Die Geschichte Osterfelds

Frühzeit vom 12. Jahrhundert bis zur Stadtwerdung 1929

Die Grenze zwischen Sterkrade und Osterfeld war auch gleichzeitig die Grenze zwischen der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen. Osterfeld gehörte bis 1929 zu Westfalen. Mit dem Zusammenschluß mit Oberhausen 1929 zu Rheinland.

Von einer Ansiedlung zur Gemeinde Osterfeld

Die uralte Ansiedlung Osterfeld bestand aus den Bauerschaften Osterfeld und Vonderort. Die Bauerschaften wurden getrennt von dem heute verrohrtem Koppenburg Mühlenbach.

Ab dem 12. Jahrhundert bis 1802 gehörte Osterfeld zum Kurkölnischen Vest Recklinghausen, obwohl bis zur Mitte des 15. Jahrhundert auch das Herzogentum Kleve Ansprüche an Osterfeld anmeldete. Die Ansiedlung Osterfeld verdankt seinen Ursprung der St. Pankratius Kirche. Die Pfarre, ursprünglich aus einer Hofeskapelle entstanden, ist um die Jahrtausendwende entstanden. Schon recht früh war St. Pankratius Musterpfarre der Bottroper St.Cyriakus Kirche, eine Gründung, die von Osterfeld erfolgte. Zur Amtszeit des Pfarrers David Brockhoff wurden die Pfarren getrennt, das Patronatsrecht über die Bottroper Pfarre verblieb aber noch bis 1793 in Osterfeld.

Von 1802 bis 1811 war Osterfeld Teil des Herzogtums Arenberg, einem Parteigänger Napoleons. 1811 wurde das Herzogtum Arenberg dem Großherzogtum Berg einverleibt. Bottrop, Osterfeld und Kirchhellen wurden zur Bürgermeisterei Bottrop zusammengefaßt und Bürgermeister wurde der Freiherr von Wenghe auf Haus Beek in Kirchhellen. Adjoints bzw. Beigeordnete wurden der Vondrische Rent Meister Josef Ernst und der Bauer Bernhard Trappe aus Bottrop. Am 20. August 1811 wurde Josef Ernst, Bürgermeister vom Haus Vondern. Somit war die alte Burg Vondern das Bürgermeisteramt für Bottrop, Osterfeld und Kirchhellen.

Mit dem Zusammenbruch der napoleonischen Herrschaft nahm auch die französische Schaffung des Großherzogtums Berg ihr Ende.

Am 14. November 1813 rückten Preußen und Russen in das Vest Recklinghausen ein. Die Preußen, die die Verwaltung zunächst übernahmen, beließen die kommunalpolitischen Strukturen, schlugen aber die Bürgermeisterei Bottrop/Osterfeld zum Landkreis Essen. Als der Wiener Kongreß das Vest Recklinghausen endgültig unter preußischer Herrschaft stellte, wurde 1816 Bottrop/Osterfeld aus Essen ausgegliedert und der Provinz Westfalen zugeschlagen.

Bürgermeister Wilhelm Tourneau

1821, wenige Jahre nach der Hungersnot, trat ein neuer Mann, Bürgermeister Tourneau, sein Amt an. Wilhelm Tourneau entstammte einer französischen protestantischen Emigrantenfamilie und wurde in Duisburg geboren.

Bis 1816 war Tourneau Sekretär beim Freiherrn von Wenghe und wurde dann Bürgermeister von Kirchhellen.

Als solcher wurde er außerdem zum Bürgermeister von Bottrop/Osterfeld gewählt. Als er sein Amt antrat, fand er eine gänzlich verschuldete, arme und unbedeutende Bürgermeisterei vor. Die ganze Gegend hatte an den Folgen der letzten kriegerischen Jahrzehnte, der französischen Freundschaft und den darauf folgenden Hungerjahren, noch überaus schwer zu tragen. Tourneau trat eine 30jährige für Osterfeld blühende Amtszeit an, blieb aber auch weiterhin Bürgermeister von Kirchhellen. Er kümmerte sich um alle kommunalen Belange, für die vorher weder Zeit noch Geld vorhanden war. Erste Amtshandlung war die Verlegung des Bürgermeisteramtes von der Burg Vondern nach Bottrop Mitte. Von nun an war Osterfeld Randgebiet der Riesengemeinde, was aber dem zukünftigen Aufschwung des Dörfchens keinen Abbruch tat.

