 1917 brannte das hölzerne Abteufgerüst vollständig nieder; die weiteren Tätigkeiten im Schacht ruhten zwangsläufig über mehrere Jahre.
Nach den Entwürfen des Oberhausener Architekten Schwingen entstanden zwischen 1921 und 1924 die Tagesanlagen: das Verwaltungsgebäude und das Magazin sowie die Kaue für 1000 Belegschaftsmitglieder sind flache Klinkerbauten, die der 43 m hohe, 1923 fertiggestellte Förderturm überragt. Bei diesem Turm wandte der Baumeister erstmalig in der Industriearchitektur der 1920er Jahre ein neues Konstruktionsprinzip an. Er „hing“ vor die tragende Stahlkonstruktion eine verklinkerte Stahlfachwerkfassade und erhielt so ein geschlossenes Gebäude, das auch die Förderanlage – geplant war eine 640 kW-Maschine mit Leonard-Umformer – aufnahm.
Am 11. Oktober 1924 ging die Anlage als einziehender Wetter- und Seilfahrtsschacht vollständig in Betrieb.
Bis 1930 fuhren hier etwa 1 000 Mann täglich an, weil die Wege zu den Arbeitsstellen im nördlichen Grubenfeld kürzer waren. Dann stellte die Zeche wegen der Weltwirtschaftskrise die Seilfahrt ein. In den Jahren 1936 bis 1939 wurde der Schacht bis zum Niveau der geplanten 5. (786 m-) Sohle tiefergeteuft.
Ab 1948 diente er wieder der Seilfahrt sowie dem Materialtransport und der Bergeförderung, weil das Unternehmen damit begann, von hier aus die 5. Sohle aufzufahren. Für die bei den Arbeiten anfallenden Streckenberge entstand auf dem Platz eine Halde.
Im Jahre 1950 bekam der Schacht einen Grubenlüfter mit einer Leistung von 12 000 m³/min. Zwischen 1960 und 1993 saugte ein neuer Lüfter 18 000 m³/min aus der Grube und gab sie über einen Beton-Diffusor mit Schalldämpfer ab.
Nach dem Umbau des Schachtes Osterfeld I zum Hauptförderschacht der Zeche sowie Zentralisierung der Materialwirtschaft und des Holzplatzes im Tagesbetrieb der Betriebsabteilung Sterkrade, konnten die Aktivitäten am Schacht Osterfeld 4 Ende 1959 eingestellt werden. Seitdem war er bis zur Stillegung nur noch Abwetterschacht für das Bergwerk Osterfeld.
Im Jahre 1968 wurde die Fördermaschine demontiert und nach einer Generalüberholung und Beistellung eines zweiten Umformers am Nordschacht wieder in Betrieb genommen. Der Schacht 4 bekam zunächst eine „Kleine Seilfahrtsanlage“ mit einem Blindschachthaspel, später dann nur noch eine Befahrungsanlage, für die der kleine Trommelhaspel ausreichte, der heute noch zu sehen ist.
Im Oktober 1993 ließ das Bergwerk Lohberg / Osterfeld den 816 m tiefen Schacht voll mit Beton verfüllen, weil er nach der Stillegung des Förderstandorts Osterfeld nicht mehr benötigt wurde.
Noch im selben Jahr stellte die Untere Denkmalbehörde den Förderturm vorläufig unter malsschutz. Die Kreisgruppe Niederrhein des Bundes Deutscher Architekten ( BDA ) und die Historische Gesellschaft Oberhausen schrieben einen Wettbewerb für Studenten der Architektur an der Fachhochschule Dortmund aus. Die angehenden Baumeister sollten Vorschläge ausarbeiten, wie die Gebäude genutzt und dadurch als Industriedenkmal erhalten werden können. Die vorgelegten Arbeiten wurden nach der Bewertung durch eine Fachjury zwischen dem 24. August und dem 16. September 1994 in der Hauptstelle der Stadtsparkasse Oberhausen ausgestellt.
Warum ausgerechnet der Umbau zu einem Krematorium den 1. Preis erhielt, kann der Chronist bei Vorschlägen wie z.B. „Wohnen und arbeiten im Park“, „Künstlerpark“, „Jugendgästehaus“ oder „Theaterfachschule mit angegliedertem Theater“ nur schwer nachvollziehen.
Der Löbbe-Hobel
Die Arbeitsweise der neuartigen Gewinnungsanlage wurde in der Jubiläumsdruckschrift des Herstellers Eisenhütte Westfalia Lünen aus dem Jahre 1951 wie folgt beschrieben:
So hat vor allen Dingen der bisher übliche Hobelantrieb eine entscheidende Änderung erfahren: der Antrieb des Hobels ist mit dem des Panzerförderers verbunden worden. Die unförmige Umlenkstation mit Zug- und Wickelhaspel fiel dadurch fort. Die Zugkraft für den Hobel liefern also die am oberen und unteren Ende befindlichen Motoren des Panzerförderers, die entsprechend stark bemessen sein müssen. Diese nicht einfache Doppelaufgabe des Antriebs ist folgendermaßen gelöst:
Die am Hauptantrieb und am Hilfsantrieb befindlichen Motoren treiben wie beim Panzerförderer über eine Voith – Turbo – Kupplung mit selbsttätiger Füllungsverzögerung die Kettenräder über ein Getriebe an und setzen das Doppelkettenband des Panzerförderers in Umlauf. Die Getriebewelle ist mit einem Kettenritzel versehen, das über eine Rollenkette mit dem auf der Hobelachse sitzenden Gehäuse einer Lamellenschaltkupplung verbunden ist. Die Zähnezahl des am Gehäuse sitzenden Kettenrades ist dabei so gewählt, daß sich eine Untersetzung von 2:1 ergibt ( Anmerkung: die Kettengeschwindigkeit im Panzerförderer lag bei 0,72 m/s, der Hobel lief entsprechend mit 0,36 m/s ). Die Hobelantriebswelle treibt auf der Kohlenstoßseite das über eine Scherbolzenkupplung angeschlossene Hobelkettentriebrad. Der Hobel wird, unabhängig von der Bewegungsrichtung des Kettenbandes im Panzerförderer, durch Einschalten der oberen oder der unteren Lamellenkupplung abwärts oder aufwärts bewegt.
Diese Schilderung wird indessen erst ganz verständlich, wenn hinzugefügt wird, daß das Zugmittel für den Hobel aus einer endlosen Kette besteht. ( Anmerkung: es handelte sich um eine Rundstahlkette mit 22 mm Nenndicke und 60 t Bruchlast ). Die Kette ist mit ihren Enden an beiden Seiten des Kohlenhobels befestigt, läuft von ihm zu den beiden am oberen und unteren Antrieb befindlichen Kettensternen und zwischen den Kettensternen durch ein am Panzerförderer befestigtes Rohr zurück
Für das Nachrücken des Förderers hat sich die Eisenhütte Westfalia zu einem besonderen Verfahren entschlossen, das elastisch ist und die Gefahr einer Festklemmung des Hobels zwischen Förderer und Kohlenstoß vermeidet. Außerdem kann der Hobel dort, wo die Kohle besonders hart ist, den Förderer elastisch zurückdrücken, so daß sich seine Schnittbreite etwas verringert.
Dieses Verfahren besteht in der Anwendung von Preßluftzylindern, die in Abständen von 6 bis 9 m am Panzerförderer angebracht sind und ständig einen Druck von 1300 bis 1600 kg in Richtung auf den Kohlenstoß ausüben. Die Kolbenstangen dieser Zylinder stützen sich gegen Stempel ab und können bis auf 80 cm ausgefahren werden. Die Ausbaumannschaft braucht sie also je nach Schnittbreite nur nach jeder fünften bis zehnten Hobelfahrt zu bedienen, d.h. wieder an den Förderer heranzurücken
Für den technisch interessierten Leser sollen nun noch einige Details der damals hochmodernen betriebe mit Löbbe – Hobeln, die Strebleistungen um 10 t/MS erreichten, erläutert werden.
Konstrukteur war Wilhelm Löbbe, der bei der Eisenhütte Westfalia Lünen das Konstruktionsbüro für Bergwerksmaschinen leitete. Er stellte den Betreibern ein Gerät zur Verfügung, das nach Überwindung der üblichen Kinderkrankheiten fast keine Wünsche offen ließ. Die beschriebene Anlage erforderte bei 200 m Streblänge 4 Elektromotoren mit je 40 kW, von denen je zwei am Hauptantrieb in der Bandstrecke und am Hilfsantrieb in der Kopfstrecke arbeiteten.
