von Dirk Hellmann (www.dirkhellmann.de)

Formsandgräberei in Osterfeld

Die Geschichte der Formsandgräberei ist eng verknüpft mit der industriellen Entwicklung des Ruhrgebietes. Die Natur hatte in unserer Gegend ein Material entstehen lassen, das sich gut zur Herstellung von Gussformen eignete. Das erklärt, warum der Bottroper-Osterfelder-Formsand zu den begehrtesten Vorkommen in Deutschland zählte.

Raseneisenerzabbau, die ersten Formsandgruben sahen genauso aus
Franz von Wenge

Obwohl der Beginn des Sandabbaus sehr weit zurückliegt und sich keine Akten über die frühen Jahre erhalten haben, kann exakt das Gründungsdatum angegeben werden. Es ist der 18.10.1758. An diesem Tag nahm die St. Antony-Hütte in Osterfeld ihren Betrieb auf. Gründer dieses Unternehmens, und damit auch der Sandgräberei, ist der Domkapitular von Münster Freiherr Franz von Wenge. Sein Cousin errichtete das Schloß Beck in Bottrop-Feldhausen.

Zu Beginn der Formsandgräberei wurde das Material noch nicht im industriellen Maßstab gefördert. Die örtlichen Bauern und Kötter bauten auf dem eigenen Hof Sand ab und verluden ihn auf Pferdefuhrwerke. Die ganze Familie half dabei mit. Die ersten Gruben waren noch sehr klein, da die damaligen Fördertechniken keinen flächendeckenden Abbau zuließen. Aus dieser frühen Phase sind heute keine Abbaustellen mehr zu finden, da diese später, als das Material im großen Stil gefördert wurde, abgetragen wurden.

Namen wie Lüger, Kathage, Bergermann werden im Zusammenhang mit den Gruben am Kusenberg genannt. Der Pächter des Hauses Hove, Hermann Beckhoff, soll 1859 ebenfalls am Kusenberg an der Baumstraße (früher Verlängerung der Straße In der Schanze) mit einer eigenen Formsandgräberei begonnen haben. Der Landwirt Freitag unterhielt hinter seinem Hof eine Grube. Am Wienberg befanden sich die Aufschlüsse von Rübekamp, Schrämchen und die zweite Grube von Freitag.

Die Industrielle Revolution setzte ab circa 1850 mit voller Wucht ein. Die Umgestaltung praktisch aller Lebensbereiche begann. Davon blieb auch die Formsandgräberei nicht verschont. Die Abbaumöglichkeiten der Bauern und Kötter reichten nicht mehr aus, um den Bedarf nach diesem Sand zu befriedigen.
Daher gründete der damals 17jährige Franz Kleine-Brockhoff, der aus Osterfeld stammte, das gleichnamige Unternehmen, welches im industriellen Maßstab mit dem Abbau begann. Die erste Formsandgrube von Kleine-Brockhoff lag in Höhe der heutigen Eislaufhalle im Revierpark Vonderort. Das Gelände war damals im Eigentum des Grafen Nesselrode. Dieser verpachte an Kleine-Brockhoff. Jetzt wurden Arbeiter eingestellt, die den Sand im großen Stil abbauten. Das Material wurde mit dem Spaten abgestochen. In nahezu senkrechten Wänden standen die Arbeiter in mehreren Reihen nebeneinander und stachen spatenblattweise Partien ab. Der Sand fiel zum Fuß der Wände und wurde von anderen Arbeitern in Pferdefuhrwerke geschaufelt.

Da der Abbau von Formsand sehr rentabel war, stieg der aus Oberhausen stammende Heinrich Dickmann 1868 zunächst probeweise in diesen Markt ein. Zwei Jahre später erwarb er den in der Gemeinde Osterfeld befindlichen Armeler Hof in Vonderort (heute Armeler Straße in Bottrop) und legte seine erste große Formsandgrube an. Heinrich Dickmann hatte seit 1839 eine Sandgrube auf dem Gelände des Grafen Westerholt (Schloß Oberhausen) unterhalten. Dieser Betrieb lag auf der Fläche, die heute vom CentrO Oberhausen und der Siedlung Grafenbusch genutzt wird. Den dort abgebauten Lipperheidesand setzte Heinrich Dickmann als Straßenbaumaterial ein. Im Straßenbaugeschäft ist die Firma Dickmann noch heute über Tochtergesellschaften tätig.
Die Gutehoffnungshütte erwarb Anfang der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts große Flächen in Osterfeld, um dort die gleichnamige Zeche anzulegen. Auch der Hof von Gerhard Kleinefenn wurde von dem genannten Unternehmen erworben. Um das erhaltene Kapital gewinnbringend einzusetzen, beschloss er, sich am Formsandgeschäft zu beteiligen. Er suchte dafür einen fachkompetenten Partner. Ihn fand er in Heinrich Dickmann. Der mit diesem abgeschlossene Vertrag war mündlich und hielt mehr als 100 Jahre.

