St. Josef
Die schöne neuromanische Kirche St. Josef mit ihrem bescheidenen aber geschmackvollen Äußeren und ihrer vornehmen Innendekoration wird noch in fernen Zeiten ein beredtes Zeugnis ablegen von der christlichen Gesinnung und Opferwilligkeit der Bevölkerung.
Diese 1921 von Bernhard Grüpnewald gewagte Prognose sollte sich zwar als Richtig erweisen, wurde aber inzwischen noch weit übertroffen. Seit 1985 ist die Kirche in der Denkmalliste der Stadt Oberhausen zu finden.Dazu heißt es in der Begründung: Die katholische Pfarrkirche St. Josef Heide repräsentiert den Typ der dreischiffigen Basilika. Die übersichtliche Gliederung der Fassade und die sparsame Bauornamentik sprechen für Qualität, wie sie auch in der handwerklichen Ausführung erkennbar ist.
Durch die Industrialisierung an Rhein und Ruhr in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. jahrhunderts wurde aus der einstigen Bauernschaft Osterfeld ein Industrieort.
1846 entstand die Bergmannssiedlung Eisenheim, die heute älteste des Ruhrgebiets. 1900 wurden die Kolonien Stemmersberg sowie die Siedlungen Vondern und Jacobi gebaut.
In diesen starken Entwicklungsjahren waren nicht nur die Vertreter der Kommune und der Industrie gefordert, sondern auch die der katholischen Kirche. Die Pfarrei St. Pankratius war bemüht, den zahlreichen Neubewohnern eine geistige kirchliche heimat zu geben. Weil dies organisatorisch kaum zu lösen war (etwa 20.000 Seelen mußten betreut werden), plante man auch für den Ortsteil Heide-Eisenheim eine Rektoratsgemeinde.
Schon am 02. Juni 1900 wurde ein Pfarrbauverein gegründet, der fortan harte Goldmark fgür das Bauvorhaben sammelte. Am 03. Oktober 1909 konnte auf dem von Landwirt Franz Freitag geschenkten Grund und Boden für die St. Josef Kirche von Pfarrer Bernhard Strumann der Grundstein gelegt werden. Zwölf Monate dauerte es nur, bis Weihbischof Eberhard Illigens aus Münster am 18. Oktober 1910 das neue Kirchengebäude einweihen konnte.
Bei der kreuzförmigen Basilika griff Architekt Franz Lohmann, der in unterschiedlichen Stilformen gearbeitet hat, auf neuromanische Gestaltungselemente zurück, die er zuvor an verschiedenen Kirchen in seiner Heimatstadt Recklinghausen durchgespielt hatte. Lohmanns Sakralbauten zeichnen sich durch abgewogene Fassadengliederung und sinnvolle Raumdisposition bei sparsamer Verwendung von Ornamentik aus.
Die neue Rektoratsgemeinde, die 1922 zur selbständigen Pfarrei erhoben wurde, wuchs trotz der turbulenten Jahre des ersten Weltkrieges und der Nachkriegszeit innerlich und äußerlich. Mit dem sogenannten Dritten Reich wurde das blühende Pfarrleben jäh unterbrochen.
Das Kirchengebäude wurde am 28. Dezember 1945 durch den umstürzenden Kirchturm schwer beschädigt. Als die Kirche 50 Jahre alt wurde, beseitigte man auch die letzten Kriegsschäden. Mit der Renovierung wurde gleichzeitig der Innenraum so gestaltet, daß er den neuen liturgischen und seelsorglichen Ansprüchen gerecht wurde.
Altar und Ambo sind aus Kalkmuschelstein gefertigt. Von Hermann Kunkler aus Raesfeld stammen das aus Kupfer und Emailleteilen bestehende Altarkreuz, der Tabernakel und sechs Bronzeleuchter.