Aus Kostengründen, aber auch um Steuerungsprobleme zu vermeiden, versorgte man üblicherweise nur die Bandstrecke mit elektrischer Energie und führte die Motorleitungen sowie die Leitung für das Steuerventil am Hilfsantrieb am Förderer entlang durch den Streb. Die in der Firmenschrift beschriebenen Lamellenschaltkupplungen für den Antrieb des Gewinnungsgerätes wurden über elektrische Steuerventile mit Druckluft beaufschlagt, so daß der Hobelfahrer bei laufendem Strebförderer die Bewegungsrichtung des Hobels vom Hauptantrieb aus bestimmen konnte, indem er das entsprechende Ventil mit einem Schalter an Spannung legte. Der Hobelbegleiter gab die Befehlssignale über die elektrische Strebbeleuchtung, die fest am Panzer angebaut war und dadurch zusätzlich eine Richtungskontrolle ermöglichte.
Kraftwerk Osterfeld
- Baubeginn
1950 - Inbetriebnahme
1. August 1952 mit der 6 MW-Maschine. Bis Anfang 1953 kamen auch die 21 MW-Maschine und die 32 MW-Maschine sowie der Turbokompressor in Betrieb. - Erweiterung
August 1961 21 MW Hochdruck-Kondensations-Maschine - Stillegung
24. Februar 1977 – 9.00 Uhr Stromerzeugung eingestellt. – 12.00 Uhr „Feuer aus“
-
A. Kesselhaus
3 Steilrohr-Wanderrost-Kessel mit Staubzusatzfeuerung 100 t/h Dampf je Kessel bei 80 bar und 500º C 1 Steilrohr-Schmelzkammer-Kessel 125 t/h Dampf bei 80 bar und 500º C
5 Speisewasserpumpen 145 t/h Wasser je Pumpe davon 3 mit 750 kW Elektroantrieb 6 kV 2 mit 1000 PS Dampfantrieb 16 bar B. Maschinenhaus
Generator 1 21 MW 6 000 V Vorschaltturbine 80 bar Generator 2 6 MW 6 000 V Vorschaltturbine 80 bar Generator 3 32 MW 10 000 V Kondensationsturbine 16 bar ND-Kompressor 75 000 Nm³/h bei 6 bar Kondensationsturbine 16 bar 3 Kühltürme 2x 6 000 t/h und 1x 10 000 t/h Wasser
Maschinen-Umspanner 1 30 MVA,6/25 kV Maschinen-Umspanner 2 10 MVA,6/25 kV Maschinen-Umspanner 3 40 MVA,10/25 kV
C. Wasseraufbereitung
- 5 x Rohwasserpumpen
- 1 x Pufferbehälter
- 3 x Kiesfilter
- 3 x Koksfilter
- 4 x Kationen-Austauscher
- 4 x Anionen-Austauscher
- 2 x Mischbettfilter
- 3 x Kondensatpumpen
- 3 x Niederdruck-Vorwärmer
- 4 Speisewasser-Entgasungsbehälter
Das in den Ionen-Austauschern vollentsalzte Speisewasser (etwa 20%) wurde mit dem Kondensat (etwa 80%) gemischt und über die Niederdruck-Vorwärmer den Speisewasser-Entgasungsbehältern zugeführt. Die Speisepumpen drückten das Wasser von hier aus durch die Hochdruck-Vorwärmer in die Kessel.
Das Kraftwerk arbeitete mit drei Dampfspannungsebenen:
- Kesseldruck und Druck an den Vorschaltturbinen 80 bar
- Druck hinter den Vorschaltturbinen 16 bar
- Anzapfdampf Turbine 3 für HD-Vorwärmer 4 bar
- Anzapfdampf Turbine 3 für ND-Vorwärmer 0,2 bar
Es standen bei Bedarf Reduzierstationen 80/16 bar, 16/4 bar und 16/0,2 bar zur Verfügung.
Der in den Vorschaltturbinen auf 16 bar entspannte Dampf speiste die Kondensationsturbinen, die Kesselspeisepumpen, die Fördermaschinen und die sonstigen Dampfverbraucher auf der Zeche oder der Kokerei.
Der Kamin war 125 m hoch.
Der Kessel 4 hatte ein Elektrofilter, die Rauchgase der anderen Kessel wurden mechanisch gereinigt.
Kennzahlen für einen normalen Arbeitstag
(Beispiel: 4. Mai 1960):
- Speisewassereinsatz 6950 t/d
- davon aus der Wasseraufbereitung 1600 t/d
- Dampferzeugung 6570 t/d
- Stromerzeugung 1 226 000 kWh/d
- Dampfverbrauch in der Vorschaltturbine 10,8 kg/kWh
- Dampfverbrauch in der Kondensationsturbine 5,8 kg/kWh
- Dampflieferung an die Zeche 385 t/d
- Dampflieferung an die Kokerei 620 t/d
- Drucklufterzeugung 1 650 000 Nm³/d
- eingesetzte Brennstoffe 550 t/d
- davon Mittelgut 350 t/d
- Koksgrus 150 t/d
- Staubkohle 50 t/d
- Brennstoffverbrauch 0,45 kg/kWh
- Eigenbedarf 9,68 %
Anmerkung: Der Dampfverbrauch der Zeche ist so gering, weil der Hauptförderschacht Osterfeld 1 seit
Mai 1959 mit einer elektrischen Turmfördermaschine ausgerüstet ist. Dampfmaschinen
arbeiten noch an den Schächten Osterfeld 2 und Osterfeld 3.
Der Nordschacht des Bergwerks Osterfeld
Um die beim Abbau des Feldes Hugo Haniel auftretenden Bewetterungsprobleme zu lösen, war der Bau eines Frischwetterschachtes für 25 000 bis 30 000 m³/min im äußersten Norden des Feldes erforderlich. Für diese Wettermenge brauchte der Schacht mit Rücksicht auf die zulässige Wettergeschwindigkeit (6 m/s) einen Mindestdurchmesser von 7,3 m.
In Sterkrade-Nord besaß die Gesellschaft ein Grundstück, welches sich für den Bau einer Außenanlage mit Wetterschacht eignete.
Die vorbereitenden Arbeiten für das Abteufen des Nordschachtes – so sollte der neue Schacht heißen – begannen im März 1962 mit einer Kernbohrung. Die dabei angetroffenen nicht standfesten und wasserführenden Gebirgsschichten führten zu der Entscheidung, den Schacht bis 320 m Teufe im Gefrierverfahren niederzubringen.
Weil man nicht durch einen herkömmlichen Schachtsicherheitspfeiler große Kohlenmengen verlieren wollte, planten die Verantwortlichen einen schachtnahen Abbau, der aber den Schachtausbau sehr belastet. Deshalb konstruierten die Fachleute der GHH STERKRADE für den Gefrierteil des Schachtes einen doppelten, geschweißten Stahlblechzylinder nach dem Prinzip des Gleitausbaus. In die Teufe wachsende Blechstärken – im Außenmantel zwischen 10 mm und 30 mm, im Innenmantel zwischen 12,5 mm und 37,5 mm – brachten die nötige Sicherheit. Im standfesten Gebirge hielten die Experten einen armierten Betonausbau für ausreichend.
Für den geplanten Ausbau benötigte der Schacht beim Teufen einen Ausbruch von 9,5 m Durchmesser. Der Frostmantel sollte mindestens 5 m dick sein, deshalb brachten die Fachleute der Schachtbaufirma Haniel & Lueg (H&L) ab Mai 1962 auf einem Kreis mit 14 m Ø um den Schachtmittelpunkt 30 Bohrlöcher in einem Abstand von 1,47 m nieder.
Gleichzeitig wurden die Kälteanlage, die Maschinen für die Betonherstellung und das Teufgerüst montiert. Im Dezember 1962 nahm die Kälteanlage den Betrieb auf. Im April 1963 stand der Frostkörper so weit, daß die Schachthauer nach dem 1. Spatenstich von Bergassessor a.D. Klaus Haniel mit den Teufarbeiten beginnen konnten. Auf der Sohle durften sie das Gestein nur mit dem Abbauhammer lösen, trotzdem erreichten sie eine beachtliche Teufleistung, nämlich 2 m/d.