Im Jahre 1872 wurde aus diesem Grund die Firma Gerhard Kleinefenn, die ab 1904 den Namen Wilhelm Kleinefenn trug, gegründet. Beide Unternehmenseigentümer hatten sich wie folgt geeinigt: Die beiden Unternehmen Heinrich Dickmann und Gerhard Kleinefenn blieben juristisch und wirtschaftlich vollends eigenständige Firmen. Heute würde man so etwas eine Arbeitsgemeinschaft nennen. Die Unternehmen Dickmann und Kleinefenn betrieben gemeinsam, je zur Hälfte, eine am Wienberg in Osterfeld gelegene Formsandgrube auf dem Gelände des Grafen Nesselrode. Die Flächen gehörten zur Burg Vondern. Später wurde der gesamte Bereich des Revierparks Vonderort sowie angrenzende Bereiche ausgesandet. Die gemeinsamen Arbeiter wurden bei der Firma Gerhard Kleinefenn angestellt und bezahlt. Diese Regelung wurde 1954 geändert. Alle Arbeiter, die in Bottrop wohnten, wurden auf die Firma Dickmann umgemeldet. Die in Osterfeld lebenden Arbeiter blieben weiterhin bei dem Unternehmen Kleinefenn angestellt. Am Monatsende wurde der Gewinn aus der gemeinsamen Grube zusammengerechnet und je zur Hälfte aufgeteilt. Genauso wurde mit den entstandenen Kosten verfahren. Die Firma Kleinefenn übernahm für die Osterfelder Grube die Federführung. Die Kosten des Büros oder der Transportmittel (Pferdefuhrwerk, später PKW) bezahlte jede Firma selbst.

Original Briefkopf

Die Verhandlungen mit dem Grafen Nesselrode hatte Heinrich Dickmann für Gerhard Kleinefenn geführt. Heinrich Dickmann war der wesentlich ältere (etwa 64 Jahre) und besaß eine größere Erfahrung, da er seit 1839 Kies und Sand verkaufte. Gerhard Kleinefenn war hingegen erst etwa 32 Jahre alt und hatte überhaupt keine Erfahrungen als Unternehmer.

Da die Firma Franz Kleine-Brockhoff auch auf dem Gelände des Grafen Nesselrode in Höhe der heutigen Eislaufhalle des Revierpark Vonderort aussandete, baute Hermann Graf Nesselrode einen Kundenschutz in die Verträge seiner zwei Pächter (Kleine Brockhoff und die Firmen Dickmann und Kleinefenn) ein. Damit schloss er aus, dass diese sich gegenseitig Kunden abwarben. Die drei größten Formsandlieferanten standen daher untereinander in keinem direkten Konkurrenzverhältnis. Dadurch wurde der Grundstein für die Einigung aller Firmen ab 1892 gelegt. Belieferte ein Pächter doch Kunden der anderen, drohte ihm automatisch die Kündigung der Vereinbarung mit dem Grafen.

Gerhard Kleinefenn

Interessant bei diesen vier Vertragspartnern ist, dass Heinrich Dickmann bei weitem der Älteste war. Die anderen drei Partner (Kleinefenn, Kleine Brockhoff, Nesselrode) waren um 1835 geboren und gehörten der Generation der Kinder von Heinrich Dickmann an.

Heinrich Dickmann betrieb seine andere Formsandgrube und den Betrieb in Oberhausen in eigener Regie weiter. Nach seinem Tod im Jahre 1873 wurde seine Ehefrau und die gemeinsamen Kinder Eigentümer des Unternehmens, das nun den Namen Witwe Heinrich Dickmann trug. Die Grube in Oberhausen gab die Firma Dickmann 1875 auf. Neuer Betreiber wurde bis nach 1900 der Osterfelder Heinrich Tepper.