Alljährlich trat der Koppenburgsmühlenbach, der seinen Weg mitten durch Osterfeld nahm, mindestens einmal über seine Ufer und verwüstete dabei Wiesen und Äcker. Da der Boden völlig verkrautet war, auch nie gereinigt wurde und unbefestigte Ufer hatte, nahm er beim Ansteigen der Fluten alles mit sich, was unterwegs herumlag und lud es in Osterfeld Mitte ab. Tourneau machte dem Übelstand ein Ende und veranlaßte, das der Bach regelmäßig gereinigt und befestigt wurde.

Ein besonderes Anliegen war ihm der Wegebau in Osterfeld. Die oftmals schlammüberfluteten Hauptverbindungswege und das erste Straßenpflaster Osterfelds ist ihm zu verdanken. Ein Stück der heutigen Bottroper Straße wurde mit Steinen aus dem Mülheimer Steinbruch gepflastert, was der kleinen Gemeinde ein besonderes Lob in den Preußischen Amtsblättern einbrachte, denn solche Maßnahmen waren für Dörfer dieser Größenordnung in dieser Zeit durchaus unüblich.

Tourneau erneuerte die Waghalsigkeit über die Emscher, sorgte für die erste Postverbindung durch Bottrop/Osterfeld, kümmerte sich um die Abhaltung von Märkten und sorgte sich um die Ausstattung der Schulen in seinen beiden Bürgermeistereien. Kurz gesagt, Tourneau war ein besonderer Glücksfall für Osterfeld in der kommunalpolitischen Geschichte. Innerhalb von 30 Jahren verwandelte sich das Aussehen von einem armen, heruntergekommenen Dorf in eine adrette, wohlhabende Gegend.

Tourneau galt als einer der tüchtigsten Gemeindebeamten des gesamten Regierungsbezirkes. Um so trauriger ist das Ende seiner Amtszeit. Er hatte 30 Jahre sein Amt hervorragend geführt, war nie bestechlich und war noch keine 60 Jahre alt, als im August 1851 eine für ihn beinahe routinemäßige Wahl des Bürgermeisters anstand. Tourneau rechnete fest mit seiner Wiederwahl und war von dem Ergebnis bitter enttäuscht. Von den Intrigen, die seit einiger Zeit hinter seinem Rücken liefen, merkte er nichts. Ausschlaggebend war die sogenannte erste Rüstung des Amtes, in der die Dienstpflichtigen zum Wehrdienst ausgehoben wurden. Tourneau behandelte alle jungen Männer gleich, und ließ auch die Söhne der reicheren Einwohner und die der Gemeinderäte nicht als unentbehrlich gelten, obwohl er dazu aufgefordert wurde. Natürlich machte sich Tourneau hierdurch eine Menge Feinde.

Hinzu kamen die Leute die er sich durch seine kommunalen Aktivitäten, die auch das Geld der Einwohner kosteten, verärgerte. Von einer Sitzung der Gemeinderäte aus Bottrop und Osterfeld, die man kurz vor der Wahl anberaumte, hatte man ihn nicht informiert. Am Tage der Wahl stand das Ergebnis für die Gemeinderäte bereits fest.

Als die Stimmen ausgezählt wurden, war das Ergebnis gleichzusetzen mit dem Todesurteil. Mit 6 zu 2 Stimmen wurde sein eigener Amtsgehilfe Morgenstern, statt seiner zum Bürgermeister von Bottrop und Osterfeld gewählt. Kirchhellen blieb dem tüchtigen Bürgermeister, welches er noch bis Ende 1853 verwaltete. Finanziell war Tourneau jedoch am Ende. Mit der kargen Pension konnte er seine kranke Frau und 9 Kinder nicht ernähren. Als Tourneau 1853 kraftlos und resigniert das Amt in Kirchhellen niederlegte, mußte 1854 seine älteste Tochter die Regierung um Unterstützung für ihren Vater bitten. Das Bottroper Besitztum, Haus und 19 Morgen Grund, wurden verkauft und die Familie Tourneau zog nach Sterkrade. Dort verstarb Tourneau 1857.