Im Gefrierschachtteil sicherten sie das Gebirge bis zu einer festen Ton-Mergelschicht in 320 m Teufe vorläufig mit einer mindestens 33 cm starken Betonschicht. Hier baute die Mannschaft das Fundament für den Doppelstahlzylinder.
Zwischenzeitlich lieferte die HOAG 2700 t Bleche aus dem Feinkornstahl 50 FK an die GHH. Jedes einzelne Blech durchlief eine strenge Qualitätskontrolle. Durch Hobeln der Längskanten brachte man in den Werkstätten der GHH die Bleche auf genaues Maß. Anschließend wurden sie kalt gebogen. Auf die Außenfläche der Innenmantelbleche schweißte ein Automat sogenannte Bügelanker, die den Verbund mit dem Beton sichern. Zusammengehörende „Blechpaare“, also Innen- und Außenmantel, kontrollierte man auf maßliche Genauigkeit.
Die Werkszeitschrift der GHH Echo der Arbeit berichtete in der Ausgabe 6/1964:
Ein Tieflader beförderte die Stahlblechsegmente in der Reihenfolge ihres Einbaus zum Nordschacht. Hier wurden sie sandgestrahlt und mit einem Vierfach- Korrosionsschutzanstrich versehen, wovon zwei übertage und zwei untertage aufgebracht wurden. Jeder der insgesamt 89 Stahlringe bestand aus drei Segmenten, die auf einer Schiebebühne über dem Schacht zusammengeschweißt wurden. Erstmalig wandte man zur Herstellung der Stehnähte ein vollautomatisches Elektro-Gas-Schweißverfahren an.
Am 1. April 1964 wurde der erste Stahlring auf das Fundament abgesetzt. Mit Hilfe einer siebenetagigen Bühne wurden die einzelnen Ringe miteinander verschweißt. Durch Ultraschallprüfungen wurden die Schweißnähte laufend überwacht. Der äußere Stahlmantel eilte dem inneren Stahlmantel immer um 5,80 m voraus, so daß gleichzeitig die Ringe beider Stahlmäntel verschweißt werden konnten. Auch für die Schweißarbeiten untertage hat die GHH ein besonderes Verfahren entwickelt, mit dem die Wurzellagen halbautomatisch und die Füll- und Decklagen vollautomatisch verschweißt werden.
Jeder Ring hatte eine Höhe von 3,60 m. Sobald zwei Ringe komplett verbunden waren, füllten die Schachthauer den 60 cm breiten Ringraum mit Beton. Die Gleitfuge zwischen dem äußeren Zylinder und dem vorläufigen Betonausbau gossen sie mit Asphalt aus. Die Stahlsäule im Nordschacht wuchs pro Arbeitstag um 3,30 m, und erreichte nach vier Monaten die Tagesoberfläche.
Anschließend nahm die Teufmannschaft die Arbeit wieder auf. Der neue Grubenbau gewann zügig an Tiefe. Im Januar 1965 traf er bei 446 m unter der Rasenhängebank auf das Karbon und drang ein Jahr später, im Februar 1966, bis zum Niveau der 5. Sohle in 766 m Tiefe vor. Damit stand er dem Bergwerk Osterfeld als Frischwetterschacht zur Verfügung.
Ohne Zwischenfälle erreichte der Nordschacht im Januar 1967 seine vorläufige Endteufe von 1 020 m.
1971 plante die RAG wegen des anhaltenden Absatzmangels, die Förderung auf die ertragsstärksten Anlagen zu konzentrieren und die Fördermöglichkeiten durch Zechenstillegungen um 14 Mill. t/a zu verringern. In diesem Zusammenhang wurde die Schließung der Schachtanlage Jacobi zum 31. März 1974 festgeschrieben. Das Bergwerk Osterfeld sollte den größten Teil der Jacobi-Belegschaft übernehmen und möglichst geschlossen im Nordfeld einsetzen. Der Nordschacht brauchte also eine Seilfahrtanlage.
Die Bauarbeiten begannen unverzüglich.
Dem Architekten gelang es, die benötigten Gebäude für die Kauen, Lampenstube und Büros möglichst harmonisch in die ländliche Umgebung einzupassen. Sie dienten später als Vorbild beim Bau weiterer Außenanlagen.
Die elektrische Fördermaschine wurde vom Schacht Osterfeld IV hierher umgesetzt.
Am 1. April 1974 ging die Seilfahrtanlage wie geplant zur 5. Sohle in Betrieb, und rund 800 Alt-Jacobianer konnten ihre neuen Arbeitsplätze schnell erreichen. Nur gelegentlich diente der Schacht dem Materialtransport, wenn sperrige Maschinenteile für schachtnahe Betriebe in die Grube gebracht werden mußten.
Inzwischen liefen die Gesteinsarbeiten auf der 6. Sohle mit dem Ziel weiter, den Nordschacht auch in dieser Ebene mit dem Streckennetz zu verbinden. Am 1. Dezember 1975 erfolgte in der Nordschacht-Richtstrecke der Durchschlag.
Im Jahre 1977 nahmen die Schachthauer von der 6. Sohle aus die Teufarbeiten im Schutze einer festen Bühne wieder auf, während über ihnen der Schachtbetrieb weiterlief. Ohne größere Probleme erreichten sie 1980 die Endteufe von 1 284,5 m.
Die 7. Sohle wurde in 1 252 m Teufe ausgesetzt. Die Werksleitung verstärkte die Kolonnen im Gesteinsstrecken-Vortrieb und erreichte so auch auf dieser Sohle in verhältnismäßig kurzer Zeit am 4. Juni 1982 die Wetterverbindung.
Um die Gesteinsstrecken in der großen Teufe standfester zu machen, versuchte man auf Osterfeld, die stählernen Ausbaubögen zu hinterfüllen und in den Abbaustrecken Begleitdämme mitzuführen. Als diese Versuche die erwarteten Erfolge zeitigten, stieg der Baustoffbedarf immer mehr an. Deshalb beschloß die Werksleitung 1982, am Nordschacht eine zentrale Baustoffversorgung zu bauen und zu betreiben. Die für eine Kapazität von 300 t/d ausgelegte, pneumatisch arbeitende Anlage beschickte die Betriebspunkte aus den über Tage stehenden Silos vollautomatisch über Rohrleitungen und Zwischenbunker. Der aufwendige Transport von Sackware erübrigte sich.
Mit der Teufe steigt aber nicht nur der Gebirgsdruck, sondern auch die Gebirgstemperatur. Deshalb vergrößerten sich die klimatischen Schwierigkeiten auf dem Bergwerk Osterfeld bis zur Inbetriebnahme der zentralen Kälteanlage am Nordschacht im Jahre 1983 stetig. Die für eine Kälteleistung von 7,5 MW ausgelegte Anlage verbesserte nach relativ kurzer Zeit die Wetterverhältnisse des Grubenbetriebes entscheidend.
Die zentrale Kälteanlage arbeitete mit zwei Wasserkreisläufen. Im Sekundärkreis floß durch innenisolierte Leitungen auf 3ºC gekühltes Wasser von der 7. Sohle zu den Betriebspunkten. Vor Ort kühlten ortsveränderliche Wärmetauscher die Wetter.
Über Rücklaufleitungen, aus denen auch das Brauchwasser entnommen wurde, strömte das auf etwa 21ºC erwärmte Wasser zur Zentralanlage zurück. Der Primärkreislauf transportierte diese Wärme nach über Tage und gab sie an eine Wärmepumpe – für die Badewasserbereitung und Gebäudeheizung – und an die Außenluft ab. Die Anlage war rechnergesteuert und energieoptimiert. Sie wurde 1995 zur 4. Sohle umgesetzt.
Um die Betriebe am Nordschacht nach der Fördereinstellung auf Osterfeld mit Material versorgen zu können, begann Ende 1990 auf der 4. Sohle in Lohberg die Auffahrung einer Verbindungsstrecke mit einer Vollschnittmaschine, die den Nordschacht 1993 in 850 m Teufe erreichte.
Am 31.12.1993 löste die Werksleitung des Bergwerks Lohberg/Osterfeld den Materialplatz auf der Zeche Sterkrade auf. Ab 1994 bekamen die noch im ehemaligen Osterfelder Grubenfeld fördernden Betriebe ihr Material über die neue Strecke zum Nordschacht geliefert.