Um weiterhin konkurrenzfähig sein zu können, ließ sich die Firma Dickmann 1874 einen Bahnschluss errichten. Von jetzt an war die Grube in Bottrop an die Köln-Mindener Emschertalbahn angeschlossen. Kurz darauf erfolgte 1879 der Anschluss der Grube in Osterfeld an die Königliche Westfälische Eisenbahn (Bahnhof an der Emsstraße). Beide Bahnanschlüsse waren so konstruiert, dass die Feldbahnloren (600-mm) aufgrund der Hanglage von allein bis zur Verladebrücke rollen konnten. Pferde zogen den Zug wieder in die Grube zurück.

Die Grube in Bottrop wurde 1884 stillgelegt. Im gleichen Jahr übernahm Gertrud Dickmann, die Schwiegertochter des Gründers, in Gesamtrechtsnachfolge die Firma Dickmann, die von jetzt an unter dem Namen Frau August Dickmann firmiert. Ihr Ehemann August Dickmann blieb Geschäftsführer. Auch wurde 1884 der Anschluss der Osterfelder Grube geändert, da die Westfälische Eisenbahn ihre Strecke im genannten Jahr stillgelegt hatte, wurde jetzt ein neuer Anschluss an die Rheinische Eisenbahn (Bahnhof Osterfeld-Nord) erstellt.

Heinrich Dickmann

Die Firmen Frau August Dickmann und Gerhard Kleinefenn schafften 1892 die ersten 900 mm-Feldbahnloks an. Da man selbst über keine Erfahrungen verfügte, beauftragte man das Unternehmen Otto Walter aus Brühl bis 1910 mit dem Betrieb der Feldbahn. Die Verladebrücke wurde entsprechend umgebaut. Da die bisher betriebene 600 mm-Bahn jetzt nur noch für den Kiesabbau genutzt wurde, wurde über die Kiessieberei eine Umladung in die Holzloren (siehe Foto) der 900 mm-Spur ermöglicht.

Im Jahre 1892 schlossen sich alle fördernden Firmen (bis auf Keitgen) im Verein der Vereinigten Formsandlieferanten zusammen. Dieser Verein diente dazu, gemeinsame Interessen zu vertreten. Im Jahre 1919 kam es zur Gründung eines überörtlichen Interessenverbandes.

Die Sandgrube in Bottrop wurde 1892, oder kurz davor, erneut erschlossen. Betreiber waren jetzt zu je 25 % die Bottroper Johann Brinkmann, Franz Storp sowie Gerhard Kleinefenn und das Unternehmen Dickmann. Um die Grubenverwaltung zu vereinfachen, wurde 1898 die gemeinsame Tochtergesellschaft Westfälische Sandgräberei gegründet. Die Osterfelder Grube blieb von dieser Umstrukturierung völlig unberührt.
Die Firma Kleine-Brockhoff firmierte nach dem Tod des Gründers 1895 mit dem Namen Frau Franz Kleine-Brockhoff Witwe. Im Jahre 1905 wurde die Grube in Osterfeld von Kleine-Brockhoff aufgegeben und es ist in Höhe des Betriebes der Westfälischen Sandgräberei eine neue Grube erschlossen worden. 1927 siedelte Kleine-Brockhoff nach Bottrop-Kirchhellen. Die dortige Grube wurde 1968 stillgelegt.

Im Jahre 1900 erreichte die Osterfelder Grube die Vonderorter Straße, die aufgrund dessen ausgesandet wurde. Der Betrieb verließ nun den ältesten Grubenteil, es war der Bereich des heutigen Gondelteiches und des Freizeithauses des Revierparks Vonderort. Im Jahre 1910 wurde die Vonderorter Straße wiederhergestellt und seit 1908 bestand ein Tunnel unter der Osterfelder Straße hindurch, damit die Sandzüge nicht die genannte Verbindung kreuzen mussten. Die Verladebrücke stand seit 1892 an der Nürnberger Straße. Ein Teil der alten Betriebsgebäude steht heute noch.