Bis 1841 hatte Osterfeld keinen eigenen Gemeinderat. Erst nach Einführung der Landgemeindeordnung für die Provinz Westfalen wählte Osterfeld am 20. September 1843 seinen ersten Gemeinderat. Erster Gemeindevorsteher war Hermann Kleine Brockhoff. Nach wie vor war Osterfeld aber nicht selbständig, sondern gehörte zum Amt Bottrop, welches von einem Amtmann verwaltet wurde. Der Osterfelder Gemeinderat beschäftigte sich in erster Linie mit der Erhaltung der kommunalen Wege, faßte aber, am 15. Februar 1844 einen interessanten Beschluß: „Auswärtige, die sich in der Gemeinde einbauen wollen, genießen die Wohltaten der vorstehenden gemeinnützigen Einrichtungen und sollen 15 Taler Einzugsgeld zahlen. Selbständige dagegen 5 Talern.“

Man hielt nicht viel vom Zuzug Fremder und so blieb Osterfeld bis etwa 1875 in seiner dörflichen Verträumtheit.

1875 zählte Osterfeld 3008 Einwohner.

Das Industriedorf wird eine Stadt

Ausgelöst durch die Zeche Osterfeld, die in der Zeit von 1873 bis 1879 erbaut wurde, war die dörfliche Stille dahin.

1874 wurde das Isolierhaus, der Vorgänger des heutigen Marienhospitals (das Gebäude steht noch zwischen dem Marienhaus und der St. Pankratius Kirche ) erbaut, 1876 erhielt Osterfeld einen Wochenmarkt und 1877 ein eigenes Standesamt. In dieser Zeit wurden durch Osterfeld drei Eisenbahnen verlegt, die Rheinische Bahn mit dem Bahnhof Osterfeld Süd und die Westfälische Bahn, von der Heute fast nichts mehr existiert. Die damalige Westfälische Bahn nahm ihren Weg über die Westfälische Straße, die ihren Namen von dieser Bahn trägt, vorbei an dem Innungshaus sowie an der Zeche Osterfeld über die Richard Wagner Allee, die heute noch im Volksmund „Alte Bahn“ genannt wird, in Richtung Sterkrade.

Der Wendepunkt in der Geschichte Osterfelds

  • Die Einwohnerzahl Osterfelds stieg im Jahr 1891 auf 5385 an.
  • Die Zeche Osterfelds förderte in der Nähe des Stadtkerns.
  • Die Reichsbahn plante den größten Sammel und Verschiebebahnhof Europas in Osterfeld.

Die Eisenbahn war es auch, die in Osterfeld eine „Los von Bottrop Bewegung“ auslöste. Der projektierte Sammelbahnhof gab dem Osterfelder Gemeinderat den Mut, sich finanziell auf eigene Beine zu stellen, allerdings mit großem Widerstand aus Bottrop.

Am 12. August 1890 debattierte der Gemeinderat Osterfelds.

Der Amtmann Ohm brachte als erster finanzielle Bedenken vor. Er meinte die Selbständigkeit sei ein zweifelhaftes Geschenk.

Ihm schlossen sich der Gemeindevorsteher Schulte-Vennbur sowie der Obersteiger Otten von der Zeche Osterfeld an. Dagegen trat entschieden der Kaufmann Schulte auf. In der nunmehr folgenden Abstimmung entschieden sich die Gemeindeväter mit vier zu drei Stimmen knapp für die Loslösung von Bottrop.

Am 24. April entschied der Minister des Innern das die Gemeinde Osterfeld vom Amt Bottrop im Kreise Recklinghausen am 1. Juli 1891 abgetrennt und aus der selben ein selbständiges Amt Osterfeld gebildet werde.

Am 1. Juli 1891 war es soweit, der Landrat von Reitzenstein führte den ersten Osterfelder Amtmann , Werner Langweg, in sein Amt ein.