Ende Dezember 1995 sollte das Sterkrader Grubenfeld mit dem Verfüllen des letzen noch offenen Schachtes – Sterkrade 2 – abgeworfen werden, weil das Bergwerk Lohberg/Osterfeld die Grubenbaue nicht mehr benötigte. Nacheinander gingen die Kompressoren, die Hauptwasserhaltung auf der 5. Sohle, der Grubenlüfter und schließlich kurz vor Weihnachten auch die Fördermaschine außer Betrieb.
Vorraussetzung für diese Aktion waren unter anderem drei Dämme am Nordschacht auf der 5., 6. und 7. Sohle, um das Sterkrader Feld abzuschotten. In nur zwei Monaten errichteten die Mitarbeiter einer Bergbauspezialgesellschaft je einen 2,20 m dicken Betondamm auf der 5. und 6. Sohle. Für das 9 m starke Bauwerk auf der 7. Sohle benötigten sie 250 m³ Beton, damit der „Wasserentnahmedamm“ die nötige Standfestigkeit erhielt. Hier wird das aus Sterkrade kommende Wasser bei einem bestimmten Pegelstand abgepumpt und der Lohberger Hauptwasserhaltung zugeführt.
Bedingt durch nicht vorhersehbare geologische Schwierigkeiten verringerten sich die gewinnbaren Kohlenvorräte im Osterfelder Grubenfeld beträchtlich. Als Anfang 1998 nur noch ein Betrieb in diesem Bereich förderte, gab die Werksleitung die Nordschacht-Kauen am 1. April 1998 auf. Die Belegschaft zog sich auf Lohberg um und wurde mit Bussen zum Nordschacht gefahren.
Am 31. Mai 1998 lief dieser Betrieb – die Bauhöhe 426 in Flöz Zollverein 5 – aus. Damit endete der Abbau von Steinkohle unter dem Oberhausener Stadtgebiet.
Heute (Juli 2003) sind noch die Kälteanlage, die Baustoff-Versorgungsanlage und die Pumpen auf der 7. Sohle in Betrieb. Seilfahrten finden nur für das Wartungspersonal statt. Weil der Betrieb nicht mehr rund um die Uhr belegt ist, dient der Zaun um die gesamte Anlage (einschließlich Parkplatz) nicht nur der Sicherheit, sondern er verhindert auch, daß die Gebäude mutwillig beschädigt werden.
Das Bergwerk Osterfeld
Daten Juni 1992
Förderung von 1879 bis heute | rund 180 Mill. Tonnen |
Größe des Grubenfeldes | 44,5 km² |
Anzahl der bauwürdigen Flöze | 10 davon augenblicklich in Verhieb 3 (Flöz C; Flöz Hugo; Flöz Zollverein 7/8) |
Kohlenart | Kokskohle; wegen des geringen Schwefelgehaltes auch gern als Kraftwerkskohle verwendet. |
Anzahl der Tagesschächte | 7 (Osterfeld 1/3/4; Sterkrade 1/2; Hugo Haniel; Nordschacht) |
Anzahl der Grubenlüfter | 2 (Osterfeld 4 mit 18 000 m³/min; Sterkrade mit 29 000 m³/min) |
Wetterkühlung | Zentrale Kälteanlage mit 7,5 MW Kälteleistung und einem Zweikreissystem, seit 1983 auf der 7. Sohle am Nordschacht installiert |
Länge des Hauptstreckennetzes | 80 km |
Hauptfördersohle | 7. (1250m-) Sohle |
Großbandstraßen | Seit 1975 Förderung über 8 Bänder mit einer Gesamtlänge von 11 km und 2 Föderberge (Hubhöhe 450 m) nach Osterfeld. Seit Januar 1992 Förderung aus Flöz C über eine 3850 m lange Verbindungsstrecke mit zwei Bändern zum Zentralbunker Lohberg |
Anzahl der Abbaubetriebe | 5; seit 1981 von über Tage gesteuert |
Art der Gewinnungsmaschinen | Gleithobel, Kompakthobel,Doppelwalzenlader |
Art des Strebausbaus | Schildausbau; zwei Ausrüstungen mit elektro-hydraulischer Steuerung |
Steuerung in der Gewinnung | Tst 20 (Frequenz-Multiplex), Simdas Dmi/Sti (Zeit-Multiplex ) Compex (Mikroprozessor) |
Steuerung der Großbandstraßen |
|
Baustoffversorgung | Seit 1983 zentral von über Tage am Nordschacht |
Menge für die Strecken-Hinterfüllung | zur Zeit 200 m³/d |
Gewinnungsteufe | im Mittel 1060 m |
Versorgungsspannung | 6 kV im Südfeld seit 1979 im Nordfeld 10 kV |
Installierte Leistung u.T | 42 MW |
Energieverbrauch u.T | 30 kWh/tv |
Belegschaft
- Arbeiter 2528
- Angestellte 431
- gesamt 2959
davon u.T.
- Arbeiter 2172
- Angestellte235
Verfahrene Schichten
- Arbeiter u.T 1386
- Fehlschichten 786 = 36,2 %
- davon krank 302= 13,9 %
- verletzt 22= 1,0 %
- beurlaubt 326= 15,0 %
- Freischichten 69= 3,2 %
- Sonstige 67= 3,1 %
Förderung und Leistung Juni 1992
- Tagesförderung7740 tv /d
- Leistung u.T5,58 tv /MS
Förderung und Leistung 1991
- Förderung15 Mill. tv
- Tagesförderung9158 tv /d
- Leistung u.T5,865 tv /MS
Fördereinstellung 31. August 1992
Die Verwertung des Grubengases aus stillgelegten Bergwerken
2001 wurde im Rahmen eines Demonstrationsprojektes auf dem Institutsgelände von Fraunhofer UMSICHT an der Osterfelder Straße ein Brennstoffzellen-Blockheizkraftwerk zur integrierten Strom-, Wärme-, und Kälteversorgung errichtet. Die Anlage arbeitet auf Grubengas-Basis und hat eine installierten elektrische Leistung von ca. 250 kW.
Gleichzeitig versuchte das Fraunhofer Institut auf dem OLGA-Gelände, aus dem Schacht Osterfeld 1, der beim Verfüllen verrohrt wurde, Grubengas abzusaugen. Die Pumpen förderten zwar konstant 800 m³/h bis 1 000 m³/h Gas, die CH4 – Konzentration reichte jedoch für eine technische Verwertung nicht aus.
Plastikleichen im Dom
Von Erich Huppertz
In: Tageszeitung Ruhr (taz ruhr) vom 20.07.2000
Nach ihrem großen Erfolg in Köln kommt die umstrittene Körperwelten-Ausstellung nun nach Oberhausen in den GartenDOM der ehemaligen Landesgartenschau.
Wo heute noch im Schlussverkauf Blumen, Samen und Gartengeräte verkauft werden, sollen sich ab 5. August die plastinierten Leichen des Heidelberger Anatomieprofessors Gunther von Hagens dem Publikum präsentieren. „Wir hoffen auf einen echten Knüller im spätsommerlichen Kulturprogramm“, freut sich Rainer Suhr, Sprecher des Oberhausener Oberbürgermeisters. Sein Amt hat die Organisatoren der „Körperwelten“-Ausstellung mit Werner Kley, Besitzer des GartenDOM, „verheiratet“. Dessen Gartencenter, untergebracht in der Glaskuppel auf dem ehemaligen Oberhausener Landesgartenschaugelände, lief nicht besonders. So konnte der Vertrag in kürzester Zeit über die Bühne gebracht werden. Ein Geheimnis wird allerdings aus der finanziellen Seite des Ausstellungsvertrages gemacht.
Geschäft, Störung der Totenruhe oder Aufklärung? Zwischen diesen Polen bewegte sich bei allen bisherigen Ausstellungsorten – Mannheim, Wien, Basel, Köln – die oft sehr hitzige Diskussion über „Körperwelten“. In der Bischofstadt Köln wurde deshalb jeder Besucher vor einer möglichen Verletzung seiner religiösen Gefühle gewarnt.