Die Firmen Frau August Dickmann und Wilhelm Kleinefenn schafften 1911 die ersten 600 mm-Dampfloks an. Gleichzeitig wurde eine neue Kieswäsche errichtet. Zudem erwarb man im genannten Jahr Bagger. Einen Eimerkettenbagger, um den Kies abbauen zu können und einen Dampfbagger für den Formsandabbau.

Zum Betrieb des Dampfbaggers waren insgesamt sechs Arbeiter nötig. Ein Baggerführer, ein Löffelführer und vier Arbeiter, um das Gelände zu ebnen, da der Bagger auf Normalspurgleisen fuhr. Das Gleis bestand aus drei Matratzen, die jeweils aneinander befestigt waren. Mittels des Löffels konnte ein Gleisstück versetzt werden. Ab 1946 wurden zwei Dampfbagger im Osterfelder Betrieb eingesetzt.

Der Grubenbetrieb in Bottrop erhielt 1911 die ersten 600 mm-Feldbahnloks. Bagger wurden hier erst ab 1954 eingesetzt.
Während des 1. Weltkrieges und zu Beginn der 20er Jahre wurden in den Gruben in Osterfeld und Bottrop auch Frauen eingesetzt, da die meisten Männer zum Militärdienst eingezogen waren. Durch die weiter voranschreitende Technisierung sank langfristig die Zahl der Arbeiter. Im Jahre 1917 waren 330 Personen in der Sandgrube in Osterfeld beschäftigt. Zusätzlich wurden Belgier und russische Zivilarbeiter eingesetzt. Während des 2. Weltkrieges wurden in der Osterfelder Grube Polen, Russen und Ukrainer sowie Tschechen eingesetzt. In diesem Krieg wurden keine Frauen in den Sandgruben beschäftigt. Im Bottroper Betrieb wurden Franzosen beschäftigt.

Dampfbagger in der Formsandgrube Osterfeld

In den 50er Jahren wurden in Osterfeld bis zu 1 200 Tonnen täglich und in Bottrop bis zu 600 Tonnen täglich abgebaut. In der sich anschließenden Zeit ging das Versandvolumen immer weiter zurück. Anfang der 50er Jahre wurde in Osterfeld das 600 mm-Spur-Netz verschrottet, da andere Firmen den Abbau von Kies in Osterfeld und Bottrop übernahmen.

Im Jahre 1953 überschritt die Osterfelder Sandgrube die Straße Am Quellenbusch und stieß bis zur Straße An der Kornbecke vor. Das Gelände war hauptsächlich im Eigentum der Familie Steinhaus (Haus Hove). Aufgrund der Verpachtung des Geländes an die Firmen Frau August Dickmann und Wilhelm Kleinefenn gab Steinhaus 1953 die eigene Grube auf.

Im Jahre 1965 übertrugen die Firmen Frau August Dickmann und Wilhelm Kleinefenn ihr Formsandgeschäft auf die Westfälische Sandgräberei, die jetzt beiden zu 50 % gehörte. Alle Fördereinrichtungen wurden jetzt in Bottrop eingesetzt. Die von Dickmann und Kleinefenn beschäftigen Arbeiter wurden unter gleichen Bedingungen bei der Westfälischen Sandgräberei eingestellt. Von 1965 bis 1973 nutzte die zuletzt genannte Firma auch den Anschluss in Osterfeld. Die Unternehmen Dickmann und Kleinefenn brachen diesen 1973 ab. Um das Jahr 1965 war erstmalig eine Feldbahnverbindung von der Bottroper zur Osterfelder Grube geschaffen worden. In Bottrop wurde das bisher betriebene 600 mm-Spur-Netz durch das aus Osterfeld übernommene 900 mm-Netz ersetzt.

Die Firma Wilhelm Kleinefenn wurde 1977 aufgelöst. Das Unternehmen Frau August Dickmann blieb bis heute bestehen. Der Firmensitz ist seit 1875/1877 (heutige Stadtgrenze), bzw. seit 1884 (damalige Stadtgrenze) in Bottrop.

Die Westfälische Sandgräberei legte am 31.08.1986 ihre Formsandgrube still. Auch sie blieb als Vermögensverwaltung bestehen.