Langweg trat eine 30 jährige Amtszeit an, die bis zur Stadtwerdung im Jahre 1921 andauerte.

Die Amtsverwaltung wurde in zwei angemieteten Räumen der Wwe. König eingerichtet. Sie befanden sich Ecke Bottroper / Waghalsstraße. Das Haus war auch bekannt unter dem Namen Rotsteinhaus oder König Villa.

Dort blieb er allerdings nicht lange . Bereits im Jahre 1894 konnte er sein neues Amtsgebäude mit Dienstwohnung beziehen. Das befindet sich auf der Bottroper Straße und ist das heutige Rathaus von Osterfeld.

1900 wurden weitere Teile gebaut und 1904 erhielt das Amtshaus sein endgültiges Aussehen.

Im Jahre 1913 gründete Langweg den Verein für Orts und Heimatkunde und wurde der erste Vorsitzende. Dieser Verein ist der Vorgänger der Osterfelder Bürgervereine, zu denen auch die WEGO und der Osterfelder Bürgerring gehört.

In den ersten zwanzig Jahren dieses Jahrhunderts brach in der ganzen Gegend ein regelrechtes Eingemeindungsfieber aus. Als Oberhausen 1904 bis 1910 die südlichen Teile des heutigen Stadtgebietes eingemeindete, beschäftigte sich auch eine Kommission in geheimer Sitzung mit der Eingemeindung Osterfelds. 1918 wurde Bottrop Stadt, und nun beschäftigte man sich auch dort mit der Eingemeindung Osterfelds. Den Osterfeldern blieb nichts anderes übrig, als sich selbst um die Erlangung der Stadtrechte zu bemühen.

Osterfeld wurde am 27. Juni 1921, zum Leidwesen der umliegenden Städte, Stadt.

Werner Langweg schied im Jahre 1921 aus dem Dienst aus und übergab die Leitung der Kommune dem Osterfelder Bürgermeister Kellinghaus.Er blieb nach seiner Pensionierung nicht in Osterfeld, sondern verzog nach Münster, wo er seinen wohlverdienten Lebensabend verbrachte.

Die Osterfelder waren sich dessen bewußt und dokumentierten auf einer Notgeldserie mit beinahe spöttischen Versen ihren Erfolg, während die Nachbarn durch die Röhre guckten.

Ihr erster und letzter Bürgermeister war Johannes Schulte Kellinghaus aus Essen.

Osterfeld machte sich auf, ein städtisches Aussehen anzulegen, denn bis dahin glich Osterfeld eher einem Industriedorf. In dieser Zeit wurde der Bereich um die St. Pankratius Kirche gebaut, es entstand das Polizeipräsidium, die Westfälische Straße erhielt ihr heutiges Aussehen, der Stadtwald entstand mit dem Waldhof und die Unterführung mit dem Bahnhof Nordverband die nördlichen Stadtteile Rothebusch und Klosterhardt mit der Innenstadt.

Osterfelds städtische Herrlichkeit dauerte nur bis 1929. Als die drohende Eingemeindung nicht mehr abgewendet werden konnte, schloß Osterfelds Bürgermeister Kellinghaus mit dem Oberhausener Bürgermeister Havenstein einen sogenannten Zusammenlegungsvertrag in der Osterfeld eine Anzahl kommunaler Angelegenheiten zugesichert wurden, mit der Garantie für gewisse Eigenständigkeiten. Diese Eigenständigkeit der Osterfelder Angelegenheiten konnte für diesen Stadtteil erst mit der Einrichtung der Bezirksvertretungen erreicht werden. Erster Bezirksvorsteher wurde Josef Kornelius.

Hier noch einige Vertragsklauseln:

  • Ausbau der Rektoratsschule in ein Gymnasium
  • Bau einer neuen Berufsschule
  • Erweiterung der Pankratiusschule
  • Erhaltung von Kultur und Wohlfahrt
  • Bau eines Hallenbades
  • Ankauf des Gutes Vondern ( ca. 722 Morgen )
  • Und noch einiges mehr