Dass es um Geld geht, bestreitet keiner. Kölns Wirtschaftsdezernent hatte die Ausstellung gegen den Willen der Kulturdezernentin vor allem deshalb an den Rhein geholt, um die Geschäftsleute rund um den Heumarkt für langjährige Umbaumaßnahmen und die Absperrungen während der zahlreichen Polit-Gipfel im Vorjahr zu entschädigen. Seit dem Frühjahr haben schon 900.000 Menschen die 200 Exponate gesehen. Bis zum Ausstellungsende am 31. Juli könnte die angestrebte Zahl von einer Million erreicht werden – die Imbissbudenbesitzer und Gastwirte in der umliegenden Altstadt werden dankbar sein.
Der Markt in Nordrhein-Westfalen ist noch nicht erschöpft. Deshalb die kurzfristige „Verlängerung“ in Oberhausen, wo mit 1.600 Besuchern täglich gerechnet wird. Das wären bis zum Ausstellungsende am 19. November über 1,6 Millionen. Auch der Gasometer in Oberhausen war für die „Körperwelten“ im Gespräch, schied aber aus, da er gerade mit einer Fußball-Ausstellung „bespielt“ wird.
Werner Kley, der Unternehmer aus Hamm und ehemalige Galerist für moderne Kunst war nach einem Besuch in Köln „begeistert“ von der Anatomie-Schau. Auch er erwartet Gewinn, und nicht nur aus der Vermietung: „Natürlich erhoffe ich mir dafür auch Reklame, um das Gebäude einer neuen Verwendung zuführen zu können. Für einen Fachmarkt ist es viel zu schade.“ Suhr rechnet in Oberhausen im übrigen nicht mit so heftigen Protesten, wie es sie in Köln nur im Vorfeld gegeben hat: „Zumindest die Kirche ist hier im Ruhrgebiet etwas abgeklärter.“ „Körperwelten“-Pressesprecher Stephan Rathge ergänzt: „Hier müssen wir auch nicht aus religiösen Rücksichten eine Altersbegrenzung für Kinder einführen.“
Das geht unter die Haut
Von Heidemarie Bock
In: Evangelische Zeitung - Online
Die Präsentation von Körperwelten zieht Besucherströme an
Die Ausstellung Körperwelten in Oberhausen gibt Einblicke in gesunde und kranke menschliche Körper, wie sie sonst nur Medizinern möglich sind.
Diese Ausstellung lässt niemanden kalt. Was dort gezeigt wird, geht unter die Haut. Im doppelten Sinne. Der Blick in das Körperinnere auf Organe, Muskeln, Nervenbahnen, Knochen, der Blick auf Körper ohne Haut trifft die Betrachtenden tief im Inneren. Die Ausstellung im Oberhausener Gartendom ist ein Anatomiekurs, wie er Laien bisher nicht zugänglich war. Ein bebildertes Begleitheft mit allgemein verständlichen Texten oder ein mehrsprachiger Audio-Führer geleiten die Besucher von Objekt zu Objekt. Professor Gunther von Hagens hat in Heidelberg ein Verfahren entwickelt, durch das Leichen auf Dauer haltbar werden. Er nennt es Plastination.
Was die Ausstellung zeigt, sind keine Nachbildungen von Körpern und Organen, sondern echte menschliche Körper. Sie sind geöffnet, teilweise in die Länge oder Breite auseinander gezogen, um Funktionsweisen, Organe und ihr Zusammenwirken, Muskeln oder den Bewegungsapparat deutlich zu machen. Die Ansicht von Körpern nach chirurgischen Eingriffen fehlt ebenso wenig wie in Vitrinen die Präsentation von Organen im gesunden oder kranken Zustand. Die Körper stehen aufrecht, werden sitzend, liegend oder in einer Bewegungssituation präsentiert.
Ein liegender Frauenkörper wirkt entspannt, der geöffnete Bauchraum gibt den Blick frei auf die Gebärmutter und einen Fötus. Wie mag diese Frau wohl gestorben sein, wie hat sie gelebt, was hat sie gefühlt? Ob sich Betrachtende solche Fragen stellen?
Gunther von Hagens begeht mit seiner Ausstellung bewusst einen Tabubruch. Besucherinnen und Besucher stoßen unweigerlich auf Fragen nach dem Leben und dem Tod. Der Verdrängung von Tod setzt von Hagens ästhetisch präparierte Leichen entgegen, bei denen nichts verborgen bleibt. Sein Anliegen nennt er Demokratisierung der Anatomie.
Es ist vielleicht neben anatomischem Interesse auch die Faszination des Echten, so der Untertitel der Ausstellung, die Besucherströme anlockt – in Oberhausen ebenso wie zuvor in Köln und Mannheim.
Darf man Tote so präsentieren? Sind die riesigen Besucherzahlen dafür eine Legitimation? Der Begleitband zur Ausstellung nimmt in ausführlichen Texten die öffentliche Diskussion auf. Kritisch und detailliert äußert sich darin der Badener Landesbischof Ulrich Fischer und stellt auch die Frage nach dem Personsein“ des Menschen, der in der Ausstellung als Sache Mensch“ gezeigt werde. Der Mensch sei Person mit Leib und Seele“ und ein Beziehungswesen, dessen Beziehung zu Gott mit dem Tode“ nicht ende.
Lebensmittelbeschaffung nach dem Zweiten Weltkrieg
Die Besatzungsbehörden änderten an der im Krieg eingeführten Rationierung aller Konsumgüter nichts. Das durch Bombenangriffe weitgehend zerstörte Verkehrsnetz erschwerte die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrung, Kleidung und lebensnotwendigen Gütern erheblich. Obgleich die Alliierten die Kaloriensätze für Normalverbraucher auf weniger als 1 000 Kalorien und die für Schwerstarbeiter auf unter 1 400 Kalorien pro Tag reduzierten, standen die „aufgerufenen“ – d.h. die für jeden Lebensmittelkarten-Inhaber in der Zuteilungsperiode festgesetzten – Nahrungsmittel meistens nicht in der erforderlichen Menge zur Verfügung. Die Folge davon waren enttäuschte Menschen, die seit dem Morgengrauen stundenlang in einer Schlange vor dem Geschäft gestanden hatten und trotzdem leer ausgingen, weil die Lieferung mal wieder nicht für alle eingetragenen Kunden reichte.
Der Kampf um das nackte Überleben bestimmte den Tagesablauf. Jeder versuchte irgendwie, über die Runden zu kommen. Dem Chronisten fällt beim Schreiben dieser Zeilen folgender Vierzeiler wieder ein, der damals im Ruhrgebiet in aller Munde war.
Wer sein Leben liebt, der schiebt.
Wem Ehrlichkeit im Blute rauscht, der tauscht.
Wem beide Wege sind verbaut, der klaut.
Wer sich zu allem ist zu fein, der geht ein.
Da die Menschen nicht eingehen wollten, mußten sie sich für eine der drei angeführten Möglichkeiten entscheiden.
Zum richtigen Schieber, der große „Märkte“ mit Waren versorgte, brachten es nur wenige, dafür lebten sie aber wie die sprichwörtliche Made im Speck.
Eine nicht so selten genutzte Möglichkeit, zusätzliche Lebensmittel zu beschaffen, bot der Schwarzmarkt. Das klappte aber nur, wenn die Käufer über große Reichsmarkbeträge verfügten. Denn die Händler verlangten für ihre Waren – im Vergleich mit dem durchschnittlichen Monatsverdienst eines mittleren Arbeitnehmers von 180 RM – horrende Preise.
Es kosteten im Frühjahr 1946 zum Beispiel:
- 1,5 kg Brot 60 RM
- 1 kg Butter 360 RM
- 1 kg Speck 440 RM
- 1,0 kg Mehl 44 RM
- 1 kg Zucker 120 RM
- 50 kg Kartoffeln 600 RM
- 50g Tabak 65 RM
- 1 Zigarette 6 RM
- 1 Schluck Schnaps 10 RM
Auf dem Schwarzmarkt handelten nicht selten alliierte Soldaten, die Lebensmittel und Zigaretten gegen Schreibmaschinen, Kameras und Uhren, oder gegen deutsche Orden und Ehrenzeichen eintauschten.