Das Unternehmen Kleine-Brockhoff legte 1968 seine letzte Formsandgrube in Bottrop-Kirchhellen still. Seitdem werden als Zwischenhändler Sand und andere Gießereihilfsmittel verkauft. Die Firma Kleine-Brockhoff lagerte 1989 ihr Geschäft in die Tochtergesellschaft Kleine-Brockhoff und Oelschläger (KBO) aus. Diese Beteiligung wurde 1996 an den Geschäftsführer Franz Hall verkauft, so dass heute die Formsandgräberfirma Kleine-Brockhoff auch eine Vermögensverwaltung ist.

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Zeittafel der Formsandgräberei

entnommen der Webseite www.dirkhellmann.de

  • 1758

Beginn des Formsandabbaus durch Gründung der St. Antony Hütte in Oberhausen-Osterfeld. Das Unternehmen benötigte den Sand als Form beim Eisen- und Stahlguss. Daher auch der Name des Materials.
Durch Bauern und Kötter wurde der Sand in Bottrop und Osterfeld aus eigenen Gruben in Handarbeit gefördert und mit Pferdefuhrwerken transportiert.

Gründer der St. Antony Hütte ist die Familie von der Wenge, die auch Schloss Beck in Bottrop-Feldhausen errichtet hat.
Im Jahre 1752 begannen die Planungen zur Gründung der Hütte in Osterfeld. Das Unternehmen war der erste Industriebetrieb im Ruhrgebiet. Am 18.10.1758 wurde der erste Hochofen angeblasen. Damit markiert dieses Datum den „Gründungstag“ der Formsandgräberei. Bis zum 31.08.1986 sollte das Material abgebaut werden.

Der Formsand gab sogar einem Stadtteil (Lehmkuhle) Bottrops seinen Namen.

  • 1852

Beginn des Formsandabbaus im industriellen Maßstab mit Gründung der Kleine-Brockhoff GmbH durch den in Osterfeld geborenen Franz Kleine-Brockhoff. Die Formsandgrube befand sich in Höhe der heutigen Eislaufhalle im Revierpark Vonderort. Das Gelände war vom Grafen Nesselrode angepachtet worden.

Die Arbeiter standen in der Sandwand und stachen mit dem Spaten das Material ab. Dieses wurde anschließend auf Pferdefuhrwerke verladen.

  • 1868

Einstieg der Frau August Dickmann GmbH in das Formsandgeschäft. Die Grube befand sich auf eigenem Gelände am Donnerberg in Bottrop. Im Jahre 1870 wurde vom genannten Unternehmen der Armeler Hof erworben. Das Gelände des Hofes umfasste große Teile der Bottroper Formsandgrube. Verkäuferin war Antonia Demond.
Das Unternehmen Frau August Dickmann GmbH war 1839 gegründet worden und unterhielt seit diesem Jahr eine Sandgrube in Oberhausen auf der Geländefläche die von der Straßenkreuzung Essener Straße und Konrad Adenauer Allee begrenzt wird . Ein Teil vom Centro Oberhausen steht heute auf dem ehemaligen Grubengelände. Zuletzt ist ab 1872 gegenüber dem Schloss Oberhausen (heute Siedlung Grafenbusch) ausgesandet worden. Aus der Grube in Oberhausen wurde aber kein Formsand gefördert sondern Kies und Lipperheidesand. Das gesamte Sandgrubengelände Gelände war im Eigentum des Grafen Westerholt (Schloss Oberhausen).
Bisher hatte die Frau August Dickmann GmbH Material für den Straßen- und Bahndammbau geliefert. Dieses Standbein wurde parallel neben dem erst 1868 begonnen Formsandverkauf weitergeführt.

  • 1872

Gründung des Unternehmens Wilhelm Kleinefenn (Einzelfirma). In Zusammenarbeit mit der Firma Frau August Dickmann GmbH erschloss das Unternehmen eine Formsandgrube auf dem Gelände des Revierpark Vonderort. Später griff die Formsandgrube auch auf angrenzende Bereiche über. Das Gelände war im Eigentum des Grafen Nesselrode (Burg Vondern), bzw. der Familie Steinhaus (Haus Hove). Die Straße Am Quellenbusch bildete die Grenze zwischen den Grundstückseigentümern.