Die von Grete Gömmer aus Ochtrup entworfenen Chorfenster haben Christus in seiner Herrlichkeit zum Thema. Beeindruckend ist auch das, ebenfalls von Kunkler geschaffene, Kreuz in der Turmkapelle, das an das Leid des Krieges erinnern soll. Die Rosenkranz Madonna aus Bronze entstand in der Kölner Werkstatt des Künstlers Egino Weinert. Die recht gelungene, von Jan Tiefert aus Lindenholz geschnitzte Josef Statue hält das Bewußtsein an den Patron der Kirche wach.
In den fünfziger Jahren erhielt die Gemeinde einen Kindergarten und ein Jugendheim.
Seit ihrer Gründung zeichnet sich die St. Josef Gemeinde dadurch aus, das sie allen Anliegen der Kirche stets aufgeschlossen gegenübersteht. Ökumenische Kontakte sind nur ein Beweis dafür. Auch missionarischer Geist ist in der Gemeinde, die aus ca. 3.800 Gläubigen besteht, zu finden.
Sorgen bereitet seit einigen Jahren die sinkende Kirchenbesucherzahl, der trotz mannigfacher Initiativen nicht Einhalt geboten werden konnte.
Schäden am Gebäude infolge Kriegseinwirkungen und Bergbau konnten weithin behoben werden, Schäden im Gemeindeleben infolge schwindender Glaubenssubstanz sind sicherlich viel schwieriger zu beheben, schrieb dazu Eduard Lieberz als langjähriger Pfarrer der Gemeinde. Möge durch das Glaubenszeugnis früherer Generationen neue Glaubensfreude für die Zukunft geschenkt werden. Und der zu der Zeit amtierende Stadtdechant Gregor Rehne machte diesbezüglich mit einem Zitat von Antoine de Saint-Exupery Mut: Eine Gemeinschaft ist nicht die Summe von Interessen, sondern die Summe der Hingabe.
Zeittafel von St. Josef – die erste Tochterkirche der Mutterkirche St. Pankratius
1900
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02. Juni | wurde ein Pfarrbauverein gegründet |
1909
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03. Oktober | Grundsteinlegung |
1910
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29. September | Abpfarrung der kath. Gemeinde Osterfeld-Heide (St. Josef Kirche) von der Mutterkirche „St. Pankratius„. |
18. Oktober | Einweihung St. Josef Kirche auf der Heide / Vestische Straße durch den Weihbischof Eberhard Illigens aus Münster | |
1922
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12. Dezember | St. Josef in Osterfeld-Heide wird selbständige Pfarrei. |
1932
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01. Januar | Der Bischof von Münster gliedert die Osterfelder Pfarreien St. Pankratius, St. Antonius und St. Josef aus dem Dekanat Bottrop aus und führt sie dem Dekanat Sterkrade zu. |
1945
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28. Dezember | St. Josef teilweise zerstört durch umstürzenden Kirchturm |
1946
– 48 |
Wiederaufau der St. Josef Kirche | |
1952
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30. November | Einweihung des Jugendheims der St. Josef Gemeinde, Osterfeld-Heide. |
1962
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01. Januar | Die Osterfelder Kirchen werden unter Dechant Denkhoff aus dem Sterkrader Dekanat ausgegliedert und bilden selbst das Dekanat Osterfeld. |
1988
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01. August | Karl Wehling wird Dechant von Osterfeld |
2002
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01. Oktober | fusionieren die Osterfelder Pfarren St. Antonius, St. Jakobus und St. Josef zur Gemeinde St. Franziskus Osterfeld mit rund 10.000 Mitgliedern. St. Antonius wird zur Pfarrkirche und die Kirchen St. Jakobus und St. Josef zu Filialkirchen. |
2004
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01. Januar | löst Ruhrbischof Dr. Felix Genn das seit Dezember 1961 selbständige Dekanat Osterfeld auf und gliedert die Pfarren dem Dekanat Sterkrade an. Pfarrer Hans-Jürgen Vogel (St. Josef Buschhausen) ist neuer Dechant. |