Eine andere Gruppe versuchte, auf abenteuerlichen Reisen bei den Bauern in der näheren und weiteren Umgebung ihre letzten Habseligkeiten gegen Kartoffeln und Speck zu verramschten. Die Erzeuger landwirtschaftlicher Produkte mußten zwar den größten Teil zu Festpreisen abliefern, trotzdem blieb ihnen soviel, daß sie mit der Not der Bevölkerung gute Geschäfte machen konnten. Böse Zungen behaupteten: „Bis auf den Perserteppich im Kuhstall fehlt denen nichts.“
Es gab aber auch Menschen im Ruhrgebiet, die weder über Bargeld noch über Tauschartikel verfügten, weil sie als Ausgebombte oder Flüchtlinge alles verloren hatten. Sie mußten täglich improvisieren, sei es durch Gelegenheitsarbeit gegen Naturalien, durch die Ausnutzung jeder kleinen Freifläche zum Gemüseanbau oder zur Erntezeit durch das Ährenlesen oder das Einsammeln übersehener Kartoffeln.
Und wer keine andere Möglichkeit mehr sah, als sich das Lebensnotwendige illegal zu beschaffen, „klaute“ nicht sondern „fringste“. Dieser Ausdruck entstand, nachdem der Kölner Erzbischof Josef Kardinal Frings in einer Predigt den Diebstahl von zum Überleben notwendigen Gütern in einer existentiellen Notlage rechtfertigte.
Zum Schluß kann eine (überzeichnete) Geschichte, die 1947 in einer Tageszeitung erschien, die oben beschriebenen Zustände weiter verdeutlichen:
Einem hungrigen Freunde wurde ein Pfund Butter für 320,- RM angeboten. Er nahm sie auf Kredit, weil er soviel Geld nicht hatte. Er wollte sie morgen bezahlen. Ein halbes Pfund bekam seine Frau. Mit dem Rest gingen wir kompensieren: In einem Tabakladen gab es für das halbe Pfund 50 Zigaretten. Zehn Stück behielten wir für uns. Mit dem Rest gingen wir in eine Kneipe. Wir rauchten eine Zigarette, und das Geschäft war perfekt: Für die 40 Zigaretten erhielten wir eine Flasche Wein und eine Flasche Schnaps. Den Wein brachten wir nach Hause. Mit dem Schnaps fuhren wir aufs Land. Bald fand sich ein Bauer, der uns für den Schnaps zwei Pfund Butter eintauschte. Am nächsten Morgen brachte mein Freund dem ersten Butterlieferanten sein Pfund zurück, weil es zu teuer war. Unsere Kompensation hatte 1/2 Pfund Butter, eine Flasche Wein, zehn Zigaretten und das Vergnügen eines steuerfreien Gewerbes eingebracht.
Das Grubenunglück auf der Zeche Osterfeld
Die Kommune im Unglücksjahr 1912
Das seit 1891 selbständige Amt Osterfeld entwickelt sich bis 1912 zu einer blühenden Gemeinde, die ihre Wirtschaftskraft vornehmlich aus dem Bergbau und der Eisenbahn schöpft. Die 28 000 Einwohner können ihre Arbeitsstellen sowie die Nachbarorte Oberhausen, Sterkrade und Bottrop bequem mit der Straßenbahn erreichen. Weiterhin gibt es im Ort Leitungsnetze für die Versorgung mit Elektrizität, Gas und Wasser, im Ortskern sogar eine Kanalisation.
Im Gemeindegebiet fördern die zur Gutehoffnungshütte (GHH) gehörenden Zechen Osterfeld und Vondern mit insgesamt 7 000 Belegschaftsmitgliedern knapp 2 Millionen Tonnen Kohle im Jahr. Beiden Anlagen ist je eine Kokerei und ein Elektrizitätswerk angegliedert.
Mit 3 Tagesschächten gehört das Bergwerk zu den größten Anlagen im Ruhrgebiet. Im Norden der Gemeinde läßt die Gutehoffnungshütte im Ortsteil Klosterhardt die Jacobischächte und den Schacht Osterfeld 4 teufen.
Der große Sammel- und Rangierbahnhof – ein wichtiger und bekannter Knotenpunkt im Güterverkehr – bietet neben den Personenbahnhöfen Osterfeld Süd und Osterfeld Nord 1800 Menschen Arbeit und Brot.
In der Gemeinde herrscht aber auch ein reges Vereinsleben. Viele Bürger suchen und finden in Gesangvereinen, Sportvereinen, Knappenvereinen, Arbeitervereinen, Beamtenvereinen und in einer Laienspielgruppe einen sinnvollen Ausgleich zu ihrer harten Arbeit. Natürlich gibt es bei dieser Vereinsvielfalt auch genug Gelegenheiten, zünftig zu feiern.
Am 30. Juni 1912 zum Beispiel begeht der Katholische Arbeiterverein sein 50. Stiftungsfest mit einem großen Umzug durch den fahnengeschmückten Ort. Aus der näheren und weiteren Umgebung kommen Abordnungen der befreundeten Vereine und geben der Veranstaltung einen würdigen Rahmen.
Nur drei Tage später lösen lähmendes Entsetzen und große Trauer Freude und Festtagsstimmung ab.
Die Schlagwetterexplosion
Denn am 3. Juli 1912 ereignet sich gegen 13 Uhr im Grubenbetrieb der Zeche Osterfeld auf der 4. (585 m -) Sohle bei Sprengarbeiten in einem Aufbruch – also in einem Blindschacht, der von unten nach oben hergestellt wird – eine Schlagwetterexplosion, die 16 Todesopfer fordert. Zwei Bergleute, darunter der zuständige Steiger, erleiden lebensgefährliche Verbrennungen, fünf werden glücklicherweise leichter verletzt. Elf weitere Belegschaftsmitglieder, die in der Nähe arbeiten, bringen sich unversehrt in Sicherheit.
Bis zum Abend kann die Grubenwehr alle Verunglückten bergen. Wegen der schweren Verbrennungen ist es sehr schwierig, die Todesopfer zu identifizieren. Die Verletzten werden in das St. Marien-Hospital Osterfeld eingeliefert.
Der General-Anzeiger berichtet am nächsten Tag über das Unglück und schreibt unter anderem:
Vor dem Eingang der Zeche an der Zechenstraße sammelte sich sofort eine große Menschenmasse, die sich außerordentlich ruhig verhielt und durch berittene Gendarmen zurückgehalten wurde. Auf dem Zechenplatze selber patrouillierten Osterfelder Polizeibeamte. Fast nichts deutete hier auf die schreckliche Katastrophe, die sich soeben abgespielt hatte, nur mehrere Automobile und verschieden Kutschen, die auf dem Platz hielten, ließen ein besonderes Ereignis vermuten.
Die Getöteten sind:
-
- Wilhelm Busch, Osterfeld, Bergstraße 80
- Adolf Kuczera, Sterkrade, Kasernenstraße 48 (Anm.: heute Kellenbergstr.)
- Josef Benetek, Sterkrade, Jacobistraße 1 (Anm.: heute Tonderner Straße)
- Franz Steinke, Osterfeld, Rothebuschstraße 47 B
- Albert Stärkert, Osterfeld, Greenstraße 36
- Karl Kahlke, Osterfeld, Aktienstraße 6
- Bartholomäus Ignaczak, Osterfeld, Ripsdörnestraße 2
- Michel Bernadowski, Osterfeld, Breitestraße 9 (Anm.: heute Teutoburger Straße)
- Wenzel Kosmyder, Osterfeld, Provinzialstraße 18 (Anm.: heute Sterkrader Straße)
- Franz Wujczak, Osterfeld, Hochstraße 141
- Heinrich Scholten, Oberhausen, Ludwigstraße 10
- August Hasenbein, Sterkrade, Kaiserstraße 172 (Anm.: heute Beethovenstr.)
- Anton Pirc, Osterfeld, Hügelstraße 2
- Johann Perder, Osterfeld, Egelbuschstraße 3 (Anm.: heute Harkortstraße)
- Stanislaus Adamczak, Osterfeld, Rothebuschstraße 6
- Wilhelm Kron, Osterfeld, Westerholtstraße 28
Schwer verletzt wurden
-
- der Steiger [Friedrich] Schäfer
- Bergmann August Wandkowski.
Leicht verletzt wurden die Bergleute:
-
- Wilhelm Fehlhaber,
- Wenzel Hlavaty,
- Eduard Wohlgemut
- Wilhelm Witjes
In seinem Untersuchungsbericht führt der Leiter des Bergreviers Oberhausen, Bergrat Koepe, als siebten Verletzten den Bergmann Hagenbruch auf.