Beide Firmen unterhielten den Betrieb bis 1965. Gewinne und Kosten wurden zu je 50 % aufgeteilt. Ebenso war das Eigentum an den Fördereinrichtungen je zur Hälfte bei Dickmann und Kleinefenn.

Der Vertrag zwischen den beiden Unternehmen war mündlich und wurde niemals schriftlich festgehalten. Die Vereinbarung hatten die beiden Firmengründer Heinrich Dickmann (1808-1873) und Gerhard Kleinefenn (1839-1913) geschlossen. Dieser Vertrag war sehr ungewöhnlich da beide Unternehmen kaufmännisch sowie juristisch vollkommen eigenständig blieben.

Die beiden Gruben (Bottrop und Osterfeld) erstrecken sich jeweils bis zur gedachten druchgezogenen Linie der Straße An der Kornbecke.

  • 1874

Erster Bahnanschluss (Köln Mindener Emschertalbahn) für die Grube am Donnerberg. Der Anschluss war so konstruiert, dass die beladenen Loren (600-mm) von allein zur Verladebrücke rollen konnten. Man nutzte das abschüssige Gelände aus und Pferde zogen die Loren wieder in die Grube zurück.

  • 1875

Die Firma Frau August Dickmann GmbH gab ihren Grubenbetrieb in Oberhausen auf, der auf gepachtetem Gelände des Grafen Westerholt lag. Das Unternehmen Heinrich Tepper übernahm die Grube. Endgültig stillgelegt wurde der Betrieb um 1905.

Ab 1872 sandete die Firma Frau August Dickmann GmbH den Grundbesitz der ehemaligen Posthalterei Krumpe in Oberhausen aus. Das Gelände war auch im Eigentum des Grafen Westerholt und wurde daher angepachtet. Die Poststation befand sich gegenüber dem Schloss Oberhausen. Der bestehende Grubenbetrieb wurde lediglich auf dem Gelände der früheren Posthalterei fortgesetzt.

  • 1879

Erster Bahnanschluss (Königlich Westfälische Eisenbahn, Bahnhof Osterfeld Süd) für die Osterfelder Grube. Auch hier nutzte man den natürlichen Abhang aus. Die 600-mm Loren wurden von Pferden wieder in die Grube zurückgezogen.

  • 1884

Die Frau August Dickmann GmbH legte ihre Grube am Donnerberg in Bottrop still. Bis ca. 1892 war diese nicht in Betrieb. Der Grundbesitz, der zum Armeler Hof gehörte, ging wieder in das Eigentum von Antonia Demond über.

Die Grube in Osterfeld erhielt einen neuen Bahnanschluss (Rheinische Eisenbahn) an den Bahnhof Osterfeld Nord. Die Strecke der Königlichen Westfälischen Eisenbahn war 1884 stillgelegt worden. Dadurch war der Verlegung des Anschlusses notwendig geworden.

  • 1892

Die Firmen Dickmann und Kleinefenn setzten erstmalig Feldbahnloks (900-mm) zum Transport des Sandes ein. Die vorher genutzte 600-mm-Bahn wurde weiterhin zum Abbau des Kieses eingesetzt. Diese Spurweite hatte von da an keinen Bahnanschluss mehr. Die Umladung in die 900-mm Feldbahn wurde über die Kiessieberei, bzw. ab 1911, über die Kieswäsche ermöglicht.

Die Firma Otto Walter, aus Brühl bei Bonn kümmerte sich bis 1910 um die Feldbahn. Anfang der 50 er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde die 600-mm Bahn in Osterfeld verschrottet, da der Kiesabbau nun über Fremdfirmen erfolgte.

Antonia Demond verkauft die Grundstücke des Armeler Hofes an die Frau August Dickmann GmbH, Johann Brinkmann, Gerhard Kleinefenn und Franz Storp. Alle 4 wurden Eigentümer zu je 25 %. Brinkmann, Dickmann und Kleinefenn waren Formsandverkäufer. Storp hingegen Auktionator.

Die 4 erschlossen die frühere Sandgrube erneut. Einen Bahnanschluss erhielt der Betrieb zwischen 1892 und 1894 an den Bahnhof Bottrop Süd.

  • 1898

Gründung der Westfälischen Sandgräberei GmbH. Das Unternehmen übernahm den bestehenden Betrieb am Donnerberg. Gellschafter wurden zu je 25 % die früheren Betreiber Brinkmann, Dickmann, Kleinefenn und Storp.

Die Geschäftsführung erfolgte von Anfang an in Personalunion mit der Frau August Dickmann GmbH.
Die Formsandgrube in Osterfeld (Firmen Dickmann und Kleinefenn) war von der Gründung der Westfälischen Sandgräberei GmbH nicht betroffen. Beide Formsandgruben (Bottrop und Osterfeld) bestanden bis 1965 parallel.

  • 1901-03

Die Frau August Dickmann GmbH errichtet die Villa Dickmann an der Bogenstraße 40 in Bottrop. Das Gebäude war bis 1974 Sitz des Unternehmens.

Das Gebäude trägt offiziell den Namen Villa Gertrude. Nach Gertrud Dickmann, geb. Sandgathe, die das Gebäude errichten ließ. Der Name ist auch an der Straßenfront zu lesen.

Als Architekt war Carl Nebel aus Recklinghausen tätig.

  • 1905

Die Kleine-Brockhoff GmbH erschloss eine neue Grube am Donnerberg. Der Bahnanschluss der Westfälischen Sandgräberei GmbH wurde mitbenutzt.

  • 1908

Der Bahnanschluss der Westfälischen Sandgräberei GmbH wurde auf Normalspur umgestellt und der Anschluss ist vom Bahnhof Bottrop Süd zum Hauptbahnhof verlegt worden. Die Eisenbahnwaggons wurden von nun an in der Grube beladen und mit einer eigenen Normalspurlok zum Bahnhof Bottrop Hbf gebracht.

Der Anschluss von Dickmann und Kleinefenn in Osterfeld erlaubte eine direkte Beladung der Waggons. Daher wurde hier keine Normalspurlok benötigt.

  • 1911

Die Unternehmen Dickmann und Kleinefenn schafften für ihre Grube die ersten Bagger an. Gleichzeitig wurde für die Gruben in Bottrop und Osterfeld die ersten 600-mm-Loks angeschafft.

  • 1914-18

Vom 1. Weltkrieg bis zum Anfang der 20 er Jahre wurden in den Gruben auch Frauen zum Sandabbau eingesetzt, da die männlichen Mitarbeiter zum Kriegsdienst eingezogen waren. Der Osterfelder Betrieb war wegen des Einsatzes von Baggern nicht so stark betroffen.
Im 1. Weltkrieg wurden auch Belgier und russische Zivilarbeiter eingesetzt.

  • 1927

Die Kleine-Brockhoff GmbH erschloss eine neue Grube mit Bahnanschluss in Kirchhellen links und rechts der Schulstraße. Die alte Grube am Donnerberg wurde aufgegeben. Es bestand ein Bahnanschluss zum Bahnhof Kirchhellen.

  • 1939-45

Im 2.Weltkrieg wurde der Osterfelder Betrieb fast komplett zerstört. Die Grube in Bottrop blieb dagegen unversehrt. Zu dieser Zeit wurden keine Frauen im Sandabbau eingesetzt. Dafür arbeiteten Franzosen in der Grube in Bottrop sowie Polen, Russen und Ukrainer in der Osterfelder Grube. Die Grube in Kirchhellen war 1945 zeitweilig Frontgebiet.

  • 1954

Die Westfälische Sandgräberei GmbH setzte erstmalig Bagger zum Abbau ein. Aber erst 1960 endete die Handarbeit beim Sandabbau endgültig. In Osterfeld wurde seit 1911 der Sand nur noch maschinell abgebaut.

  • 1956

Die Wilhelm Kleinefenn GmbH wurde gegründet. Diese ging das gleiche Geschäftsverhältnis zu der Frau August Dickmann GmbH ein wie die weiter bestehende Einzelfirma. Das Eigentum an der Formsandgrube in Osterfeld lag weiter je zu 50 % bei Dickmann und Kleinefenn.
Das gesamte Formsandgeschäft von Kleinefenn wurde auf die neue GmbH übertragen. Aus steuerlichen Gründen verblieben aber die bisherigen Fördereinrichtungen bei der Einzelfirma.