Am 5. Juli gibt die GHH folgende Pressemitteilung heraus, die mit dem später in der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preußischen Staate (Band 60) veröffentlichen Ergebnis der bergbehördlichen Untersuchung im wesentlichen übereinstimmt. Der General-Anzeiger schreibt in seiner Ausgabe vom 6. Juli:
Der zum Schießen berechtigte Ortsälteste war in der gestrigen Frühschicht nicht zugegen. (Anm.: Er hatte am Vortag im Anschluß an seine Schicht eine Überschicht verfahren.) Von den beiden anderen in dem betreffenden Aufbruch beschäftigten Gesteinshauern war keiner zum Schießen berechtigt. Es ist deshalb der Schießmeister aus einer anderen Abteilung zum Abtun der Schüsse in den betreffenden Aufbruch gerufen worden. Aus den Ausgabebüchern für Sprengstoff ist zu ersehen, daß der Schießmeister noch Ende der Schicht Dynamit für diesen Aufbruch entnommen hat. Es waren in dem Aufbruch fünf Bohrlöcher angesetzt, die zunächst durch das Gestein, dann durch das 40 Ctm. mächtige Flöz Mathias 2 gingen und 50 Ctm. in das Hangende weitergetrieben worden waren. Die Schüsse sind von dem Schießmeister mit Zeitzündern abgetan, als Sprengstoff ist Dynamit, nicht Sicherheitssprengstoff verwandt worden. Das Unglück kann nur durch die Schuld des Schießmeisters oder der an der Schießstelle beschäftigten zwei Bergleute entstanden sein. Da das Kohlenflöz durchbohrt war, so durfte nach den bergbaulichen Vorschriften nicht mit Dynamit geschossen werden. Entweder haben die Bergleute dem Schießmann nicht mitgeteilt, daß das Kohlenflöz bereits durchbohrt war, oder der Schießmann hat trotzdem Dynamit verwandt. Kohlenstaub hat bei der Explosion nicht mitgewirkt.
Vor 90 Jahren verstand offensichtlich jedermann im Ruhrgebiet die bergmännischen Fachausdrücke, sonst könnte eine Tageszeitung die obige Mitteilung nicht kommentarlos abdrucken. Heute hält der Chronist folgende Erklärungen für erforderlich:
- schießen – sprengen
- Aufbruch – Blindschacht, der von unten nach oben hergestellt wird
- Blindschacht – nicht zutage führender Schacht
- Schießmeister – ausgebildeter Bergmann mit Sprengberechtigung
- Schießmann – Schießmeister
- Schuß – Sprengladung
- Schuß abtun – Sprengladung zünden
- Zeitzünder – elektrisch ausgelöster Sprengzünder mit Zeitstaffelung
- mächtig – dick
- Flöz – Kohleschicht im Gestein
- Mathias 2 – Name eines Fettkohlenflözes
- Hangendes – obere Begrenzung des Flözes
- Sicherheitssprengstoff – bietet bei sachgemäßer Anwendung Schutz gegen die Zündung von Schlagwettern, das sind zündfähige Gemische aus Grubengas (CH4) und Luft.
Die Unfalluntersuchung
Die Vertreter der Bergbehörde sind bei der Untersuchung des Unfallhergangs weitgehend auf Indizien angewiesen, weil sowohl die beiden Hauer im Aufbruch als auch der Schießmann tödlich verunglückten.
Zweifelsfrei läßt sich anhand der Aufzeichnungen in der Sprengstoffkammer nachweisen, daß der Schießmann etwa in der Mitte der Unfallschicht 60 Patronen Dynamit empfängt. Nach der Explosion findet man in seinem Sprengstoffbehälter („Schießkasten“) neben Moment- und Zeitzündern nur noch 20 Patronen dieses Sprengstoffs. Weiterhin hatte der Schießmann in sein Schießbuch, in dem er pflichtgemäß nach der Sprengung Menge und Art des am jeweiligen Betriebspunkt verwendeten Sprengstoffs dokumentieren muß, keinen Dynamitverbrauch eingetragen. Deshalb gilt es als erwiesen, daß die Bohrlöcher im Aufbruch mit 40 Patronen Dynamit geladen und zeitlich verzögert elektrisch gezündet werden. Nach den ersten Detonationen strömt aus dem – in dieser Teufe noch nicht vermuteten – Flöz Mathias 2 Grubengas aus, das bei der folgenden Zündung ebenfalls explodiert.
Bergrat Koepe bemerkt: Eigenartig ist das plötzliche Austreten großer Schlagwettermengen aus dem schmalen Flözchen Mathias 2, für das eine völlig einwandfreie Erklärung wohl kaum zu finden ist
Zur Schuldfrage führt der Leiter des Bergreviers Oberhausen aus:
Reviersteiger Schäfer hatte vor etwa 3 Jahren in seiner Steigerabteilung etwa 250 m nordöstlich des Aufbruchs einen anderen Aufbruch von Flöz Mathilde aus hochbrechen lassen, in dem das Flöz Mathias 2 etwa 20 m über Flöz Mathilde angetroffen worden war Aus diesem Grunde hatte er keine Bedenken, in dem bei seiner letzten Befahrung (Anm.: am Unglückstag um 4 Uhr morgens) rd. 14 m hohen Aufbruch – 12,3 bis 12,4 m über Flöz Mathilde – noch mit Dynamit schießen zu lassen, weshalb er auch am Unfallmorgen dem Schießmeister Hasenbein einen Lieferschein für Dynamit ausgestellt hat. Hingegen kann es den beiden Aufbruchshauern Benetek und Busch beim Bohren unmöglich entgangen sein, daß von ihnen auf der Unfallschicht ein Flöz durchbohrt war: sie mußten dies unbedingt an dem leichteren Arbeiten der von ihnen bedienten Bohrhämmer und an der Beschaffenheit des aus den Bohrlöchern rieselnden Bohrmehls merken. Es wäre deshalb ihre Pflicht gewesen, den Schießmeister Hasenbein vor dem Laden der Schüsse von dem Durchbohren eines Flözes in Kenntnis zu setzen. Ob sie dies getan haben, hat sich nicht mehr feststellen lassen: folgende Erwägungen lassen es zweifelhaft erscheinen. Zunächst haben es die beiden Hauer unterlassen, dem Steiger Schäfer, als er sie um 9 Uhr morgens vom unteren Aufbruchsanschlag aus anrief und sich nach dem Stand der Arbeiten erkundigte, Meldung von Anbohren des Flözes zu machen, obschon ihnen ein solches Anbohren um diese Zeit sicher schon bekannt sein mußte. Nach der großen Tiefe der Bohrlöcher (bis zu 2 m) zu urteilen, dürften die Hauer ein Interesse daran gehabt haben, daß mit Dynamit geschossen wurde. Im allgemeinen hatten die Bohrlöcher im Aufbruch nur eine Tiefe bis zu 1,5 m. Die bedeutende Vorgabe der Schüsse, durch die die beiden Hauer einen ungewöhnlich großen Abschlag (Anm.: Abschlag = durch die Sprengung gelöster Teil des Gebirges) von etwa 2 m zu erzielen hofften, erforderte die Verwendung möglichst sprengkräftiger Ladungen; die Verwendung des weit schwächer als Dynamit wirkenden Sicherheitssprengstoffes Fördit konnte deshalb für die Erreichung des erhofften Erfolges nicht in Frage kommen. Aus diesem Grunde werden die beiden Aufbruchshauer dem Schießmeister Hasenbein das Anbohren eines Flözes wahrscheinlich mit Absicht verschwiegen haben
Die Bergbehörde stellt also als Ursache für die Explosion einen Verstoß der beiden Hauer im Aufbruch gegen die Bergpolizeiverordnung fest. Dieses Fehlverhalten führt aber nur zur Katastrophe, weil zwei unglückliche Umstände gleichzeitig hinzukommen: der fehlende Ortsälteste und der in den letzten Tagen stark überlastete Steiger.
Denn eines steht wohl außer Zweifel, der sprengberechtigte Ortsälteste wäre beim Bohren der Sprenglöcher dabei gewesen und hätte dann wegen der anstehenden Kohle den Vorschriften entsprechend Sicherheitssprengstoff verwendet.
Und was ist mit dem zuständigen Steiger?
In dem Bericht kommt eine Überlastung nicht zur Sprache, obgleich diese bei der Unfalluntersuchung festgestellt wird.
Nach Trischler: Steiger im deutschen Bergbau (Seite 103) ermittelt der Revierbeamte für Steiger Schäfer folgende Dienstzeiten:
Am Sonntag, dem 30. Juni, arbeitet er 8 Stunden am Schichtenzettel. Am folgenden Montag (1. Juli) ist er von 5.30 bis 15.30 Uhr auf der Schachtanlage. Nach dem Mittagessen schläft er von 17.00 bis 21.00 Uhr. Anschließend geht er wieder zur Zeche, um von 21.30 bis 1.30 Uhr am Schichtenzettel zu arbeiten.
Am Dienstag (2. Juli) beginnt sein Dienst um 5.30 Uhr und endet nach 8 Stunden in der Grube um 14.00 Uhr. Es schließt sich eine Stunde Tätigkeit im Steigerzimmer an. Um 15.00 Uhr hatte die Betriebsleitung wegen der schlechten Förderung zu einer Konferenz geladen. Es wird beschlossen, daß acht Reviersteiger, darunter auch Schäfer, abends wieder anfahren, um die Minderförderung auszugleichen. Nach der Sitzung erledigt er noch die notwendigsten schriftlichen Arbeiten, geht nach Hause und schläft von 18.00 bis 21.00 Uhr. Um 22.00 Uhr fährt er mit seinen Leuten an. Die Schlagwetterexplosion ereignet sich am 3. Juli gegen 13 Uhr.
Friedrich Schäfer war also von Montag morgen bis zum Unglück am Mittwoch 41 Stunden dienstlich beschäftigt, 5 Stunden benötigte er für die Wege von und zur Zeche sowie für das Essen, für den Schlaf blieben weniger als 11 Stunden.
Wenn man diese enorme Belastung berücksichtigt, stellt sich heute die Frage, ob ein ausgeruhter Steiger Schäfer die Explosion hätte verhindern können. Bei seinem Pflichtbewußtsein wäre er mit Sicherheit bei der Befahrung um 9.00 Uhr die 14 m im Aufbruch nach oben geklettert, um die Arbeit seiner Leute abzunehmen. Dann wäre ihm möglicherweise auch das Kohlenklein unter den
schon gesetzten Bohrlöchern aufgefallen. Tatsächlich sprach er am Unglückstag nur fernmündlich mit den Aufbruchshauern, weil er sich den Betriebspunkt 5 Stunden vorher auf der Nachtschicht gründlich angesehen hatte. Damit genügte er den geltendenden Vorschriften.
Am Montag, dem 8. Juli 1912, berichtete der General-Anzeiger ausführlich über die beeindruckende Trauerfeier auf der Zeche und die anschließende Beisetzung von 14 Todesopfern. Auf Wunsch der Angehörigen waren zwei Verunglückte, Adolf Kuczera und Heinrich Scholten, schon am Samstag in Sterkrade bzw. in Styrum begraben worden.
Gestern flatterten im Ort eine große Menge Fahnen im Winde, aber sie standen „halbmast“ und trugen Trauerbänder. Sämtliche Gaslaternen brannten und waren dicht mit Trauerflor umkleidet, und in den Straßen bewegte sich eine gewaltige Menschenmenge ruhig und ernst – galt es doch, die Opfer der furchtbaren Katastrophe auf der Zeche Osterfeld zur letzten Ruhe zu geleiten. Ein sonnenklarer, warmer Sommersonntag war es, an dem man sie zu Grabe trug. Schon von 9 Uhr an kamen von allen Seiten die Vereine mit ihren Fahnen und die Bergleute angezogen, und je näher man zur Zeche kam, umso dichter wurden die Menschenmassen. Vierzehn Leichenwagen, zum Teil aus der Umgegend, fuhren zur Zeche, auf deren Anlagen schwarze Fahnen halbmast zu sehen waren, wie denn die Gutehoffnungshütte auf ihren sämtlichen Betrieben halbmast geflaggt hatte. Auf dem Zechenplatz, wo die Trauerfeier abgehalten wurde, standen tausende von Menschen: die Kapelle der Gutehoffnungshütte war ebenso wie eine große Zahl von bergmännischen Abordnungen in Galatracht erschienen. Vor einer provisorisch errichteten schwarzen Kanzel hatten auf langen Stuhlreihen die Witwen, Kinder und Anverwandten der Verstorbenen Platz genommen, zwischen ihnen waren Mitglieder der Sanitätskolonne verteilt, um jeden Augenblick helfend beizuspringen. Tiefes Schweigen herrschte, nur unterbrochen von dem Schluchzen der Hinterbliebenen. Es fanden sich mit Herr Kommerzienrat Reusch, dem Generaldirektor der Hütte, die Direktoren und Oberbeamten ein, ferner Mitglieder des Aufsichtsrats der Hütte, der Geh. Oberbergrat Pöppinghaus vom Dortmunder Oberbergamt, der Landwehrinspektor aus Dortmund und die Vertreter der Gemeinde
Es folgt die wörtliche Wiedergabe der Ansprache, die Pastor Strumann von St. Pankratius vor den Trauernden hielt. Der Bericht erwähnt noch kurz die Leichenrede von Pfarrer Middendorf und endet mit folgendem Absatz:
Nach einem weiteren Choral ordneten sich die Leichenzüge zum kathol. und zum evangel. Friedhof. Jeden Zug eröffnete Musik, es folgten Vertreter der Hütte und Behörden, eine große Zahl Vereine ( 32 Vereine mit 30 Fahnen ), Belegschaft, Geistlichkeit und Kranzträger mit prächtigen Kränzen der Hütte und Zeche. Nun folgten die Leichenwagen, hinter jedem gingen die einzelnen Familien. Insgesamt nahmen ca 6 500 Menschen an der Trauerfeier teil.
Auf dem kathol. Friedhof kamen in ein gemeinsames Grab die Bergleute
Stanislaus Adamczak,
Josef Benetek,
Michel Bernadowski,
Wilhelm Busch,
Bartholomäus Ignaczak,
Wenzel Kosmyder,
Anton Pirc,
Franz Steinke,
Franz Wujczak
auf dem evangel. Friedhof die Bergleute
Wilhelm Kron
Karl Kahlke
Albert Stärkert.
Johann Perder kam zum kathol. Friedhof Klosterhardt
und
August Hasenbein zum evangel. Friedhof Sterkrade.
Gebet und Segen schlossen hier die Feier.
Die strahlende Mittagssonne schien noch einmal hinab auf die Särge derer, die da tief unten in der Nacht zu Grunde gingen, ohne das Tageslicht wieder zu erblicken: dann schien sich die Sonne zu verdunkeln, und während Scholle auf Scholle dumpf hinabgeworfen wurde, verließen wir tieferschüttert den Friedhof!
Die katholischen Opfer des Unglücks werden auf dem Friedhof an der Bottroper Straße begraben.
Am 25.Oktober 1913 schreibt der General -Anzeiger:
Augenblicklich ist man auf dem katholischen Friedhof damit beschäftigt, das Denkmal für die Verunglückten der Zeche Osterfeld vom 3. Juli 1912 aufzustellen. Es ist in Kunststein ausgeführt und hat eine Höhe von etwa 3 Metern. An dem oberen Teile ist ein betender Engel dargestellt, die Seiten zieren Blumengewinde. In der Mitte befindet sich eine Marmortafel mit den Namen der Verunglückten in goldenen Lettern. Das stimmungsvoll ausgeführte Denkmal ist von der GHH gestiftet.
Die genaue Lage der Grabstätte ist heute ebenso unbekannt wie der Verbleib des Grabsteins. Aber seit November 1998 erinnert ein neues Denkmal an die Opfer von 1912.
Der evangelische Friedhof lag an der Vestischen Straße in Höhe der Erikastraße und bildet heute einen Teil des Grüngürtels am Stemmersberg. Der an Ort und Stelle erhaltene Grabstein für die drei Verunglückten, die hier ihre letzte Ruhe fanden, wurde umgesetzt und in die Anlage einbezogen.
Zum Schluß bleibt noch festzuhalten, daß glücklicherweise alle Verletzten die Katastrophe überlebten.