  • 1965

Die Osterfelder Grube der Firmen Frau August Dickmann GmbH und Wilhelm Kleinefenn (Einzelfirma) und Wilhelm Kleinefenn GmbH wurde stillgelegt. Das gesamte Sandgeschäft übertrugen die Unternehmen auf die Tochtergesellschaft Westfälische Sandgräberei GmbH, die zu dieser Zeit Dickmann und Kleinefenn allein gehörte. Die anderen Gesellschafter Brinkmann (1962*) und Storp (Anfang 50 er Jahre*) waren bereits ausgeschieden (* = Austritt als Gesellschafter).

Im Zuge der Stillegung der Grube in Osterfeld übernahm die Westfälische Sandgräberei GmbH auch die gesamten Fördereinrichtungen. Die 900-mm-Spur war daher kurz vorher in Bottrop verlegt worden und es war eine Feldbahnverbindung zwischen den beiden Gruben geschaffen worden. Die 600-mm-Bahn wurde kurz darauf verschrottet.

  • 1968

Stillegung der Grube in Kirchhellen durch die Kleine-Brockhoff GmbH. Von da an verkauft das Unternehmen verschiedene Sandsorten nur noch als Zwischenhändler für den Gießereimarkt.

  • 1973

Die Westfälische Sandgräberei GmbH ändert zum letzten Mal ihren Bahnanschluss. Die Verbindung zum Bottroper Hbf wird aufgegeben und ein neuer Anschluss direkt ins Gleis der Strecke Bottrop Hbf nach Oberhausen Hbf eingebaut. Da die Deutsche Bundesbahn die Waggons nun selbst abholte wurde die Normalspurlok verkauft und eine Seilzuganlage zum verschieben der Waggons wurde angeschafft.
Durch dem Umbau entfiel die gefährliche Kreuzung mit der Straßenbahnlinie von Bottrop nach Essen. Diese Kreuzung bestand seit 1899. Die Sandzüge hatten aber Vorfahrt. Zudem brauchten die Sandzüge nicht mehr die stark befahrene Essener Straße zu kreuzen.
Der Bahnanschluss von den Firmen Dickmann und Kleinefenn in der Osterfelder Grube wurde 1973 abgebaut. Die Westfälische Sandgräberei GmbH hatte diesen benutzt so lange der Eigene in Bottrop umgebaut wurde.

  • 1977

Die Zusammenarbeit zwischen den Firmen Frau August Dickmann GmbH, Wilhelm Kleinefenn (Einzelfirma) und Wilhelm Kleinefenn GmbH wurde aufgegeben. Damit wurde die mündliche Vereinbarung zwischen den Firmengründern (Heinrich Di(e)ckmann und Gerhard Kleinefenn) aufgehoben.

Die Unternehmen Kleinefenn wurden 1977 aufgelöst. Die Frau August Dickmann GmbH blieb weiterhin bestehen.

  • 1986

Die Grube der Westfälischen Sandgräberei GmbH am Donnerberg wurde stillgelegt. Seit 1977 war das Unternehmen im alleinigen Eigentum der Frau August Dickmann GmbH. Der letzte Mitgesellschafter Kleinefenn war ausgeschieden.

  • 1989

Das Unternehmen Kleine-Brockhoff GmbH gründete zusammen mit der bisher parallel betriebenen Heinrich Oelschläger GmbH das Unternehmen KBO Kleine-Brockhoff und Oelschläger GmbH. Das laufende Geschäft wurde in das neue Unternehmen übertragen. Der Sandverkauf erfolgt bereits seit 1968 als Zwischenhändler.

Das Unternehmen Heinrich Oelschläger GmbH ,das bisher auch im Gießereimark tätig war, wurde durch Fusion von der Kleine-Brockhoff GmbH übernommen. Das aktive Handelsgeschäft wurde auch auf die KBO Kleine-Brockhoff und Oelschläger GmbH übertragen. Durch den Zusammenschluss änderte sich der Name des Unternehmens Kleine-Brockhoff in Kleine-Brockhoff Verwaltungs GmbH.

  • 1996

Das Unternehmen Kleine Brockhoff Verwaltungs GmbH verkauft die Tochterfirma KBO Kleine Brockhoff und Oelschläger GmbH an Franz Hall und zieht sich damit nach 144 Jahren aus dem eigenen Handelsgeschäft zurück. Die Kleine-Brockhoff Verwaltungs GmbH wurde damit zu einer Vermögensverwaltung.